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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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öffnen und Schließen des schweren Tores geraten war, von der Stirn. »Sei nur froh, daß du nicht zu früh bei Loretta hineingeplatzt bist.«
    »Was heißt das?«
    »Eben den Wagen, hast du den gesehen?«
    »Allerdings. Er kam mir bekannt vor.«
    »Bekannt?« Percy klatschte sich auf die Schenkel. »Mir kam er sogar sehr bekannt vor! Weißt du, wem er gehört?«
    »Wem?«
    »Deiner Tante Mary.«
    William schnellte empor wie von einer Tarantel gestochen. »Großer Gott! War die hier? Was wollte sie?«
    »Unter anderem wollte sie von mir wissen, was ich hier mache.«
    »Und? Was hast du gesagt?«
    »Daß ich bei dir gekündigt habe, weil mir dein Lebenswandel nicht mehr gepaßt hat. Deine Weiber in London.«
    »Meine Weiber in London? Bist du verrückt? Loretta stand doch dabei?«
    »Saß.«
    »Wie bitte?«
    »Sie stand nicht dabei, sondern sie saß, William.«
    »Percy, du Idiot, mach mich nicht wahnsinnig! Meine Weiber in London!«
    Drohend kam der Lord auf Percy zu, der hurtig zurückwich, wobei er hervorstieß: »Das war doch das Beste für dich, was ich sagen konnte.«
    »Wieso denn?«
    »Weil Loretta dadurch in dir den großen Herzensbrecher, den Ladykiller sieht. Das macht einen Mann für die Frauen interessant – nicht, daß er solide ist.«
    »Meinst du?« Williams Hand, die schon zum Schlag erhoben war, hielt inne.
    »Selbstverständlich. Daß dir solche Binsenwahrheiten, die schon dem alten Adam im Paradies geläufig waren, nicht bekannt sind, wundert mich aber.«
    »Dem alten Adam im Paradies konnte diesbezüglich gar nichts geläufig sein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es ihm an Ladies zum Killen gefehlt hat. Da gab's nur die Eva, und die hat bekanntlich nicht er gekillt, sondern sie ihn.«
    »Macht nichts. Auf alle Fälle ist Loretta nun bestimmt neugieriger auf dich als vorher. Im übrigen scheint man ihr bezüglich deiner Bekanntschaften in London schon einiges hinterbracht zu haben. Sie weiß jedenfalls Bescheid.«
    »Wer sagt das?«
    »Sie selbst.«
    »Allmächtiger!«
    »Ja, sie hat gegenüber Lady Abbot davon angefangen. In meinem Beisein.«
    »Und?«
    »Die Lady war natürlich erschüttert, äußerst böse.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Nicht auf dich – auf mich!«
    »Auf dich?«
    »Weil einen Domestiken das Ganze nichts anginge.«
    »Da hat sie recht. Mich interessiert aber nicht, wie Lady Abbot reagierte, sondern Loretta.«
    »Das sagte ich dir doch: günstig!«
    »Was heißt günstig?«
    »Sie hatte einen nicht zu übersehenden neugierigen Schimmer in ihren Augen, obwohl sie bemüht war, sich einen anderen Anschein zu geben.«
    »Willst du damit sagen, daß sie neugierig auf mich ist?«
    »Auf Lord Ashborne. Vorläufig bist du ja noch der Kutscher Flip, vergiß das nicht.« Percy sah auf die Uhr. »Es ist übrigens nun wirklich Zeit für dich, daß du dich dem Butler vorstellst. Komm, laß uns gehen.«
    Erwartungsvoll begaben sich die beiden zur Wohnung des Butlers Stoke.
    Der Butler Stoke war begeistert, weil Flip schon jetzt seinen Dienst antreten konnte, und nicht erst am nächsten Ersten, und empfing ihn mit herzlichem Händedruck. Auch Bebsy warf Flip aus ihren Kulleraugen heiße Blicke zu und ignorierte Percy völlig, der vergeblich mit ihr ein Gespräch anzufangen suchte.
    Stoke sagte: »Das trifft sich alles ausgezeichnet. Die gnädige Frau wird Sie sicher bitten lassen, noch heute nachmittag zu ihr zu kommen. Sie will Sie kennenlernen, weil sie, wenn ich mich nicht irre, schon morgen mit Ihnen eine Ausfahrt mit dem Zweispänner machen will. Am besten ist, Sie kommen gleich mit mir und probieren die Livree an, dann können Sie anschließend zur gnädigen Frau hinübergehen.« Stoke rieb sich die Hände. Ein geeigneter Mann, dachte er. Groß, kräftig – der weiß mit Pferden umzugehen.
    Zusammen begaben sie sich zur Kleiderkammer, die William eine halbe Stunde später als schmucker Kutscher in einer grünen Livree mit goldenen Verschnürungen verließ. Er ging ein wenig steif mit den hohen Reitstiefeln und fühlte sein Herz bis zum Hals klopfen, als er, von Percy begleitet, die Freitreppe emporstieg und dort von der Kammerzofe Bebsy in Empfang genommen wurde.
    »Die gnädige Frau läßt bitten«, sagte Bebsy und musterte William wohlgefällig. Ein toller Mann, dachte sie, in ihrem Urteil von dem ihres Vaters etwas abweichend. So etwas fehlt mir für meine unruhigen Nächte.
    William schritt durch eine breite Diele und einen kleinen Teesalon, ehe Bebsy die Schiebetür zum

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