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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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zornigen Vampir und wieder zurück, und er schien mehr verdutzt als besorgt zu sein. Und dann schmetterte ihn Mircea mit der Waffe an die gegenüberliegende Wand des jetzt leeren Abteils.
    Der Hieb sah mühelos und beiläufig aus, wie bei jemandem, der am Sonntagnachmittag Golf spielte und sich überhaupt nicht darum scherte, ob der Ball ins Loch ging oder nicht. Aber er warf den Spartoi mit solcher Wucht gegen die Wand, dass im Metall ein deutlicher Abdruck des Körpers zurückblieb. Meine Schätzungen in Bezug auf den Abstand zwischen Waggon und Tunnelwand mussten stimmen, denn plötzlich vernahm ich ein Geräusch, das sich anhörte, als kratzten zahlreiche Fingernägel über eine Schiefertafel, als die vom Hintern des Halbgotts geschaffene Beule draußen über Beton kratzte.
    Er bewegte sich, und ich hielt ihn schon für erledigt. Davon war ich so überzeugt, dass ich den Kopf drehte, um festzustellen, wie es meiner Mutter ging. Doch die ruckartige Bewegung war zu schnell und führte zu einem Schwindelanfall, und nach einem halbherzigen Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, gaben die Knie unter mir nach. Mircea wollte mir helfen und achtete daher ebenso wenig wie ich auf den Spartoi, der die gute Gelegenheit nutzte, aus der Mulde in der Wand kroch und sprang – direkt auf uns zu.
    Mircea bemerkte ihn im letzten Moment, drehte sich halb um, hob den Arm … und wurde vom Spartoi gepackt und durch den Waggon geworfen. Ich riss die Augen auf, als er durchs zertrümmerte Rückfenster flog, sich mitten in der Luft drehte, unten an den Resten der Fensterscheibe festhielt und wieder hereinzog, um unmittelbar darauf von einem Zauber getroffen zu werden, der ihn Dutzende von Metern weit durch den Tunnel schleuderte.
    All das geschah innerhalb weniger Sekunden, und dann traf ein Blitz den Koffer, den ich umklammerte, und ich wurde zusammen mit ihm zurückgeworfen. Etwas schabte mir über den Rücken, und etwas anderes schien mich halb zu skalpieren, und dann rollte ich kopfüber in völlige Finsternis. Bis mein Rücken gegen eine Wand stieß, so hart, dass mir der Atem wegblieb, ich den Koffer aus den Händen verlor und zu Boden sank.
    Meine Knie trafen auf Kies, und meine Hände berührten Stahl, und Blut strömte mir in die Augen, und ich konnte nicht atmen.
    Deshalb brauchte ich eine Sekunde, um zu begreifen, dass ich mich wieder im Tunnel befand. Aber irgendwie hatte ich überlebt.
    Ich musste noch am Leben sein. Der Tod konnte nicht so wehtun.
    Aber den Grund dafür verstand ich nicht, bis ich hochsah und beobachtete, wie der Spartoi zum nächsten Abteil des davonrasenden Zuges ging. Er machte sich nicht die Mühe zurückzusehen, wartete nicht einmal, bis ich außer Sicht war, bevor er sich umdrehte.
    Ich schien ihm völlig gleich zu sein.
    Blut rann mir in die Augen, als ich dort auf dem Schotter saß, und als ich plötzlich verstand, zitterten mir die Hände und glühten meine Wangen. Mircea war eine Bedrohung gewesen, und deshalb hatte sich der Spartoi um ihn gekümmert und ihn außer Gefecht gesetzt. Aber mich hielt der Spartoi für völlig unwichtig. Seiner Meinung nach lohnte es nicht die Mühe, mich zu verfolgen oder zu töten, denn ich war nur ein kleines Ärgernis, das ihn nicht daran hindern konnte, meine Mutter zu töten, und da irrte sich der verdammte Mistkerl!
    Ich schnappte mir den Koffer und beugte mich vor, und das Ding flog wie eine höllische Fledermaus los. Eine Sekunde später kam Mircea aus der Dunkelheit, war plötzlich an meiner Seite und schlang mir den Arm um die Taille. Er knurrte etwas Scheußliches auf Rumänisch, von dem er sicher glaubte, dass ich es nicht verstand.
    Ich war ganz seiner Meinung.
    Der Zug war hinter einer Kurve verschwunden, und wir neigten uns nach links und folgten ihm. Mit siebzig oder achtzig Sachen sausten wir durch die Biegung und hielten uns nicht damit auf, über einen Plan zu reden, denn es existierte bereits einer, und er war denk-bar einfach: Wir wollten den Spartoi finden und ihn erledigen. Ich wollte seinen verdammten Kopf noch mehr als den des Entführers, der wenigstens nicht bestrebt zu sein schien, meine Mutter zu töten.
    Zuerst kam der Spartoi an die Reihe und dann der Kidnapper.
    Ich beugte mich noch etwas weiter vor, bis ich fast den Halt verlor, mit der Absicht, noch mehr Geschwindigkeit aus dem Zauber des Koffers herauszuholen. Es hätte furchterregend sein sollen, durch einen völlig dunklen, wie endlosen Tunnel zu rasen, wobei die Gefahr

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