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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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ist, tut mir nicht leid. Wenn dir das ein Trost sein kann."
      Tally dachte an die Läsionen in Shays Gehirn, an die kleinen Krebsgeschwüre oder Wunden oder was immer sie sein mochten, von denen Shay nicht einmal etwas wusste. Sie waren dort irgendwo, sie veränderten die Gedanken ihrer Freundin, verzerrten ihre Gefühle, nagten an den Wurzeln ihres Wesens. Brachten sie dazu, Tally zu verzeihen.
      "Danke, Shay. Aber nein, das kann es nicht."

 
  Nachts allein
      

      
      Tally und Shay waren als Erste in der Höhle.
      Croy traf einige Minuten später ein. Ohne Vorwarnung durchbrachen er und sein Brett in einer plötzlichen Explosion von Spritzern und Flüchen den Wasserfall. Er taumelte in die Dunkelheit, rollte über den Boden und schlug dabei mehrmals heftig auf.
      Tally stolperte aus dem hinteren Teil der Höhle, mit einer Taschenlampe in der einen Hand.
      Croy schüttelte den Kopf und stöhnte. "Ich hab sie abgeschüttelt."
      Tally schaute sich den Höhleneingang an, wo das Wasser einen soliden Vorhang vor die Nacht draußen schob. "Das will ich auch hoffen. Wo sind die anderen?"
      "Keine Ahnung. Maddy hat gesagt, wir sollen alle unterschiedliche Richtungen einschlagen. Und weil ich allein war, bin ich zuerst um den gesamten grünen Gürtel geflogen, um sie abzulenken." Er legte den Kopf in den Nacken und keuchte noch immer. Aus seiner Hand fiel ein Positionsfinder.
      "Himmel. Da warst du aber schnell."
      "Was du nichts sagst. Und das ohne Auffangarmbänder."
      "Kenn ich. Aber immerhin hattest du Schuhe an", sagte Tally "Bist du verfolgt worden?"
      Er nickte. "Ich hab mein Peilgerät so lange festgehalten, wie das
      nur ging. Und deshalb sind die meisten Specials mir gefolgt. Aber im
       Gürtel wimmelte es nur so von Leuten mit Hubbrettern. Du weißt schon, Uglies aus der Stadt. Und die Specials haben uns dauernd miteinander verwechselt."
      Tally lächelte. Dex, An und Sussy hatten gute Arbeit geleistet. "Geht's David und Maddy gut?"
      "Gut würde ich nicht sagen", antwortete er leise. "Aber sie sind gleich nach dir abgehauen und ich hatte nicht den Eindruck, dass sie verfolgt wurden. Maddy hat gesagt, sie würden sofort zu den Ruinen fliegen. Und wir sollen sie morgen Nacht dort treffen."
      "Morgen?", fragte Tally.
      "Maddy möchte ein wenig mit David allein sein, weißt du."
      Tally nickte, aber dabei verkrampfte sich ihr Herz. David brauchte sie. Das hoffte sie zumindest. Bei der Vorstellung, dass David allein mit Az’ Tod fertig werden musste, wurde das eisige Gefühl in ihrem Magen noch kälter.
      Natürlich war Maddy da. Az war schließlich ihr Mann gewesen und Tally hatte ihn nur einmal getroffen. Aber trotzdem.
      Sie seufzte. Tally versuchte sich an das Letzte zu erinnern, was sie zu David gesagt hatte, und sie wünschte, sie hätte tröstendere Worte gefunden. Sie hatte nicht einmal die Zeit gehabt, ihn in den Arm zu nehmen. Seit dem Überfall auf Smoke war Tally nur die eine Stunde während des Sturms von ihm getrennt gewesen, und jetzt würde sie ihn einen ganzen Tag nicht sehen.
      "Vielleicht sollte ich zu den Ruinen gehen. Ich könnte heute Nacht hinwandern."
      "Spinnst du?", sagte Croy. "Die Specials suchen uns doch noch."
      "Aber falls sie etwas brauchen ..."
      "Maddy lässt dir ausrichten: Nein."
      Astrix und Ryde erschienen eine halbe Stunde später und flogen eleganter als Croy in die Höhle. Auch sie konnten von ihrer Flucht vor den Hubwagen berichten. Die Verfolgung war chaotisch gewesen, die Specials schienen überfordert von allem, was in dieser Nacht passiert war.
      "Sie sind nicht mal in unsere Nähe gekommen", sagte Astrix.
      Ryde schüttelte den Kopf. "Die flogen kreuz und quer."
      "Das ist so, als ob wir eine Schlacht gewonnen hätten, wisst ihr", sagte Croy. "Wir haben sie in ihrer eigenen Stadt geschlagen. Und sie wie Trottel dastehen lassen."
      "Vielleicht brauchen wir uns jetzt nicht mehr in der Wildnis zu verstecken", sagte Ryde. "Es könnte so sein wie früher, als wir Uglies waren und Streiche gespielt haben. Aber wir würden der ganzen Stadt die Wahrheit sagen."
      "Und wenn wir gefangen werden, kann Tally uns retten kommen", brüllte Croy.
      Tally versuchte zu lächeln, als sie so gelobt wurde, aber sie wusste, sie würde sich erst wieder über etwas freuen können, wenn sie David wiedergesehen hatte. Und das würde erst morgen Nacht passieren. Sie kam sich vor wie eine Verbannte, ausgeschlossen von dem

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