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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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scheinen ein netter Kerl zu sein«, sagte ich. »Ich meine, Sie wissen schon, wenn Sie nicht gerade versuchen, mich zu töten. Ich meine …« Ich seufzte und sprach es aus. »Ich möchte nur nicht mit Ihnen ausgehen.«
    Plötzlich sah er auf. Seine Augen waren feucht, aber er lächelte strahlend. »Dann bin ich Ihnen erneut zu Dank verpflichtet.«

Einundzwanzig
    Nach dem Wecker auf dem Nachtschränkchen hatte ich sieben Stunden geschlafen, obwohl ich schon vorher fast den ganzen Tag schlafend verbracht hatte. Es war kurz vor Mitternacht. Benommen, beduselt und mit halb verklebten Augen rollte ich aus dem Bett. Und sah einen Mann in der Ecke meines Schlafzimmers.
    Ich schrie nicht, weil der Mann a) saß, b) eine Zeitung las und c) seine Augen das für Mirceas Meistervampire typische goldene Glühen zeigten. Ich schnappte mir nur das Laken, weil ich fiir einen Schlafanzug zu müde gewesen war, und sah mich im Zimmer nach weiteren Vamps um. Wenn sich keine im Schrank oder unter dem Bett versteckten – und war das keine lustige Vorstellung? —, schien mir nur der Bursche in der Ecke Gesellschaft zu leisten.
    »Was machen Sie hier?«, fragte ich nach einem Moment.
    Er gab keine Antwort, sondern blätterte nur zur nächsten Seite.
    »In meinem Zimmer haben Sie nichts zu suchen.«
    Funkstille.
    Der Versuch, mit einem Vampir zu reden, der nicht reden wollte, war eine große Zeitverschwendung, und deshalb gab ich es auf. Ich versuchte auch nicht, ihn hinauszuschicken, denn Meistervamps schalteten schnell auf stur. Ich wickelte mich einfach ins Laken und stapfte zum Bad.
    Dort blieb ich in der kühlen Luft stehen und wartete darauf, dass sich meine Augen ans helle Licht auf den Fliesen gewöhnten. Als sie sich daran gewöhnt hatten, blieb ich noch immer stehen, mit einer Hand auf dem Knauf, als wartete ich auf etwas. Nach einer Weile wurde mir klar, auf was ich wartete: auf einen neuen Ausraster. Aber mein Körper schien nicht daran interessiert zu sein. Er fühlte sich kalt an und präsentierte mir eine sonderbare Mischung aus Schmerz und Taubheit, aber nach Panik suchte ich vergeblich. Ich wartete noch etwas länger, bis ich mir dumm vorkam, woraufhin ich das Laken fallen ließ und mir den Schaden ansah.
    So schlimm war es eigentlich nicht. Abgesehen von einem weiteren blauen Fleck am Hintern und einer zusätzlichen Beule am Kopf hatte ich diese Runde recht gut überstanden.
Was auch immer mich zu
töten versucht, es muss schwerere Geschütze auffahren,
dachte ich grimmig und sah in den Spiegel.
    Und fluchte.
    Auch wenn ich nicht allzu ramponiert war, ich sah schrecklich aus, und das galt vor allem für mein Haar. Es war noch immer ein bisschen grün, und außerdem fehlte ein Teil. Mit ungelenken Fingern schob ich es hin und her, aber nichts schien zu helfen. Ich teilte es auf unterschiedliche Art, aber das ähnelte dem Versuch eines älteren Herrn, kahle Stellen zu verbergen. Was ich auch anstellte, es sah immer so aus, als hätte jemand ein Stück aus meinem Kopf gebissen.
    Verdammt! Noch vor kurzer Zeit war mein Haar eine glänzende rotgoldene Welle gewesen, die mir wie ein Mantel über den Rücken reichte. Es hatte meinen einzigen Anspruch auf wahre Schönheit dargestellt, und ich erinnerte mich deutlich daran, wie ein Kind geweint zu haben, als ich es bei der Flucht vor Tony abgeschnitten hatte, weil es zu auffällig gewesen war.
    Diesmal weinte ich nicht. Dazu war ich viel zu sauer. Ich putzte mir nur die Zähne, wusch mir das Gesicht und kehrte, erneut mit dem Laken bekleidet, ins Schlafzimmer zurück.
    Der Vamp gab noch immer keinen Ton von sich, und ich schwieg ebenfalls. Ich verzichtete auch darauf, das Licht einzuschalten, was vermutlich dumm war, weil der Bursche auch im Dunkeln gut sah.
    Aber bei eingeschaltetem Licht hätte ich mich nackter gefühlt, und deshalb mühte ich mich fünf Minuten im Schrank ab – mit jeder Menge Umhertasten, Stolpern und Fluchen bis ich fand, was ich suchte.
    Schließlich kam ich zum Vorschein mit einer alten Georgia-Bulldogs-Baseballmütze, einer glänzenden blauen Laufshorts und einem verblichenen rosaroten Tank-Top von meinem Bequeme-Sachen-Stapel. Die Klamotten passten nicht zusammen, aber das war mir schnurz. Ich schleppte den ganzen Kram ins Bad, zog mich an, kämmte das Haar so gut es ging, trug ein bisschen Make-up auf und sah danach einigermaßen normal aus.
    Sofern normale Leute grünes Haar hatten und drinnen Mützen trugen.
    Der Vampir faltete die Zeitung zusammen

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