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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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sich, einen zweiten über die Schulter hinweg zu den Verfolgern … und sprinteten in den nach links abzweigenden Korridor.
    Und Mist, auch dieser Weg führte um Foyer – es war eine vom Personal benutzte Abkürzung. Ich sprang erneut, erschien diesmal hinter der Rezeption, erschreckte dort einen Hotelangestellten und sah gerade noch, wie drei faltige Gesichter – vermutlich die Graien - vorbeihuschten, und zwar in Richtung …
    »O Mist.«
    Ich eilte ihnen nach, aber natürlich erreichten sie die Brücke vor mir. Sie überspannte den Fluss Styx, der sich durch das von Stalaktiten heimgesuchte Foyer wand und auf dem ganze Bootsladungen Touristen den Weg in die Hölle genossen. Die Brücke war für jene bestimmt, die schneller zur Verdammnis wollten, oder wenigstens zum finanziellen Ruin, und dort herrschte meistens mehr Verkehr als auf dem Fluss.
    Es war noch recht früh, und im Dante's ging es erst nach dem Dunkelwerden richtig los. Sicherheitsleute blockierten den Zugang auf beiden Seiten der Brücke, ließen mich aber passieren. Ich näherte mich Deino, die den schwarzen Kasten übers Wasser hielt. Das hätte mich nicht weiter besorgt, wenn nicht direkt unter der Brücke ein großer Abfluss gewesen wäre. Und dort schwamm Enyo.
    Ich seufzte und beugte mich übers Geländer. Das Wasser war dunkel, wegen der schwarzen Farbe, mit der man den Boden des Betonkanals gestrichen hatte. Es reflektierte das Licht der Lampen weiter oben, und kleine Wellen, von Enyo verursacht, warfen den flackernden Schein hin und her. Dadurch konnte ich nicht lesen, was am Abfluss geschrieben stand, aber ich ahnte, wohin er führte.
    Ich drehte den Kopf und sah Deino an.
    »Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du darauf verzichten würdest, den Kasten in die Kanalisation zu werfen.«
    Deino wirkte nachdenklich.
    »Zumindest diesmal«, sagte ich.
    Sie lächelte.
    Etwas erregte meine Aufmerksamkeit, und ich sah wieder ins Wasser. Eins der reflektierten Lichter glitt stromaufwärts. Es zeigt deutlich, wie meine Woche gewesen war, dass ich nicht einmal überrascht blinzelte, als etwas die Wasseroberfläche durchstieß und wie ein kleiner glühender Ballon aufstieg. Vertraute Schatten krochen über die eine, dunkle Seite des Ballons, während die andere in einem hellen, reinen Weiß erstrahlte. Ich streckte die Hand danach aus, weil das Objekt so fest und real wirkte.
    Als ich es berührte, sank es in meine Hand und verschwand.
    Einen Moment später war auch Deino da. Sie sauste über die Brücke fort, zusammen mit ihren Schwestern, und ließ – mich mit einem zornigen Vampir zurück, der im dunklen Wasser unter der Brücke platschte. Und mit dem Gefühl von kühlem Dunst an den Fingerspitzen.

Dreiunddreißig
    Ich hörte das Geschrei sofort bei meiner Rückkehr in die Suite: eine vage vertraute Stimme, die in einem der hinteren Zimmer heulte. In der Diele blieb ich stehen und überlegte, ob ich mich darum scheren sollte. Ich entschied mich dagegen und wollte die Suite mit einem weiteren Sprung wieder verlassen, zögerte aber etwas zu lange.
    Jemand packte mich.
    »Cassie!«
    Ich senkte den Blick und sah einen panikerfüllten Fred, der auf der untersten Treppenstufe stand und mich am Ärmel festhielt.
    »Was ist?«, fragte ich resigniert.
    »Ich … Marco hat dienstfrei, und ich möchte nicht gezwungen sein, ihn anzurufen. Das sähe so aus, als könnte ich nicht mit der Situation fertigwerden.«
    »Mit welcher Situation?«
    Fred winkte, und seine Geste galt dem inneren Bereich der Suite.
    »Ich meine den Burschen dort drüben. Kam vor ein paar Minuten hereingestürmt und wollte Sie sprechen. Natürlich musste ich ihm sagen, dass Sie nicht da seien und ich nicht wüsste, wann Sie zurückkehren. Was er zum Anlass nahm …«
    »Wer er?«
    »… Ihre Sachen zu durchsuchen. Ich sagte ihm, das ginge nicht…«
    Ich brauchte nicht mehr lange zu überlegen, was er meinte, denn eine Sekunde später kam ein großer, wütender Blonder aus dem Flur.
    Er trug einen glitzernden Frack aus grünem Brokat, wodurch er, so groß und dürr wie er war, Ähnlichkeit mit einer besonders prächtigen Gottesanbeterin hatte. »Du!«
    Ein langer, knochiger Finger wurde gehoben, und natürlich richtete er sich auf mich.
    »Das passt gut, ich wollte dich sprechen«, sagte ich, aber ich hätte mir die Mühe sparen können, denn Augustine hörte nicht zu.
    »Wen trägst du, und lüg mich nicht an!«
    »Was?«
    »Ein Monat meines Lebens – ein ganzer Monat. Verstehst

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