Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
jetzt etwa mir die Schuld zuschieben?«
Sie atmete tief durch. »Nein, nein, natürlich nicht.« Jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich feige aus der Affäre zu ziehen. Sie musste den Tatsachen ins Auge sehen. Sie stand auf und zog ihr Nachthemd über den Kopf. »Es tut mir Leid, Kevin.
Aufrichtig Leid. Ich neige in letzter Zeit etwas zu Verrücktheiten.«
»Ich habe keinen verdammten Schimmer, wovon Sie da reden.«
»Ich entschuldige mich. Es ist mir äußerst peinlich.« Ihre Stimme zitterte. »Nein, peinlich ist wohl kaum der richtige Ausdruck. Ich schäme mich zutiefst. Lassen Sie uns bitte - lassen Sie uns die Sache vergessen.«
»Das könnte Ihnen so passen.« Er griff nach einer dunkelgrünen Boxershort auf dem Fußboden und zog sich an.
»Es tut mir Leid.« Sie war ja bereit, zu Kreuze zu kriechen, aber scheinbar nützte es nichts. Da kehrte sie wieder die lebensüberdrüssige, verwöhnte Erbin heraus. »Um die Wahrheit zu sagen, ich fühlte mich etwas einsam, und Sie waren gerade verfügbar. Außerdem sind Sie als Playboy bekannt. Da dachte ich, es würde Ihnen nichts ausmachen.«
»Ich war verfügbar?« Die Luft im Raum knisterte wie aufgeladen. »Wissen Sie überhaupt, was Sie da sagen? Wie würde man es wohl nennen, wenn die Situation umgekehrt wäre?«
»Ich verstehe nicht, worauf Sie hinaus wollen.«
»Wie würde man die Sache nennen, wenn ich beschließen würde, bei Ihnen ins Bett zu kriechen, einer nichts ahnenden, wehrlosen Frau?«
»Es wäre -« Sie zupfte nervös am Saum ihres Nachthemdes. »Oh, natürlich, ich verstehe, was Sie meinen.«
Er funkelte sie aus schmalen Augen an, seine Stimme klang gefährlich leise. »Vergewaltigung würde man es nennen.«
»Sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, ich hätte … ich hätte Sie vergewaltigt?«
Er erwiderte kalt ihren Blick. »Doch, das will ich.«
Dass es so schlimm kommen würde, hätte sie nicht gedacht. »Aber das ist ja lächerlich. Sie haben doch mitgemacht!«
»Nur weil ich geschlafen habe, außerdem dachte ich, Sie wären jemand anders.«
Das saß. »Ich verstehe.«
Er ließ sich nicht beirren. Sein Ausdruck verhärtete sich nur noch. »Sie mögen es vielleicht nicht glauben, aber ich bevorzuge es, eine Beziehung zu haben, bevor ich mit jemandem ins Bett gehe. Und ich lasse mich von niemandem benutzen.«
Und genau das hatte sie getan. Sie hätte heulen können. »Es tut mir so Leid, Kevin. Wir wissen beide, dass mein Benehmen ungeheuerlich war. Können wir es nicht dabei belassen?«
»Mir bleibt wohl nichts anderes übrig«, stieß er hervor. »Ich werde mich wohl kaum der Presse zum Fraß vorwerfen.«
Sie machte einen Schritt zur Tür. »Ich werde niemals ein Wort darüber verlieren, zu niemandem, das müssen Sie mir glauben.«
Er starrte sie nur angewidert an.
In ihrem Gesicht zuckte es. »Es tut mir Leid. Wirklich.«
4
Daphne sprang von ihrem Skateboard und kniete sich tief ins hohe Gras, um in das kleine Nest zu sehen.
Daphne findet ein Babyhäschen (erste Notizen)
Kevin fiel zurück in die Pocket. Fünfundsechzigtausend schreiende Fans waren von ihren Plätzen aufgesprungen, doch eine tiefe Ruhe hüllte ihn wie in einen Kokon ein. Er dachte weder an die Fans, noch an die Kameras oder die Reporter von Monday Night Football in ihrer Box. Er hatte nur im Kopf, wozu er geboren war - dieses Spiel zu spielen, das einzig und allein für ihn erfunden worden war.
Leon Tippett, sein Lieblingsreceiver, lief seine Runde, wie man es nicht besser von ihm hätte erwarten können, machte sich frei, bereit für jenen süßen Augenblick, in dem Kevin den Ball in seine Hände versenken würde.
Dann, in ekundenschnelle, kippte das Spiel. Die gegnerischen Saftys tauchten wie aus dem Nichts auf, um den Pass abzufangen.
Er spürte das Adrenalin in seine Adern schießen. Er war weit hinter der Anspiellinie und brauchte dringend einen weiteren Receiver, doch Jamal lag gerade am Boden und Stubs wurde von zwei Mann gedeckt.
Briggs und Washington durchbrachen die Linie der Stars und hielten direkt auf ihn zu. Dieselben Feuer speienden Monster, in Gestalt von Tampa Bay Defensive Ends, hatten ihm im letzten Jahr die Schulter ausgekugelt, doch Kevin machte keine Anstalten, den Ball abzugeben. Mit der gleichen
nverfrorenheit, die ihm in letzter Zeit so viel Ärger eingebracht hatte, blickte er nach links, machte dann eine scharfe, blinde, unvernünftige Wendung nach rechts. Er brauchte eine Lücke in dieser Wand aus weißen Trikots. Er
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