Verlockend untot
in Ordnung«, sagte er knapp, als ein andererVampir mit einem Telefon hereinkam.
»Für Sie«, teilte mir der Mann mit, und sein Blick glitt bereits gen Süden.
»Gibt es in diesem Apartment jemanden, der mich noch nicht nackt gesehen hat?«, fragte ich und langte nach Laken und Telefon.
»Das hoffe ich sehr, Cassandra.«
Ich seufzte, und mein Kopf sank auf die gepolsterte Tischoberfläche. Die Art und Weise, wie Mircea meinen Namen verwendete, deutete auf den aktuellen Zustand seiner Gefühle hin. Wenn er in guter Stimmung war, nannte er mich Dulceata, ein rumänisches Kosewort, das sich mit »Liebling« oder »Schatz« übersetzen ließ.
Wenn es um seine Stimmung nicht ganz so gut bestellt war, hieß es einfach nur »Cassie«. Und wenn er sich ärgerte, es aber nicht zeigen wollte, weil er Prinz Mircea Basarab war, Mitglied des mächtigen Nordamerikanischen Vampirsenats und immer cool, sprach er mich mit »Cassandra« an.
Das war nie ein gutes Zeichen. Doch diesmal traf mich keine Schuld.
»Diesmal bin ich nicht schuld«, sagte ich und zuckte zusammen, als Marco einen weiteren Glassplitter in meinem Allerwertesten entdeckte.
»Ich rufe nicht an, um dir die Schuld zu geben.«
»Warum dann das ›Cassandra‹?«
»Du hast mich erschreckt. Für einige Momente konnte ich dich nicht spüren.«
Ich runzelte die Stirn. »Du bist in New York. Wie willst du mich da spüren können?«
»Durch die Verbindung.«
»Wir haben eine Verbindung?«
Ein Seufzen kam aus dem Hörer. »Natürlich haben wir eine Verbindung, Dulceata. Du bist meine Frau.«
Ich sagte nicht
Nach Vampir-Maßstäben,
denn das brachte mir immer ein Cassandra ein. Die Zeremonie, wenn man sie so nennen konnte, war vorbei gewesen, noch bevor ich richtig begriffen hatte, was eigentlich vor sich ging. Aber das spielte keine Rolle, denn so unwichtige Details wie die Zustimmung der Braut waren bei Eheschließungen von Vampiren nicht erforderlich.
Ich sah die Sache ein wenig anders.
Wir sahen uns nur gelegentlich und beschränkten uns noch auf die Rendezvous-Phase, weil ich erst noch herausfinden musste, ob diese Beziehung etwas war, mit dem ich fertigwerden konnte. Mircea ließ mir meinen Willen, obwohl er die ganze Sache lächerlich fand.
Er war in einer Zeit geboren, als Männer sich einfach genommen hatten, was sie wollten, und es auch behielten, solange sie stark genug waren. Und Stärke war nie eins seiner Probleme gewesen.
Zuzuhören hingegen …
»Ich höre«, summte eine samtene Stimme an meinem Ohr.
Ich neigte den Kopf und ließ das Haar übers Telefon fallen. Viel Privatsphäre bekam ich dadurch nicht, aber mehr konnte ich unter den gegebenen Umständen kaum erwarten. »Mhm.«
»Und was bedeutet das?«, fragte Mircea. Er klang amüsiert.
»Es bedeutet ›So ein Blödsinn‹«, erwiderte ich ehrlich. »Ich bin so dicht, dass mir keine höflichere Antwort einfällt.«
»Dicht?«
»Blau, beduselt, stockvoll…«
»Ich verstehe, was du meinst«, sagte Mircea, und seine Stimme wurde schärfer. »Warum, würde ich gern wissen.«
Ich zögerte. Die Wahrheit lautete: Ich war beim Erwachen ziemlich hysterisch gewesen. Inzwischen kam ich in Krisenzeiten etwas besser klar, was vor allem daran lag, dass ich ziemlich viel Übung bekam, aber nachher…
Mit dem Nachher hatte ich immer noch Probleme.
»Marco hielt es für das Beste«, sagte ich.
Die Antwort schien Mircea nicht zu gefallen. »Ich rede mit Marco«, sagte er grimmig. »Aber derzeit gilt meine Sorge vor allem dem Angriff heute Abend. Ich habe die Berichte meiner Leute entgegengenommen, soweit es ›Berichte‹ sind. Jetzt würde ich gern deinen hören.«
Daraufhin seufzte ich. »Ich weiß nicht. Es war kein Geist; da bin ich sicher. Und Pritkin schwört, dass es kein Dämon war.«
»Es gibt Tausende Arten von Dämonen, Cassie. Er kann unmöglich sicher sein …«
»Er ist ziemlich sicher«, erwiderte ich trocken.
»… und du hattest in letzter Zeit Probleme mit einigen. Ein Dämon ist der wahrscheinlichste Übeltäter.«
»Ich schätze, wir sollten bei dieser Sache Pritkins Urteil vertrauen«, sagte ich, weil mir nichts anderes einfiel. Dass Pritkin selbst ein halber Dämon war, wussten nur wenige, und welche Art von Dämon… Das wusste nur ich.
Ich hatte nicht vor, dieses Wissen mit jemandem zu teilen.
»Ich bin nicht so sicher.« Mircea klang mürrisch. »Aber ich bin bereit, mit dem Mann zu reden. Kannst du ihn mir geben?«
Ich hielt das nicht für eine gute Idee, da
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