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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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sofort. Ich schnappte nach Luft, und Marco fluchte. »Bleiben Sie liegen«, sagte er und drückte mich nach unten.
    Ich hatte nichts dagegen, denn es gab mir Gelegenheit, meinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu bringen.
    »Was unser Date betrifft«, fügte Mircea unnötigerweise hinzu.
    »Oh. Gut.« Meine Stimme klang einigermaßen normal, aber ich spürte plötzlich Schweiß an der Hand, die das Telefon hielt. Denn ich hatte ihn nicht um das übliche Abendessen und den Kinobesuch gebeten. Es überraschte mich, dass er es wirklich durchgezogen hatte – und dass er überhaupt dazu bereit gewesen war. Aber Mircea war immer für eine Überraschung gut.
    Ich wollte mehr erfahren und Einzelheiten wissen, konnte aber nicht danach fragen. Nicht solange ich Pritkins Blick auf mir spürte.
    Wenn ihm klar gewesen wäre, was ich plante, hätte er bestimmt versucht, mich daran zu hindern. Was vielleicht klug gewesen wäre, aber nicht richtig. Diesmal nicht.
    »Was soll ich anziehen?«, fragte ich und hoffte, mich damit keinen Gefahren auszusetzen.
    »Klassische Gesellschaftskleidung.«
    »In Ordnung. Ich freue mich schon«, sagte ich und legte auf.
    Einen Augenblick später beendete Marco seine kleine Foltersitzung und verband mich. Vorsichtig brachte ich mich in eine sitzende Position und stellte fest, dass es ziemlich wehtat. Aber ich war so abgelenkt, dass ich mir kaum etwas daraus machte.
    »Wir besorgen Ihnen einen von diesen Krapfen«, sagte er, als sich Pritkin näherte. Und Mist, er hatte die Augen zusammengekniffen.
    »Wenn es kein Geist war und auch kein Dämon, was war es dann?«, wandte ich mich an ihn, um unangenehmen Fragen zuvorzukommen.
    Erstaunlicherweise funktionierte das Ablenkungsmanöver. »Ich habe eine Theorie, aber ich brauche noch eine Bestätigung.«
    »Welche Theorie?«
    »Erinnerst du dich daran, wie wir die Erscheinung besiegt haben?«, fragte Pritkin, als ich das Laken um mich schlang und vom Tisch rutschte.
    »Ich erinnere mich daran, dass du etwas nach mir geworfen hast.«
    »Die Hälfte eines Nunchaku. Ich hatte die Kette wieder zu-sammenschweißen wollen, aber noch keine Gelegenheit dazu gefunden.«
    »Ein halbes Nunchaku?« Ich runzelte die Stirn. »Warum hast du so etwas nach mir geworfen?« So ein Ding konnte ich einem Geist wohl kaum auf den Kopf schmettern.
    Grüne Augen sahen mich an, so ernst, dass sie meine ganze Aufmerksamkeit bekamen. »Weil nichts anderes aus kaltem Eisen in Reichweite war.«

Vier
    Ich musste eingeschlafen sein, obwohl ich mich nicht daran erinnerte. Plötzlich erwachte ich in einem dunklen, stillen Zimmer, umgeben von einem heißen, zerwühlten Laken. Der Kopf tat mir weh, mein Mund war knochentrocken, und für einen schrecklichen Moment befürchtete ich, erneut besessen zu sein, weil mein Körper nicht zu funktionieren schien.
    Dann begriff ich, dass es mir einfach nur hundsmiserabel ging.
    Die Wirkung von Marcos kleinen Pillen schien sich verflüchtigt zu haben, abgesehen von einer Benommenheit, die drei Versuche nötig machte, bevor es mir gelang, das Licht einzuschalten. Es half nicht sonderlich, dass mir der Raum wie ein Backofen vorkam. Angeblich sollte die Suite klimatisiert sein, aber irgendetwas stimmte ganz offensichtlich nicht.
    Nachdem ich eine Minute lang im heißen Laken geschwitzt hatte, gab ich es auf und rollte vom Bett. Ich streifte ein abgetragenes Tank-Top über, das einmal violett gewesen war und jetzt einen malvenfarbenen Ton zeigte, und stieg in eine alte, weite Laufhose.
    Dann wankte ich zur Tür, um mich auf die Suche nach Aspirin und kaltem Wasser zu begeben.
    Ich fand weder das eine noch das andere.
    Das Licht vom Flur warf lange Schatten ins Badezimmer und glitzerte auf Glassplittern, die wie verstreutes Eis aussahen. Der Boden war noch immer nass, und der zusammengeknüllte Läufer, der in der Mitte einen Buckel bildete, wirkte wie ein verwundetes Tier.
    Am schlimmsten waren die Spiegel. Der rechte wies Risse auf, aber der linke war völlig hin. Hier und dort zeigte sich die Rückwand aus billigem Holz und schien das teure Inventar zu verspotten. Wie Narben im Gesicht einer schönen Frau.
    Plötzlich merkte ich, dass meine Hände zitterten, und ich steckte sie unter die Achseln. Mein hübsches, sicheres Bad erschien mir gar nicht mehr so hübsch und sicher. Eigentlich war es das nie gewesen, aber eine Zeit lang hatte es sich so angefühlt.
    Jetzt nicht mehr.
    Ich drehte mich um und ging durch den Flur.
    Als ich den Kronleuchter im

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