Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sagen hast?« Loretta war indigniert.
    Tante Mary winkte ab. »Von wem weißt du das überhaupt?«
    »Was?«
    »Diese Damenbesuche?«
    »Ich weiß es eben, und zwar schon länger.«
    »Aus eigener Erfahrung?«
    »Wie soll ich das verstehen, Tante Mary?«
    »Nun, ich habe dich gefragt, ob dir andere davon erzählt haben oder ob du selbst auch schon –«
    »Lady Abbot!!«
    »Also andere.« Tante Mary steckte ungerührt das nächste Plätzchen in den Mund. »Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll oder nicht.«
    »Wie bitte?«
    Tante Mary sagte darauf nichts mehr. Sie schwieg eine Weile, schnaufte nur noch, dies allerdings sichtlich beeindruckt. William war also nicht mehr der unberührte Junge, den sie in ihm gesehen hatte, aus unerfindlichen Gründen natürlich, sondern er hatte Freundinnen. Das war zwar verwerflich, doch Lady Abbot bewunderte jeden, der das, wovon sie früher nur im geheimen zu nippen gewagt hatte, offen genoß. Und so stieg William in ihrer Achtung, zumal sich bei ihr mit dem Gedanken ›Liebe‹ Dinge verbanden, die bestimmt nicht im Sittenkodex der Erziehung zu finden waren, welche man ihr hatte angedeihen lassen.
    »Ich werde mit ihm sprechen«, sagte sie ernst und zu allem fähig. »Er soll sich ein Herz fassen und um deine Hand anhalten.«
    »Tante, mach das ja nicht, ich weiß genau, wie ich reagieren würde«, stieß Loretta erregt hervor.
    »Wie?«
    »Ihm die Tür weisen.«
    Tante Mary fuhr schweres Geschütz auf, indem sie zu weinen begann. Wenn alte, dicke Frauen weinen, kann das einen Stein erweichen. Auch Loretta Gower ging es ans Herz, und sie sagte: »Tante, ich bitte dich, hör auf.«
    »Ich kann nicht.«
    »Ich flehe dich an, Tante.«
    »Dann hör mir zu …«
    »Bitte …«
    »William soll einmal mein Haupterbe sein. Vergiß, daß ich ihn enterben wollte. Das ist natürlich Unsinn. Und an dich werde ich auch denken. Ich vermache dir meinen Landsitz in Wales und zwei Güter in Irland. Damit wärst du auch versorgt.«
    »Ich bin versorgt, Tante, durch meine Kunst, die ich liebe.«
    »Glaub einer alten Frau, die das Leben kennt«, sagte Lady Abbot weise. »Solche Liebe welkt, beziehungsweise – in deinem Falle – die Stimmbänder tun das. Dann stehst du da.«
    »Danke, daß du mich so zartfühlend daran erinnerst.« Loretta stand auf und ging ans Fenster. Sie blickte hinaus in den Park, wo Percy die Hecken beschnitt und sich offensichtlich mit Bebsy zankte. Das Mädchen stand vor ihm und redete zornig auf ihn ein, während Percy ruhig seine Hecke bearbeitete und – da sie ihm zu nahe kam, Bebsy nämlich – ihr einen Zipfel der Schürze abschnippte.
    Bebsy schrie auf und flüchtete auf den Weg. »Gemeiner Kerl!« hörte Loretta sie schimpfen. »Es ist aus zwischen uns! Aus! Aus!«
    Loretta wandte sich ab und mußte lachen. Tante Mary wußte nicht, warum sie das tat, und hielt sich ihr Lorgnon vor die Augen.
    »Worüber lachst du?« fragte sie. »Doch nicht über meine Vorschläge? Vergiß nicht, im Grunde sprach ich über meinen Tod.«
    »Verzeih, Tante.« Loretta zeigte zum Fenster hinaus. »Draußen, mein Gärtner Percy, liegt im Krieg mit meinem Stubenmädchen.«
    »Percy?« Tante Mary sah erstaunt auf. »Welcher Percy? Ein Neuer?«
    »Ja. Seit einer Woche.«
    »Percy?« sagte Tante Mary noch einmal sinnend. »William hat auch einen Percy.«
    »Hatte, Tante. Das ist nämlich der gleiche. Hals über Kopf hat er seine alte Stellung aufgegeben, weil ihm der Lebenswandel seines Herrn nicht mehr behagte.«
    »Das ist ja toll! Seit wann hat sich darum ein Bediensteter zu kümmern?« Tante Mary stampfte mit dem Fuß auf den Boden. »Kann ich den Kerl sprechen? Ich will ein klares Bild über William haben.«
    Loretta nickte und schellte nach Bebsy.
    »Percy soll kommen«, sagte sie zu Bebsy und musterte deren beschädigte Schürze. Bebsy wurde unter diesem Blick rot und verließ schnell wieder das Zimmer. Draußen im Garten schrie sie Percy an:
    »Die gnädige Frau will dich sprechen! Sie hat meine Schürze beguckt! Mit sooo großen Augen! Du … du … du Idiot!«
    Percy legte die Gartenschere weg und kratzte sich in den Haaren. »Was soll ich denn bei ihr?« fragte er.
    »Lady Abbot ist da.«
    »Wer?« Percy war einen Schritt zurückgeprallt. »Lady Mary Abbot?«
    »Ja.«
    »Mein Gott! Die darf mich nicht sehen!«
    »Da wirst du nicht drumrumkommen.«
    »Unmöglich!« Percy glitt hinter einen Busch. »Geh 'rein und sag, mir sei schlecht. Oder noch besser: Sag, ich sei fort,

Weitere Kostenlose Bücher