Verlockend untot
»Aber die Planung stammte nicht von ihm.«
»Klar, dass Sie das sagen«, höhnte Rotschopf. »Und woher hatte er die verdammten Dinger?«
»Er brachte das Konfekt mit, aber zu dem Zeitpunkt war es noch nicht vergiftet. Seine Aussage lautete, dass er es später vergiftet hat, unter dem Einfluss der Entität.«
»Womit?«
Pritkin griff in die Tasche, holte etwas hervor und warf es dem Vamp zu, der es mühelos auffing. Es handelte sich um eine kleine Phiole von der Art, wie Magier sie in Patronengurten trugen. Viele von ihnen enthielten dunkle, zähflüssige Substanzen, die sich manchmal von ganz allein bewegten, doch in dieser Phiole befand sich eine klare Flüssigkeit.
»Was stellt das an?«, fragte der Vampir und verzichtete kluger-weise darauf, die Phiole zu öffnen.
Pritkin antwortete nicht. Er hockte neben mir, und seine grünen Augen musterten mich aufmerksam. Schließlich hob er einen Finger.
»Cassie, wie viele …«
Ich ergriff den Finger und lachte.
Über die Schulter hinweg schaute Pritkin zum Vampir. »Die Wirkung sehen Sie hier«, sagte er.
»Warum zum Teufel schleppte der Bursche dieses Zeug mit sich herum?«, fragte der zweite Vampir.
»Es ist recht nützlich, wenn man jemanden gefangen nehmen und aufsässige Gefangene zur Räson bringen will.« Pritkin zuckte mit den Schultern.
»Dann ist es also eine Waffe.«
»Ja.«
»Aber er war zu einem Date unterwegs.«
Pritkin richtete einen verwunderten Blick auf den Vamp. »Und?«
Rotschopf warf die Hände hoch.
»Woher sollen wir wissen, dass der Magier wirklich besessen war?«, fragte ein dünner Blonder und beugte sich über die Arbeitsplatte der Küche. »Vielleicht hat ihn jemand angeheuert…«
»Er gehört seit siebzehn Jahren zum Korps«, sagte Pritkin.
»Und Magier können nicht bestochen werden?«
»Er stammt aus einer reichen, prominenten Familie und hat es nicht nötig, sich bestechen zu lassen.«
»DerTyp?«,
fragte der Blonde ungläubig.
»So war er nicht anzogen«, fügte Rotschopf hinzu und schniefte.
»Nicht jeder legt Wert auf so was«, sagte Pritkin.
Rotschopf musterte ihn. »Das sehe ich.«
»Wie wäre es mit Erpressung?«, warf Hellbraune Jacke ein.
»Jemand hatte etwas, mit dem er ihn unter Druck setzen konnte.«
»Es wird eine Untersuchung stattfinden«, verkündete Pritkin.
»Aber seine Taten sprechen für sich. Wenn …«
»Seine Taten? Er hat versucht, sie umzubringen!«
»Er war bemüht, sie zu retten. Als er noch klar genug bei Verstand war, hat er versucht, die Pralinen zu essen, und beim Kampf hat er seine Reflexe verlangsamt und dafür gesorgt, dass er nicht mehr so genau zielen konnte. Als Cassie weglief, hat er einen nichttödlichen Zauber nach ihr geworfen anstatt eine Feuerkugel. Die ganze Zeit über kämpfte er gegen den fremden Einfluss an …«
»Und woher sollen wir das alles wissen?«, fragte Hellbraune Jacke. »Weil er es Ihnen gesagt hat?«
»Wir wissen es, weil er noch lebt!«, schnauzte Pritkin. »Er und Cassie, sie kämpften beide dagegen an. Er sorgte dafür, dass sie ein wenig Zeit bekam, und sie machte Gebrauch davon, auf hervorragende Art und Weise.«
Pritkin beugte sich über mich und füllte meinen Kaffeebecher wieder auf. Er hatte sich seit ein paar Tagen nicht mehr rasiert, und ich legte ihm die Hand auf die Wange. »Flaumig«, sagte ich ernst.
Er seufzte.
»Ich verstehe nicht, warum sich dieses Ding überhaupt in jemandem niederlassen musste«, sagte Rotschopf. »Wenn es mächtig genug ist, von einem Kriegsmagier Besitz zu ergreifen …«
»Jeder kann zum Opfer einer solchen Besessenheit werden, wenn er nicht aufpasst«, sagte Pritkin. »Und niemand kann dauernd aufpassen.«
»Das Ding hat keinen von uns gewählt«, betonte der Vampir trotzig.
»Vampire sind schwieriger«, räumte Pritkin ein. »Eine geistige Entität kann von ihnen Besitz ergreifen, aber es kostet sie sehr viel mehr Kraft als bei einem Menschen. In diesem Fall hatte das Geschöpf vielleicht nicht genug Energie, einen von Ihnen sowohl zu übernehmen als auch zum Angriff zu bewegen.«
»Aber musste es den Angriff überhaupt von jemand anderem durchfuhren lassen? Wenn es eine so mächtige böse Entität ist, warum hat es dann nicht selbst angegriffen?«
»Das hat die Entität schon einmal versucht«, sagte Pritkin.
»Sie hat dabei keinen Angriff versucht, sondern eine Übernahme.
Was hindert sie daran, direkt anzugreifen, wenn die Schutzzauber nichts gegen sie ausrichten können?«
Pritkin zuckte mit
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