Verlobt für eine Nacht
hinaus, denn er wollte auf keinen Fall analysieren, was Eves Blick zu bedeuten hatte. Er hatte ihr gesagt, dass Familienleben nichts für ihn war. Und der verbleibende dunkle Schatten seines Albtraums hatte ihn daran erinnert, dass er dieses Risiko wirklich niemals eingehen durfte. Er trug nun einmal ein unheilvolles Erbe mit sich herum.
Egal, was Eves Blick besagte, nach zwei weiteren Nächten würde er sich von ihr lösen. Mehr als dieses Wochenende wollte er nicht, und ganz sicher wollte er nicht ihr Mitleid.
Nach dem Frühstück trafen sich alle am Kai, um einen Tagesausflug zu machen: vormittags eine Segeltour und dann mit dem Hubschrauber zu weiter entfernten Teilen der Inselgruppe und zum Korallenriff. Hannah hatte Sam bereits mit ins große Haus genommen, wo es ein Kinderzimmer mit viel Spielzeug gab. Eve hatte also frei und konnte die schöne Umgebung genießen – und die Aufmerksamkeit ihres heißblütigen Begleiters. Das hatte sie auch fest vor, denn beides würde nur noch von kurzer Dauer sein.
Als sie zwischen Palmen zur Bucht gingen, hielt Leo ihre Hand. Die warme Brise, der strahlend blaue Himmel und der Mann an ihrer Seite verhießen paradiesische Tage und Nächte. Nun, da Eve sich entschieden hatte, wollte sie jeden Moment genießen. Vielleicht war es verrückt, doch sie glaubte seinem Versprechen, sie nicht im Stich zu lassen, sollte das Schlimmste passieren.
Sie spürte das Sonnenlicht warm auf ihrer Haut, das durch das Blätterdach fiel, schmeckte das Salz in der Luft und roch den betörenden Duft tropischer Blumen. Auf der Insel war es bestimmt zehn Grad wärmer als in Melbourne. Ja, es gab weniger angenehme Möglichkeiten, sich die Zeit bis zur neuen Warmwasserversorgung zu vertreiben.
Eve blickte zu dem Mann neben sich auf. Er hatte die Ärmel seines weißen Hemds hochgekrempelt, und mit seinem Dreitagebart erinnerte er tatsächlich an einen Piraten. Sofort musste sie an die gemeinsamen Liebesstunden denken, und ihr wurde heiß.
„Du siehst sehr zufrieden aus“, stellte Leo fest.
„Ach ja?“ Erst jetzt merkte Eve, dass sie lächelte. „Das muss am Wetter liegen.“
„Guten Morgen!“, begrüßte Maureen sie, die in ihrem Leinenoutfit in Kaffee- und Taupetönen leger-elegant wirkte. „Gefällt Ihnen Ihre Unterkunft?“
„Ja, es ist wunderschön.“ Eve lächelte. „Mir gefällt es hier sehr!“
„Alles ist einfach perfekt“, bestätigte Leo und legte den Arm um Eve.
Die ältere Frau lächelte ebenfalls. „Jetzt verstehen Sie bestimmt, warum wir Sie unbedingt mit hierhernehmen wollten. Und es gibt noch so viel, dass wir Ihnen zeigen möchten!“
„Alle Mann an Bord!“, rief nun Eric Culshaw, der eine Kapitänsmütze trug. Leo half beiden Frauen auf die Jacht, wo Richard und Felicity bereits warteten. Es herrschte echte Urlaubsstimmung, als das Boot durchs azurblaue Wasser glitt, der Wind die Segel flattern ließ und ein atemberaubender Anblick auf den nächsten folgte.
„Ist das nicht toll?“
Felicity, die sich über die Reling beugte, sah in ihrem kurzen Wickelrock und der am Ausschnitt gerüschten Bluse sehr schick aus. Neben ihr fühlte Eve sich in ihren Jeansshorts und dem ärmellosen Top von einer Modekette unscheinbar und langweilig – bis Leo ihr den Arm um die Taille legte und ihr ins Ohr flüsterte: „Deine Shorts sind toll – ich kann es kaum erwarten, sie dir auszuziehen.“ Eve erbebte voller Vorfreude.
Doch zuerst gab es so viele andere Dinge zu entdecken und zu bestaunen: winzige Buchten, steile Felswände, sattgrüne Hügel, weißen Sand und kristallklares Wasser in unzähligen Blau- und Grünschattierungen.
Sie gingen vor Anker, um zu schwimmen und dann ein Picknick am Strand zu machen. Es gab Antipasti, gegrilltes Huhn und Garnelen, vietnamesische Sommerrollen mit verschiedenen Soßen und dazu gekühlten Weißwein und Mineralwasser.
Nach dem Mittagessen spazierten die Alvarezes am Strand entlang, Maureen machte ein Nickerchen und Eric und Leo unterhielten sich, vermutlich über Geschäftliches. Eve war völlig zufrieden damit, im Bikini am Strand zu sitzen und die wunderschöne Umgebung zu betrachten: die Berge, das viele Grün und den schier endlosen tiefblauen Himmel. Eines Tages, wenn Sam älter wäre, würde sie ihm das alles zeigen.
Leo kniete sich hinter ihr in den Sand und begann, ihr Schultern und Nacken mit Sonnencreme einzureiben, bis Eve vor Genuss leise seufzte. Dass sie sich bereits selbst eingerieben hatte, brauchte er ja
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