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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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den Schultern. »Im Feenland hätte zweifellos ein direkter Angriff stattgefunden. Aber außerhalb ihrer Welt ist die Entität geschwächt.«
    »Wir wissen noch immer nicht, ob es sich um ein Wesen aus dem Feenland handelt«, sagte der Vampir.
    »Doch, das wissen wir«, widersprach eine raue Stimme.
    Ich sah auf und bemerkte einen schlanken Blonden in der Küchentür. Für eine Sekunde starrte ich ihn groß an, und er begegnete meinem Blick, und dann schrie ich und warf meinen Kaffee, der ihn an der Leiste traf. Was nicht besonders angenehm zu sein schien, denn er schrie ebenfalls, und für eine Weile gab es ziemlich viel Geschrei.
    Dann legte mir Pritkin eine schwere Hand auf die Schulter, und ich stellte verspätet fest, dass zwei Vampire Dryden flankierten und jeder von ihnen einen Arm hielt. Sie schienen ihn nicht in dem Sinne festzuhalten, sondern vielmehr zu stützen. Und dann fielen mir noch andere Dinge auf, wie zum Beispiel die Tatsache, dass seine Augen nicht mehr schwarz waren, sondern blau, dass er eine blutige Nase hatte und blass und zittrig war. Hinzu kam ein ziemlich mitgenommen wirkender Anzug, von dem jetzt auch noch Kaffee tropfte.
    Er roch nach scharfer Soße.
    »Entschuldigung«, sagte ich.
    Dryden gab keinen Ton von sich. Er stand einfach nur da und glotzte mich an.
    Pritkin reichte ihm einige Papiertücher. »Woher wollen Sie das wissen?«
    Dryden schluckte und betupfte seinen Unterleib. »Meine … meine Urgroßmutter war Elfe«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Das schien die Entität gewusst zu haben. Sie hat versucht, mit mir zu reden …«
    »Worüber?«
    »Ich … ich bin mir nicht sicher. Ich…«
    »Kennen Sie die Sprache nicht?«
    »Ein wenig, aber …«
    »Raten Sie!«
    »Das will ich ja versuchen, sobald Sie mir Gelegenheit dazu geben!«, erwiderte Dryden scharf und warf die feuchten Papiertücher in einen Abfallkorb. »Ich habe nur etwa ein Wort von zehn verstanden, aber ich glaube … Ich glaube, das Wesen wollte sich entschuldigen.«
    »Entschuldigen?«, wiederholte der rothaarige Vampir verwirrt.
    »Wofür?«
    Dryden schnitt eine finstere Miene und winkte mit einer Hand.
    »Für dies? Dafür, dass es mich fast getötet hat? Weil es mich fast dazu gebracht hätte …« Er unterbrach sich, sah in meine Richtung und presste die Lippen zusammen. »Ich weiß nicht. So viel habe ich nicht verstanden. Nur etwas in der Art von ›Sie haben mich gezwungen‹, und dass sie sich fürchtete …«
    »Sie?«, fragte der Vampir.
    »Ja. Das Wesen dachte von sich als eine ›sie‹. Zumindest benutzte es die weibliche Form der Anrede. Wie ich schon sagte, ich kenne mich mit der Sprache nicht besonders gut aus, und das gilt erst recht für den Dialekt des Hohen Hofes …«
    »Des Hohen Hofes?«, fragte Pritkin.
    »Ich meine die Version der Sprache, die am Hof gesprochen wird…«
    »Das habe ich begriffen«, schnauzte Pritkin. »Wie haben Sie den Dialekt erkannt?«
    »Meine Großmutter hat ihn gesprochen!«
    »Und Ihre Großmutter war… ?«
    »Eine Selkie-Adlige.«
    Pritkin fluchte. »Eine Dunkelelfe.«
    Der Magier ließ sich nicht dazu herab, darauf zu antworten. Er sah mich an und atmete tief durch. »Bevor ich gehe, wollte ich Ihnen … danken.« Es klang halb erstickt.
    Ich dachte kurz darüber nach. »Gern geschehen.«
    »Wissen Sie, wofür ich Ihnen danke?«
    Verdammt. Ich hatte gehofft, dass er nicht danach fragen würde.
    Für ein gemeinsames Essen konnte er sich wohl kaum bedanken, denn wir hatten ja keins gehabt.
    »Nein?«, erwiderte ich und dachte mir, dass ich eine Fifty-fifty-Chance hatte.
    Er kniete vor meinem Stuhl, oder vielleicht gaben die Beine unter ihm nach, keine Ahnung. Besonders kräftig wirkte er nicht. »Ich weiß, was das ist«, sagte er heiser, deutete auf mein Handgelenk und meinte das Armband aus Messern, das kühl auf meiner Haut ruhte.
    »Meine Aufgabe beim Korps besteht darin, konfiszierte dunkle Objekte zu entzaubern und … Ich habe so etwas schon einmal gesehen.«
    Sein Blick suchte in meinem Gesicht. Er schien auf eine Antwort zu warten, und deshalb nickte ich.
    »Sie hätten mich umbringen können«, sagte er. Und dann küsste er meine Hand. »Danke.«
    Für einige Sekunden verharrte er auf diese Weise, auf einem Knie und mit gesenktem Kopf, wie ein Beter vor einem Priester. Oder wie jemand, der um die Hand einer Frau anhielt. Ich wurde allmählich nervös, denn Letzteres hatte mir gerade noch gefehlt.
    Ich beschloss, ihm einen sanften Korb zu geben.
    »Sie

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