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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Lachen von ihr blieb es also. Es war die einzige Antwort, die möglich war, und William dachte wütend, daß Loretta kein Herz im Leib habe. Wie kann eine Frau lachen, wenn man zu ihr von einem unglücklichen Mann spricht? Langsam glaubte William es selbst, daß er eine tragische Figur wurde, und runzelte die Stirn. Das verlieh seinem langen Gesicht den Ausdruck großen, mit Standhaftigkeit ertragenen Leides.
    »Ich weiß, daß Lord Ashborne sehr unglücklich war«, erklärte er ernst. »›Flip‹, sagte er eines Tages zu mir, ›fahr mich hinaus zum Loch Ness. Ich bin traurig, ich möchte Schluß machen mit mir.‹ – ›Aber nicht doch, Mylord!‹ habe ich da gerufen. ›Wie können Sie an so etwas denken? Ich bitte Sie, es gibt doch Frauen genug auf der Welt! Es muß ja nicht gerade die eine sein!‹«
    »So, das haben Sie zu Lord Ashborne gesagt?« Loretta sah Flip herausfordernd an. Das ist ja allerhand, dachte sie. Jetzt fängt er an, mich herabzusetzen. Es muß ja nicht gerade die eine sein.
    »Ja.«
    »Und er hat Ihnen nicht widersprochen, Flip?«
    »Nein, Mylady. Er stimmte mir sogar zu und sagte: ›Recht hast du, Flip. Fahren wir nach London und vergessen wir die …‹«
    William brach ab.
    »Was ist?« fragte ihn Loretta. »Warum verstummen Sie?«
    »Ich will nicht, daß Sie sich beleidigt fühlen, Mylady.«
    »Wieso beleidigt fühlen?«
    »Weil er einen bösen Ausdruck gebraucht hat.«
    »Der mir galt?«
    »Ja, Mylady.«
    »Ich will ihn wissen. Los, er sagte also, ›recht hast du, Flip, vergessen wir die …‹«
    »… dumme Gans.«
    »Das hat er nicht gesagt!« rief Loretta. »Nein, das glaube ich nicht, so unverschämt ist er nicht!«
    »Mylady, ich nehme es auf meinen Eid.«
    Natürlich, jetzt, jetzt hat er es gesagt, dachte Loretta empört. Hier, vor mir, als der kleine Kutscher Flip. Raffiniert hat er das gemacht, der Lord Ashborne, schlau. Aber warte, mein Lieber, zur Strafe sollst du noch manchen Tag schwitzen unter deiner glatten Maske, Kutscher Flip.
    »So, er hat es also gesagt?« Loretta Gower schlug den Weg aus der Schneise heraus zu den Pferden ein, was William gar nicht recht war. »Nun, dann bestätigt sich eben doch immer wieder, daß Lord Ashborne ein ungezogener Mensch ist, ein Flegel. Fuhr er denn anschließend nach London?«
    »Wieso nach London?«
    »Sie sagten doch selbst, daß er es vorziehen wollte, sich nicht zu erschießen –«
    »Erschießen?«
    »– oder sich im Loch Ness zu ertränken, sondern nach London zu fahren … wahrscheinlich zu seinen Weibern.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich denke, Sie wissen alles von ihm?«
    »Wie kommen Sie darauf?« antwortete Flip.
    »Nein? Sie wissen nicht alles von ihm?« Loretta blickte ihn hintergründig an, dann wandte sie sich ab. Sie konnte nämlich nicht umhin zu lächeln, wollte aber dieses Lächeln vor ihm verbergen.
    »Na schön, machen Sie kehrt, ich will nach Hause, Flip.«
    William nahm auf der Straße die Pferde vorne am Geschirr und führte sie im Kreis. So umging er das Wenden und setzte sich dann stolz wieder auf den Bock. »Befehlen Mylady einen flotten Galopp?« fragte er sogar übermütig.
    »Bitte, nein.« Loretta blickte vor sich auf die Straße. Hat nun er die erste Schlacht gewonnen oder ich? fragte sie sich und fand keine Antwort. Und sie achtete nicht mehr weiter darauf, ob Flip die Pferde richtig lenkte oder falsch. Man kam so schweigend und zu Percys Erstaunen wohlbehalten zu Hause wieder an.
    Auf jeden Fall war also die erste Fahrt besser verlaufen, als zu befürchten gewesen war, und Percy gab sich alle Mühe, die Pferde heimlich zu putzen und die Hufe auszustechen. Und es hätte sich wohl auch noch länger alles in vollem Frieden entwickelt, wenn nicht Loretta etwas getan hätte, das weder William noch Percy erwarteten.
    Eines Tages ließ sie nämlich Flip rufen und sagte zu ihm: »Flip, machen Sie den Tourenwagen fertig, wir werden heute nachmittag Lord Ashborne in Invergarry besuchen.«
    »Wen?« William glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    »Ihren früheren Herrn, Lord Ashborne. Er wird sich freuen, Sie wiederzusehen. Außerdem will ich ihn fragen, ob er nicht doch das Gedicht von Ihnen vertonen will.«
    William war bleich geworden, nickte und verließ das Zimmer. Draußen rannte er zu Percy, der im Garten arbeitete, und zog ihn in die Laube am Rande des Parks.
    »Es ist aus, Percy«, stieß er hervor. »Komm, pack' sofort die Koffer, wir hauen ab. Loretta will mit mir zu Lord Ashborne

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