Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
unter all die feinen Gäste zu mischen.« Er sagte es leichthin, aber etwas Dunkles erschien dabei in seinen Augen.
    »Das gilt auch für mich«, sagte ich und setzte auf Gemeinsamkeiten.
    Unsere Blicke trafen sich, und ich entdeckte die Andeutung von Gelächter in seinen tintenschwarzen Tiefen. Jack wusste, dass ich ihn zu manipulieren versuchte, aber er war so gelangweilt und genervt, dass er sich nicht darum scherte. »Ich dachte, man hätte Angst davor, dass man ihrer ach so wertvollen kleinen Pythia die hübsche weiße Kehle durchschneidet.«
    Ich schluckte und widerstand der Versuchung, die genannte empfindliche Körperstelle zu bedecken. »Das sagen sie, weil es besser klingt. Aber ich schätze, sie schämen sich wegen mir. Ich bin am Hof eines Vampirs aufgewachsen, doch es war nicht der richtige Hof. Verstehen Sie?«
    Jack nickte. Es war kein Geheimnis, dass Tony als das Vampir-Äquivalent von weißem Abschaum galt. Ich sah darin einen der Gründe, warum es mir so schwerfiel, einen Platz in der Gesellschaft der Vampire zu finden. Wobei das zweite, noch etwas größere Problem darin bestand, dass ich kein Vampir war.
    »Wir Ausgestoßenen sollten zusammenhalten – wollen Sie darauf hinaus?«, fragte Jack.
    »Sie haben vorhin darauf hingewiesen, dass diese Party etwas Belebung gebrauchen könnte.«
    »Sozusagen.«
    »Lassen Sie mich also hinein?«
    »Mein Befehl lautet, Sie aufzuhalten.«
    »Das habe ich nicht gefragt.«
    Jack strahlte wie der Besitzer eines dummen Hunds, der gerade sein erstes Kunststück gelernt hatte. »Nein, das haben Sie nicht, oder?«
    »Nun?«
    Er kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Sie sollen zur Pythia gekrönt werden.«
    Ich verschränkte die Arme, weil ich mir denken konnte, was jetzt kam. »Und?«
    »Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, mir irgendwann einen kleinen Gefallen zu tun.«
    »Welche Art von Gefallen?«
    »Nichts zu Beunruhigendes«, murmelte Jack.
    Was mich kaum beruhigte, denn immerhin stammten diese Worte von Jack the Ripper. »Was auch immer es ist, ich muss damit einverstanden sein«, sagte ich widerstrebend und hatte das Gefühl, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen, was der Wahrheit recht nahekam.
    Ich musste ins Haus.
    »Einverstanden«, sagte er so schnell, dass ich wusste, ich würde es eines Tages bereuen. Aber mit einer schwungvollen Bewegung öffnete er die Tür. »Ich bin gespannt auf Mirceas Reaktion, wenn er Sie sieht.«
    »Dann geht es Ihnen wie mir«, brummte ich und trat über die Schwelle.

Vierunddreißig
    Jack hatte einen Stuhl ans Ende eines holzvertäfelten Flurs gestellt, direkt neben die Küchentür. An der Wand hing ein Spiegel, vermutlich für die Bediensteten, damit sie ihr Erscheinungsbild überprüfen konnten. Ich warf einen Blick hinein und erschrak. Meine rotblonden Locken steckten noch immer unter der Perücke, doch was ich da sah, waren eindeutig meine Nase mit der krummen Spitze und meine blauen Augen.
    »Antitarnzauber«, erklärte Jack und beobachtete mich amüsiert.
    Na toll. Und der grüne Samt sah im schwachen Licht nicht schwarz aus, wie ich gehofft hatte. Ich versuchte, das zu tief sitzende Top etwas weiter nach oben zu ziehen, aber das hob den Rock nur auf ein unanständiges Niveau, und deshalb ließ ich es sein. »Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?«, fragte ich.
    »Mit ziemlicher Sicherheit«, erwiderte Jack fröhlich.
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, der überhaupt nichts nützte, und ging durch einen Korridor, der mich in ein großes Foyer mit einer breiten Treppe brachte, die in einem weiten Bogen nach oben führte, altes Holz und unaufdringliche Eleganz zeigte. Und ein weiteres halbes Dutzend Wächter.
    Das war ein Problem, denn zwei dieser Wächter kannte ich. Die beiden Burschen waren groß und blond und ähnelten sich wie ein Ei dem anderen, bis hin zu den schwarzen Smokings und gespenstischen goldenen Augen. Ich duckte mich hinter eine Porphyrvase, die größer war als ich, und fluchte laudos.
    Kein Wunder, dass Jack mich so einfach hineingelassen hatte; ihm war klar gewesen, dass ich keine zehn Meter weit kommen würde.
    Und er hatte recht, verdammt. Diese Typen mussten mich auf den ersten Blick erkennen. Die beiden hatten zur Gruppe meiner Leibwächter gehört, bis dieser kleine Rummel hier losgegangen war, und ihren alten Augen entging nichts. Schlimmer noch, die Treppe war keine zwei Meter von ihnen entfernt, was bedeutete, dass ich keinen anderen Zugang finden konnte, ohne

Weitere Kostenlose Bücher