Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
erziehende Mutter zu werden. Sie hatte überhaupt nicht daran gedacht, Mutter zu werden. Jetzt konnte sie an nichts anderes mehr denken. Die Ruhelosigkeit, die immer tief in ihr drinnen gepocht hatte, war wie weggeblasen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das ungewohnte Gefühl, dass alles genauso war, wie es sein sollte. Endlich würde sie eine eigene Familie haben.
Ruh leckte ihre Hand. Sie schloss die Augen und gab sich den Tagträumen hin, die jetzt, da sie den anfänglichen Schock
überwunden hatte, ihre Fantasie beherrschten. Ein kleiner Junge? Oder ein Mädchen? Ihr war beides recht. Sie hatte genügend Zeit mit ihren Neffen und Nichten verbracht, um sicher zu sein, dass sie für beide eine gute Mutter sein könnte und sie dieses Baby wie eine Mutter und ein Vater lieben würde.
Ihr Baby. Ihre Familie.
Endlich.
Sie streckte sich wohlig, zufrieden mit sich und der Welt bis in die Zehenspitzen. Das war es, was sie all die Jahre gesucht hatte, eine eigene Familie. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so friedlich gefühlt zu haben. Sogar ihr Haar war weicher geworden, nicht mehr brutal kurz geschnitten, auch die Farbe hatte zu ihrem natürlichen warmen Braunton zurückgefunden. So wie es ihr am besten stand.
Ruh stupste mit seiner feuchten Schnauze gegen ihre Hand.
»Hast du Hunger, mein Kleiner?« Sie stand auf und wollte gerade in die Küche gehen, als das Telefon wieder klingelte. Ihre Knie begannen schon wieder zu zittern, doch es war nur Phoebe.
»Dan und ich hatten eine Besprechung in Lake Forest. Wir sind jetzt ungefähr beim Edens und haben Hunger. Hast du Lust, mit uns bei Yoshis zu essen?«
»Gute Idee.«
»Großartig, also dann in einer halben Stunde.«
Als Molly auflegte, versetzte ihr die Erkenntnis, wie sehr sie die beiden verletzen würde, einen schmerzhaften Stich. Sie wusste, wie gern die beiden sie glücklich sehen würden, wie sehr sie ihr wünschten, dass sie jemanden fand, den sie aus tiefstem Herzen liebte und mit dem sie eine Familie gründen würde. Aber den wenigsten Menschen war ein solches Glück beschieden.
Sie schlüpfte in ihren schon etwas abgetragenen Dolce &
Gabbana-Pullover und einen figurbetonten, knöchellangen tiefschwarzen Rock, den sie im letzten Frühjahr bei Fields zum halben Preis ergattert hatte. Kevins Anruf hatte sie ganz nervös gemacht, sie schaltete den Fernseher ein, um auf andere Gedanken zu kommen. In letzter Zeit hatte sie sich angewöhnt, die Wiederholungen von Lace, Inc. zu gucken. Die Serie weckte alte Erinnerungen an die wenigen angenehmen Augenblicke ihrer Kindheit in ihr.
Sie rätselte immer noch über Kevins Verbindung zu Lilly Sherman. Phoebe würde es wissen, aber Molly wollte seinen Namen lieber nicht erwähnen, auch wenn Phoebe keine Ahnung hatte, dass sie in Door County mit ihm zusammengetroffen war.
»Lace is on the case, oh yeah … Lace can solve the case, oh yeah …«
Gleich nach dem Vorspann kam Werbung, dann sah man Lilly Sherman als Ginger Hill in knappen weißen Shorts über den Bildschirm hüpfen, ihre Brüste quollen aus einem giftgrünen Bikinioberteil. Das rostrote Haar umspielte ihr Gesicht, goldene Ohrringe streiften ihre Wangen und ihr verführerisches Lächeln versprach sinnliche Freuden.
Die Kamera fuhr zurück, und man sah beide Detektivinnen am Strand. Im Kontrast zu Gingers gewagter Aufmachung trug Sable einen Badeanzug mit hohem Beinausschnitt. Molly glaubte sich zu erinnern, dass sie damals angeblich auch privat befreundet waren.
Der Summer ertönte. Sie schaltete den Fernseher ab und öffnete ihrer Schwester und ihrem Schwager die Tür.
Phoebe küsste sie auf die Wange. »Du siehst blass aus. Geht’s dir auch gut?«
»Das macht der Januar in Chicago. Da ist doch jeder blass.« Molly drückte ihre Schwester eine Sekunde länger an sich, als nötig gewesen wäre. Celia, die Henne, eine mütterliche Bewohnerin des Nachtigallenwaldes, die gluckenhaft
über Daphne wachte, hatte sie eigens für ihre Schwester geschaffen.
»Hey, Mizz Molly, wir haben dich vermisst.« Wie üblich umarmte Dan sie so kräftig, dass ihre Rippen knackten.
Als sie seine Umarmung erwiderte, dachte sie, wie glücklich sie doch sein konnte, dass sie die beiden hatte. »Seit Neujahr sind gerade mal zwei Wochen vergangen.«
»Und zwei Wochen, dass du das letzte Mal zu Hause warst. Phoebe wird allmählich hysterisch.« Er warf seine Jacke über die Sofalehne.
Molly nahm Phoebes Mantel und grinste still in sich hinein. Dan ging
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