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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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you.«
    Wollen Sie das lesen? So richtig Schmalz aufs Brot? Und die Wipfel der Bäume sangen halleluja. Die Lerche trillerte am Himmel zum Lobe der Schöpfung, die so herrlich ist. Tririlililili …
    Nein, so war es bestimmt nicht; Sie können es mir glauben. Ich bin nach wie vor entschlossen, Ihnen kein unwahres Wort zu sagen und meiner Chronistenpflicht absolut korrekt nachzukommen. Loretta und Flip fuhren hinaus in die Natur. Soweit stimmt alles. Auch die Vöglein sangen, die Grillen zirpten im Gras, die Lerche stieg in den Himmel und trillerte. Das kann man alles nicht leugnen. Aber Loretta sagte nicht zu Flip: »Küß mich, Liebster, meine Augen sind selig geschlossen«, sondern sie meinte nach einer Fahrt von fünf Kilometern (genau fünftausendzweihundert Metern): »Flip, Sie sind ein Schwätzer!«
    Hoppla, das sieht nicht nach Liebe aus. Nein, wirklich nicht. Verliebte sagen nicht Schwätzer, sondern finden einen adäquaten Ausdruck, der nicht so rauh ist. Die Terminologie der Liebe strotzt ja von Bezeichnungen, die aller Vernunft spotten. So sagt eine verliebte Maid vielleicht zu ihrem Schatz: »Mein süßes Schäfchen …« Das soll ganz lieb sein. Und eine reife Frau meint: »Hugo, du bist wirklich ein Dummerchen …« Damit leitet sie die Schlacht ein, an deren Ende sie ein neues Kleid gewinnt. Ganz raffinierte Weiber streicheln den Mann unterm Kinn und flüstern: »Bist du mein lieber Onassis …?« Dann geht es klarerweise um höhere Beträge, etwa für einen neuen Pelzmantel. Und wenn ich jetzt, bei Gott und allen Musen, den Haß sämtlicher Frauen auf mich ziehe: Es gibt keine Vertreterin des schwachen Geschlechts, die in einer verliebten Stunde nicht mindestens einmal einen solchen süßen, sinnlosen Ausdruck gebraucht.
    Aber Schwätzer? Und dann aus dem Mund von Loretta Gower? Liebe Leser, geben Sie es ruhig zu, das stimmt Sie bedenklich. Mich übrigens auch, denn ich weiß jetzt nicht, wie ich Ihnen den Fortgang der Dinge der Reihe nach erklären soll.
    Es begann damit, daß Flip nach diesen fünf Kilometern die Zügel der Kutsche selbst übernehmen mußte, weil Loretta über Müdigkeit in den Armen klagte.
    William wechselte mit seiner Angebeteten den Platz auf dem Kutschbock. Fieberhaft überlegte er: Wie läßt man die Pferde antraben? Wie hat Loretta das vorhin gemacht? Er ließ die Zügel schnellen und schnalzte mit der Zunge, aber die Pferde bewegten sich nicht.
    William preßte die Lippen aufeinander. Wieder ließ er die Zügel schnellen und schnalzte mit der Zunge. Ajax wedelte mit den Ohren, doch er stand wie ein Pfahl.
    »Nanu?« sagte Loretta und schaute Flip von der Seite her an. »Was ist denn? Worauf warten Sie, Flip?«
    »Auf nichts, Mylady.« William fühlte, wie ihm kalter Schweiß ausbrach. Verfluchte Gäule! dachte er. Kennen noch nicht einmal das erste Kapitel aus dem ›Handbuch für das Kutscherwesen‹. Das soll einer verstehen. Und bei Loretta haben sie pariert. Ajax, o Ajax, mein lieber Freund, sei brav, geh den anderen mit gutem Beispiel voran.
    Wieder ließ er die Zügel schnellen und schnalzte laut. Die Zungenspitze tat ihm davon schon weh.
    Die Pferde rührten sich nicht, am wenigsten der gute Freund Ajax.
    William begann seine eigene Geburt zu verwünschen. Loretta saß steif neben ihm auf dem Bock und sah ihn beharrlich an.
    »Ich glaube, irgend etwas machen Sie falsch«, sagte sie.
    »Mir kommt es auch so vor, Mylady.« Flip ließ die Zügel sinken. »Aber was?«
    »Versuchen Sie doch, wenn es Ihnen nichts ausmacht, an der Kandare zu ziehen.«
    Dicker Spott klang in Lorettas Stimme. William wurde blutrot und zog an der Kandare. Prompt geriet Bewegung in die Pferde.
    »Sie gehen!« rief er voller Freude, so, als habe er eine weltbewegende Entdeckung gemacht.
    »Man sieht's.« Loretta griff ihm in die Zügel und zog an ihnen; die Pferde trabten gehorsam an. »Der Schaukelgang von denen macht mich seekrank«, sagte sie.
    Jetzt bewegte sich das Gespann in flottem Trab, und Flip hing auf dem Bock, hielt sich an den Zügeln fest und ließ die Pferde einfach laufen. Sie kamen an eine Wegegabelung – die Gäule schlugen nach eigenem Ermessen einen Bogen nach rechts. Loretta faßte Flip am Ärmel der schönen grünen Livree.
    »Ich wollte eigentlich den linken Weg nehmen«, meinte sie tadelnd.
    »Zu spät, Mylady.« William war froh, daß die Pferde überhaupt liefen. Aber Loretta Gower hatte ihren eigenen Kopf. Sie schüttelte diesen und sagte: »Wenden Sie bitte,

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