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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Schultern.
    »Du hast gesagt, es würde keinen Unterschied machen«, sagte ich, ohne aufzusehen.
    Mircea tat nicht so, als wüsste er nicht, was ich meinte. »Es macht auch keinen Unterschied. Das hat nichts mit unserer persönlichen Beziehung zu tun.«
    »Wirklich nicht?« Ich hob den Kopf, fühlte mich zornig, verletzt und hilflos.
    Er trat vor mich, und da ich auf einer der oberen Stufen saß und er auf dem Boden stand, beugte er sich vor und nahm meine Hand, wodurch wir fast auf Augenhöhe waren. Mir fiel etwas ein, das ich einmal gelesen hatte, über Führungskräfte, die darauf achteten, dass ihre Sitze höher waren als die der Untergebenen, damit sie einen psychologischen Vorteil bekamen. Mircea benutzte keine derartigen Tricks. Das war auch gar nicht nötig.
    »Nein. Wir haben zwei Beziehungen, Cassie. Das weißt du. Es kann gar nicht anders sein. Und das hier war eine professionelle Entscheidung – wie die in der vergangenen Nacht.«
    »Professionell«, wiederholte ich bitter und sah in wunderschöne dunkle Augen. Sie reflektierten das Licht der Gaslampe, wie zuvor Jacks Pupillen.
    »Ja.«
    »Dann lass uns professionell miteinander reden«, sagte ich. »Vor einem Monat hast du mir versprochen, mich nicht bei der Ausübung meines Jobs zu behindern.«
    »Vor einem Monat war Apollo tot und ich hielt das Schlimmste für überstanden.«
    »Du hast also gelogen.«
    »Nein. Ich habe gesagt, ich würde es versuchen. Und das habe ich. Aber hierbei geht es nicht um deinen Job.«
    »Es ist meine Krönung!«
    »Es ist eine Formalität. Eine, die mich von Anfang an nervös gemacht hat.«
    Zu meiner Überraschung setzte sich Mircea neben mir auf die feuchte Stufe und machte dadurch seinen Armanibedeckten Hintern nass. Nun ja, er konnte sich einfach umziehen; das war immerhin sein Zuhause. Nicht dass ich Gelegenheit hatte, viel davon zu sehen.
    »Ich hätte dich schon viel eher hierhergebracht«, sagte Mircea und schien meine Gedanken zu erraten. »Aber wir haben versucht, alles abzusichern. Natürlich wussten wir, dass die Krönung ein offensichtliches Angriffsziel sein würde, aber wir konnten nicht darauf verzichten. Die Leute müssen dich sehen …«
    »Genau das scheint nicht der Fall zu sein.«
    »Ich kann dir versichern, dass von Anfang an deine Präsenz an diesem Ort geplant war.«
    »Und was hat den Plan geändert?«
    Mircea sah mich erstaunt an. »Die vergangene Woche hat alles geändert. Drei Anschläge auf dein Leben in ebenso vielen Tagen! Die Möglichkeit eines Angriffs wurde von einer Wahrscheinlichkeit zur Gewissheit, und man hielt die Gefahr fiir zu groß. Es wurde beschlossen …«
    »Ja, es wurde beschlossen!«, unterbrach ich ihn. »Ohne mich zu fragen. Ohne mir auch nur ein Wort zu sagen …«
    »Und wenn wir dich informiert hätten? Wenn wir dir gesagt hätten: ›Wir haben aus Sicherheitsgründen beschlossen, dich bei der Krönung von jemandem vertreten zu lassen.‹ Was wäre deine Reaktion gewesen?«
    »Was glaubst du wohl?«, erwiderte ich wütend. »Ich habe es dir hundertmal gesagt: Es ist nicht in Ordnung, wenn jemand anders für mich stirbt!«
    »Und ich habe dich darauf hingewiesen, dass es manchmal nötig ist. Die betreffende Dame ist ein Profi; sie geht solche Risiken dauernd ein. Es ist ihr Job …«
    »Und es ist meiner!«
    Wir funkelten uns an, und Mirceas Gesicht spiegelte den Frust und auch einen Teil des Ärgers wider, den ich empfand. Ich war überrascht, dass er es mich sehen ließ; normalerweise verriet sein Gesicht nichts, wenn er nichts verraten wollte. Ich musterte ihn aufmerksam und fragte mich, ob dies ein Trick war, ob er versuchte, mich zu manipulieren und mir ein schlechtes Gewissen dafür zu geben, dass ich ihm weitere Probleme bereitete, dass ich ihn von seinen Pflichten abhielt und einmal mehr eine Nervensäge war.
    Wenn es ihm darum ging, leistete sein Gesicht gute Arbeit, denn ich fühlte mich tatsächlich ein wenig schuldig und befürchtete außerdem, dass er recht hatte. Das Problem war: Ich hatte ebenfalls recht. Und das begriff er nicht, weil er nichts anderes sah als das elfjährige Mädchen, das in einer Ecke seines Zimmers hockte. Doch dieses Mädchen war ich nicht mehr, schon seit einer ganzen Weile nicht. Ich fragte mich, ob Mircea jemals in der Lage sein würde, mich anders zu sehen …
    Meine Gedanken zerfaserten, als mir etwas gegen die Seite stieß.
    Es war kein Angriff, und wenn doch, dann steckte meine Macht dahinter. Ein Knoten bildete sich in mir,

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