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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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einen Schlüssel zu der Welt, die ihr verwehrt geblieben war. Schon bei unserer ersten Begegnung erkannte sie meine dämonische Hälfte. Es ist schwer, so etwas vor einem Mitglied unseres Volkes zu verbergen, aber wenn die menschliche Seite dominiert, lässt sich nur schwer feststellen, zu welcher Spezies man gehört. Ich glaube – besser gesagt, ich möchte glauben –, dass Ruth darüber nicht Bescheid wusste, bis ich es ihr sagte.
    Dass ihre Gefühle für mich nicht nur darauf basierten, dass mein Vater Fürst eines der größten und prächtigsten Höfe war. Dieser Hof ist bei Weitem nicht der mächtigste, aber was Opulenz, Dekadenz und Reichtum betrifft, gibt es kaum einen anderen, der es mit ihm aufnehmen kann. Das muss sie sehr fasziniert haben.«
    »Es tut mir leid.« Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Niemandem gefiel es, nur deshalb gemocht zu werden, weil man etwas besaß oder weil man jemand war.
    »Mir auch.«
    Er blieb eine ganze Weile still, und die einzigen Geräusche waren das leise Summen der Klimaanlage und das noch leisere Brummen der Leuchtstoffröhren an der Decke. Alles war friedlich, und das kleine Büro erschien mir irgendwie gemütlich. Es fühlte sich an wie eine Insel im Wahnsinn unseres üblichen Lebens, wie ein weiterer der Zeit gestohlener Moment. Vielleicht war das der Grund, warum Pritkin gesprochen hatte; oder er brauchte jemanden, dem er sich anvertrauen konnte, jemanden, der ihn verstand.
    »Bei den Dämonen gibt es keine Beziehungen von der Art, wie sie bei Menschen üblich sind«, sagte Pritkin schließlich. »Ich meine, es kann zu solchen Beziehungen kommen, insbesondere bei den humanoiden Spezies, aber so etwas gilt nicht als echte Vereinigung.
    Dafür ist eine Verschmelzung nötig, bei der man vom Partner Kraft aufnimmt und seinerseits welche gibt. Wenn das bei zwei vollblütigen Dämonen geschieht, kann dabei ein Austausch von Macht stattfinden, wodurch beide stärker werden. Manche Paarungen finden extra zu diesem Zweck statt, damit Geschöpfe mit sich ergänzenden Eigenschaften ihre Fähigkeiten verbessern und sogar neue entwickeln.«
    Ich runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen. »Dabei wird also kein neues Leben geschaffen, sondern bestehendes verändert?«
    »In gewisser Weise. Eine Verschmelzung kann zu beiden Ergebnissen führen, was allerdings sehr selten ist. Aber Dämonenleben sind lang, und das Experimentieren ist ein weitverbreitetes … Hobby.
    Vergleiche es mit dem menschlichen Interesse an Genetik. Es ist der Versuch, sich selbst mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verbessern.«
    »Und Ruth wollte das mit dir machen?«
    Pritkin nickte kurz und schien dann zu erstarren. Als er wieder sprach, klangen seine Worte wie abgehackt. »Sie sagte mir nichts davon. Sie sprach mit meinem Vater, bat ihn um Rat… Warum, weiß ich nicht. Er hätte eigentlich die letzte Person sein sollen, von der man einen selbstlosen Rat erwarten kann, aber vielleicht glaubte Ruth, dass er das Beste für seinen Sohn wollte.« Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln.
    »Und hat er sie ermutigt?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht, welche Worte er an sie richtete. Ich weiß nur, was er gesagt hat, nachdem ich herausfand, dass sie bei ihm am Hof gewesen war. Er schwor, sie auf die Risiken hingewiesen zu haben, aber er hatte allen Grund zu genau dem Gegenteil. Er verabscheute die Vorstellung, dass ich mich an einen Menschen ›vergeuden‹ würde, und einen nichtmagischen noch dazu, mit so wenig Dämonenblut, dass es kaum der Rede wert war. Er wollte, dass ich mich mit vollblütigen Dämonen paarte, mit mächtigen und einflussreichen.«
    »Warum? Weshalb sollte ihm etwas daran gelegen sein?«
    »Weil es ihm mehr Einfluss an den Höfen gäbe. Die meisten Dämonen haben nur wenige für Experimente infrage kommende Partner, denn sie unterliegen Beschränkungen in der Art der Energie, die sie absorbieren können. Inkuben hingegen sind das 0-positiv der Dämonenwelt. Wir können Kraft von praktisch jedem aufnehmen und sie an jeden Beliebigen weitergeben.«
    Für einen Moment sah ich ihn groß an und glaubte, ihn falsch verstanden zu haben. Aber so verrückt es auch klang, er musste es so gemeint haben. »Er wollte dich als eine Art Zuhälter benutzen?«
    Pritkin warf mir einen Blick zu, und ein Teil der Anspannung verließ seine Schultern. Auf den Lippen erschien fast so etwas wie ein Lächeln. »Du solltest dein Gesicht sehen.«
    »Wundert dich meine Überraschung?

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