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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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du?«
    Der Finger zitterte jetzt, und sein Eigentümer ebenfalls, aber vermudich nicht aus Furcht vor dem Kreis aus Vampiren. Ich gewann sogar den Eindruck, dass Augustine sie nicht einmal sah. Sein Blick hatte sich auf mich geheftet, und wenn blaue Augen brennen konnten, so loderten seine. »Ich habe geschuftet, jawohl, regelrecht geschuftet habe ich, von morgens bis abends. Mein Meisterwerk! Verstehst du?«
    »Nein.«
    »Mein Meisterwerk!«, heulte Augustine. »Das beste Kleid, das ich je angefertigt habe. Es ist fast fertig, und was machst du? Wen trägst du?«
    »Nicht anfassen«, sagte ein Wächter mit rotem Haar und löste Augustines knochige weiße Hände von meinem T-Shirt.
    »Du hast mich reingelegt!« Augustines sonst immer perfekter Teint zeigte jetzt ein fleckiges Rot. »Von Anfang an hast du das geplant!«
    »Was geplant?«, fragte ich und blieb ruhig, weil ich es für möglich hielt, dass er hier an Ort und Stelle einen Herzinfarkt erlitt.
    »Es ist noch nicht fertig! Verstehst du? Noch einen Tag, vielleicht zwei, aber bis heute Abend schaffe ich es nicht!«
    »Heute Abend? Was ist mit heute Abend?«
    »Komm mir bloß nicht so! Die ersten Anfragen trafen heute Nachmittag ein, aber ich habe mir zunächst nichts dabei gedacht. Es ist normal, dass Kunden ihre Sachen so früh wie möglich haben wollen. Sie sind daran gewöhnt, es mit einfachen Schneidern zu tun zu haben, wie mit Claude, der es nicht einmal dann schaffen würde, dass ein Kleid tadellos sitzt, wenn sein Leben davon abhinge. Oder der lächerliche Tyndale. Tyndale, welch ein Name für…«
    »Augustine …«
    »Aber es kamen immer mehr Anfragen, eine nach der anderen, und weißt du, wie viele Kleider mir jetzt noch geblieben sind? Eins!
    Das eine. Das eine, neben dem alle anderen Müll sind. Müll. Verstehst du? Meine Kleider natürlich ausgeschlossen, aber selbst sie …«
    Ich packte ihn, was in Ordnung zu sein schien, denn keiner der Vampire griff ein. »Willst du damit sagen, dass die Kleider für die Krönung heute abgeholt wurden?«
    »Das weißt du doch, verdammt! Und es bedeutet eine Änderung des Termins, nicht wahr? Aber niemand hat sich die Mühe gemacht, mich darauf hinzuweisen, und es ist noch nicht fertig! Es ist…«
    Die letzten Worte hörte ich nicht, denn ich war bereits gesprungen.
    Man wusste sofort, dass es keine lustige Party war, wenn ein Serienmörder die Tür öffnete. Natürlich hatte ich auch nicht angenommen, dass es hier besonders lustig zugehen würde. Wenn man uneingeladen zu einem Vampirball kam, durfte man mit ziemlicher Sicherheit einen miesen Abend erwarten.
    Besagter Serienmörder lehnte am Türrahmen und musterte mich von Kopf bis Fuß, wobei sich sein bleiches Gesicht zu einem fratzenhaften Grinsen verzog. »Cassandra Palmer. Und ich habe schon einen langweiligen Abend befürchtet.«
    Ich strich mir falsches schwarzes Haar aus den Augen und fünkelte ihn wütend an. Ich hatte mir einen freundlichen Menschen erhofft, oder einen Vampir mit niedrigem Rang, jemanden, der sich von meinem Glamourzauber täuschen ließ, mit dem ich meinen etwas zu rundlichen Wangen Form gegeben und meine blauen Augen braun gefärbt hatte. Aber wie es mein Pech wollte, geriet ich an einen Meistervampir, der das alles für komisch hielt.
    »Wie haben Sie mich erkannt?«, fragte ich.
    »Sie haben einen ganz persönlichen Stil.«
    Ich blickte an meiner Verkleidung hinab, die ich in aller Eile hatte zusammenstellen müssen. Ich hatte dabei an so etwas wie eine Edel-Kellnerin gedacht, doch das Dantes war nicht unbedingt für seinen guten Geschmack bekannt. Demzufolge war ich eine Mischung aus unanständigem französischem Dienstmädchen und
The Rocky Horror Picture Show,
verlotterter grüner Samt, zerrissene Netzstrümpfe und eine Elvira-Perücke, deren Haar mir immer wieder in die Augen rutschte.
    Ich sah zu dem Burschen hoch. »Ha. Ha.«
    Er beugte sich zu mir herab und schnupperte. »Außerdem ist Ihr Geruch… unverwechselbar.«
    Ich versuchte, nicht zusammenzuzucken und mich nicht davon anekeln zu lassen, dass er wusste, wie ich roch.
    Offenbar gelang mir das nicht besonders gut, denn das schreckliche Lächeln erschien erneut. Jemand sollte darauf hinweisen, dass es ihm nicht besonders gut stand. Allerdings konnte man sich kaum etwas vorstellen, das in einem derartigen Gesicht gut aussehen würde.
    Er war wie ein altmodischer Leichenbestatter gekleidet, und sein Haar zeigte das tiefe Schwarz einer schlechten Färbung. Hinzu kamen

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