Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
aber Leid. Ich dachte immer, es sei ein Industriemüllunfall.« Seine langen, schlanken Finger glitten durch das Fell der Katze.
»Slytherin.« Sie knallte den Deckel auf die Mehldose. Was war das für ein Mann, der mehr für eine Katze als für einen außergewöhnlich edlen französischen Pudel übrig hatte?
»Was hast du da gerade gesagt?«
»Nur ein literarischer Bezug, den du nicht verstehen würdest.«
»Harry Potter. Und ich stehe nicht auf Beschimpfungen.«
Seine Antwort irritierte sie. Es fiel ihr von Tag zu Tag schwerer, an ihrer Überzeugung festzuhalten, er habe außer seines Aussehens nichts zu bieten.
Die Pearsons waren ihre ersten Gäste. John Pearson verschlang ein halbes Dutzend Pfannkuchen und eine Portion Rührei, während er Kevin haarklein über ihre bislang erfolglose Suche nach dem Kirtlands Warbler berichtete. Chet und Gwen wollten an diesem Tag abreisen, und als Molly einen Blick ins Speisezimmer warf, bemerkte sie, dass Gwen Kevin mit schmachtenden Blicken an ihren Tisch zu locken versuchte. Etwas später hörte Molly einen Aufruhr vorn im Haus. Sie drehte die Hitze am Herd herunter und lief in die Empfangshalle hinaus, wo der unnahbare Mann, den sie an ihrem Ankunftstag auf der großen Wiese gesehen hatte, Kevin anknurrte.
»Ein Rotschopf. Groß - etwa 1,75. Und schön. Jemand meinte, er hätte sie gestern Nachmittag hier gesehen.«
»Was wollen Sie von ihr?«, fragte Kevin.
»Wir waren verabredet.«
»Was für eine Verabredung?«
»Ist sie hier oder nicht?«
»Dieses Knurren kam mir doch gleich bekannt vor.« Lilly erschien auf dem Treppenabsatz. Irgendwie gelang es ihr,
auch in dem einfachen Leinenhemd und den passenden Wandershorts glamourös zu wirken. Langsam stieg sie die Treppe hinunter, Zentimeter für Zentimeter ein wahrer Filmstar. Erst als sie Kevin gewahrte, hielt sie peinlich berührt inne. »Guten Morgen.«
Er erwiderte mit einem knappen Nicken und verschwand im Speisezimmer.
Lilly erlangte die Fassung wieder. Der Mann, der ihretwegen gekommen war, starrte in Richtung Speisezimmer, und Molly wurde klar, dass er es war, der ihr an ihrem ersten Tag hier aus dem Wald entgegengekommen war. Woher kannte Lilly ihn?
»Es ist halb neun«, grummelte er. »Wir waren für sieben verabredet.«
»Ich habe ein paar Sekunden lang darüber nachgedacht und mich dann fürs Ausschlafen entschieden.«
Er warf ihr einen bitterbösen Blick zu wie ein beleidigter Löwe. »Dann aber los jetzt. Sonst geht mir noch das Licht verloren.«
»Wenn Sie gut genug suchen, werden Sie es bestimmt wieder finden. In der Zwischenzeit werde ich frühstücken.«
Sein Blick verdüsterte sich.
Lilly wandte sich mit eisigem Gesichtsausdruck an Molly. »Könnte ich in der Küche frühstücken statt im Speisezimmer?«
Molly befahl sich, über Lillys Feindseligkeit hinwegzusehen, machte es dann aber doch anders. Dieses Spiel konnten auch zwei spielen. »Natürlich. Vielleicht würden Sie gern beide hier frühstücken? Ich habe Blaubeerpfannkuchen gemacht.«
Lilly sah pikiert aus.
»Gibt’s hier auch Kaffee?«, blaffte er.
Molly hatte sich schon immer zu Personen hingezogen gefühlt, die sich nicht um die Meinung der anderen scherten -
vermutlich, weil für sie selbst die Meinung ihres Vaters so ungemein wichtig war. Die unverschämte Direktheit dieses Mannes faszinierte sie. Sie bemerkte außerdem, dass er sehr sexy für sein Alter war. »So viel Kaffee, wie Sie wollen.«
»Also gut, meinetwegen.«
Molly hatte ein schlechtes Gewissen und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Lilly zu. »Sie können sich jederzeit gern in der Küche aufhalten. Ich bin sicher, Sie wollen nicht schon am frühen Morgen ihren Fans in die Arme laufen.«
»Was denn für Fans?«, wollte er wissen.
»Ich bin einigermaßen bekannt«, sagte Lilly.
»Oh.« Er interessierte sich nicht für ihre Berühmtheit. »Wenn Sie unbedingt essen müssen, könnten Sie sich wenigstens etwas beeilen?«
Lilly wandte sich an Molly, aber nicht um ihn zu ärgern, da war sich Molly sicher.
»Dieser unglaublich egozentrische Mann ist Liam Jenner. Mr Jenner, das ist Molly, die Frau meines … meines Neffen.«
Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen sah sich Molly einer Berühmtheit gegenüber. »Mr Jenner?« Sie schluckte. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue. Ich bewundere ihre Kunst schon seit Jahren. Ich kann nicht glauben, dass Sie hier sind! Ich habe nur - auf dem Foto, das immer von Ihnen abgedruckt wird, haben Sie
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