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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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in meiner Entschlossenheit. Nicht nur, dass sie meine Krönung ohne mich stattfinden ließen; sie hatten auch noch einen Ort gewählt, an dem meine Macht nicht funktionierte. Und niemand schien die Ironie darin zu erkennen.
    Billy verschränkte die Arme. »Na schön, angenommen, du kommst wirklich hinein. Was dann? Die meisten wichtigsten Akteure der übernatürlichen Welt sind da drin versammelt. Wenn was Großes passiert, sollen sie damit fertigwerden.«
    »Sie können nicht damit fertigwerden, wenn sie nicht wissen, worum es sich handelt.«
    »Das weißt du auch nicht.«
    »Und ich werde es auch nicht erfahren, solange ich hier draußen festsitze. Kehr jetzt durch die funktionierende Tür ins Haus zurück und hol mir Informationen, mit denen ich etwas anfangen kann!«
    Billy seufzte, murmelte etwas Unverständliches und verschwand, während ich voller Ärger auf die emporragende ultramoderne Kugel starrte. Man hätte meinen können, Aliens wären abgestürzt und hätten ihr Raumschiff halb im Berghang steckend zurückgelassen. Ein großer Teil des sichtbaren Hausteils bestand aus Glas, vermutlich deshalb, um den Leuten darin einen prächtigen Blick auf das von Bäumen gesäumte Tal weiter unten und die schneebedeckten Berggipfel der Sierra Nevada zu ermöglichen.
    Das Haus war schnittig und eindrucksvoll, so wie sein Eigentümer. Mit einer Hülle, die ebenso schwer zu knacken war. Ich musste mir etwas einfallen lassen, denn sonst würde dies ein denkwürdiger Abend werden, aber aus den falschen Gründen.
    Ich stand noch immer da, als ein Pärchen aus der Dunkelheit kam. Der Mann hatte einen Schnurrbart im Stil der Siebzigerjahre und Augen so kalt wie eine neue Rasierklinge. Die Frau rückte sich eine Nerzstola auf der Schulter zurecht und versuchte, nicht so auszusehen, als hätte sie einem Vampir mitten in der Nacht im Wald von ihrem Blut zu trinken gegeben.
    Der Mann klopfte gebieterisch an die Tür, die sofort geöffnet wurde. Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln, als er Jacks völligen Mangel an Eleganz bemerkte. »Selbst heute Abend konnten Sie sich nicht ein wenig Mühe geben?«
    »Mühe?«, wiederholte Jack und gab vor, nicht zu verstehen.
    »Sie wissen, was ich meine! Die Hälfte der Gäste sind Menschen!«
    »Und die andere Hälfte sind Vampire.« Jack schob einen knochigen Finger unter die zu breite Polyester-Krawatte des Typen und hob sie kurz an. »Glauben Sie auch nur für einen Moment, dass gute Kleidung und ein hübsches Gesicht sie vergessen lassen, was wir sind?«
    »Nicht solange Sie dieses lächerliche Kostüm tragen!«, schnauzte der Mann ohne auch nur einen Hauch Ironie. Er und sein Abendessen rauschten ins Haus.
    Jack lachte, was bei ihm nicht besser wirkte als zuvor das Lächeln.
    Allerdings klang es überraschend gut. »Hier tragen alle Kostüme!«, rief er dem Pärchen nach. »Und einige sind sogar klug genug, es zu wissen.«
    »Abgesehen von Ihnen«, sagte ich.
    Sein Blick kehrte zu mir zurück. Die Augen reflektierten das Licht der Gaslampe neben der Tür. Flammen schienen in seinen Pupillen zu tanzen – als hätte er diesen zusätzlichen Touch Unheim-lichkeit gebraucht. »Ich bitte um Verzeihung?«
    »So sehen Sie wirklich aus, nicht wahr?« Die braunen Spitzen der Krawatte und die fransigen Manschetten der Jacke deuteten darauf hin, dass es sich um viktorianische Originale handelte. Und das bleiche Gesicht und das schlaffe, leblose Haar boten ein solches Erscheinungsbild, weil er keine Kraft aufwendete, um ihnen ein anderes Aussehen zu geben. Ich hatte mich verkleidet, der Vampir hatte sich verkleidet. Aber Jack war einfach nur Jack.
    Ich hatte eigentlich keine Antwort erwartet, aber plötzlich beugte er sich vor, und sein Atem schuf eine Gänsehaut dort, wo er mir eben den Hals geleckt hatte. »Sagen Sie mir, Täubchen, wissen Sie, warum Vampire das Hollywood-Klischee so abscheulich finden?«
    »Wegen der schlechten Dialoge und noch schlechteren Schau-spielerei?«
    »Weil es uns entblößt zeigt, nackt in unserer Brutalität. Mit anderen Worten: weil es uns so zeigt, wie wir wirklich sind. Wir alle sind Ungeheuer hinter unserer Maske.« Jack lächelte wieder. »Auch die Schönen.«
    Ich schenkte dem Seitenhieb auf Mircea, auf den diese Beschreibung gut passte, keine Beachtung. »Ist das der Grund, warum man Sie die Hintertür bewachen lässt? Weil Sie den anderen peinlich sind?«
    »Sie fürchten, was ich sagen könnte, wenn man mir die Möglichkeit gäbe, mich

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