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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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bestand, jederzeit gegen die Wand zu knallen. Aber Furcht und Zorn schienen sich gegenseitig auszuschließen, denn ich dachte nur immer
Schneller, schneller, schneller,
es summte in meinen Adern und hallte in meinen Ohren, zusammen mit dem lauter werdenden Rasseln des Zugs.
    Und dann flutete Licht in den Tunnel, und wir kamen an einem Bahnsteig voller Menschen vorbei, die in die entgegengesetzte Richtung starrten und sich vermutlich fragten, warum der Zug gerade ohne anzuhalten vorbeigerast war. Ein paar Sekunden später wunderten sie sich bestimmt über etwas anderes, als wir ebenfalls an ihnen vorbei und in den nächsten Tunnel jagten, wo wir fast gegen drei in der Düsternis kaum sichtbare Gestalten geprallt wären.
    Die übrigen Spartoi kamen ein wenig spät zur Party, waren aber ebenso entschlossen wie wir, den Zug einzuholen. Zu diesem Zweck benutzten sie Scooter, die sie sich irgendwo beschafft hatten und fliegen ließen. Auf einem saßen zwei und auf dem anderen einer, und sie rasten so schnell durch den Tunnel, dass sie kaum mehr waren als Schemen.
    Ich starrte ihnen entsetzt nach und erinnerte mich daran, wozu einer von ihnen imstande gewesen war. Auf keinen Fall durften wir zulassen, dass drei weitere den Zug erreichten. Auf keinen Fall.
    »Mircea…«
    »Ich weiß. Bring mich nahe heran«, sagte er, als hätte ich die Wahl. Der verdammte Tunnel durchmaß ungefähr vier Meter, und die Spartoi befanden sich direkt in der Mitte. Was bedeutete, dass wir auf jeden Fall in ihre Nähe gerieten, wenn wir den Flug fortsetzten.
    »Warum?«, fragte ich trotzdem.
    Und dann waren wir bei ihnen, und ich bekam Antwort auf meine Frage nach dem Warum.
    Mircea trat nach dem Spartoi auf dem einen Scooter, und der Bursche knallte mit dem Kopf voran gegen die Wand. Und dann beugte er sich vor und hielt ihn dort fest, als wir und der Scooter den Flug fortsetzten und dabei den Typen mitnahmen, zumindest einen großen Teil von ihm. Ich war froh, dass das Scheinwerferlicht nach vorn ging und ich nicht mehr sah als einen dunklen Streifen, den der Kopf des Spartoi an der Betonwand zurückließ.
    Und dann stieß Mircea den Burschen ganz vom Scooter herunter.
    Der Körper verschwand in der Dunkelheit hinter uns, und der Scooter prallte von der Wand ab und stieß gegen den anderen, der zwei Passagiere trug.
    Was diese Runde betraf, schien Mircea alle Vorsicht über Bord geworfen zu haben.
    Beim ersten Spartoi hatten wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite gehabt, aber das war jetzt nicht mehr der Fall. Einer der beiden anderen sprang vorn auf Mirceas Scooter, warf sich dann zur Seite und hoffte vermutlich, dass Mircea dadurch den Halt verlor und fiel. Aber Mircea drückte die Beine an die Seiten des Scooters und blieb auf ihm sitzen, als sich das Ding mitten im Tunnel immer wieder drehte.
    Ich konnte ihm nicht helfen, denn der andere Spartoi hatte mich entdeckt und war mir auf den Fersen. Ich fühlte eine Kugel an meiner rechten Schulter vorbeistreichen, und eine weitere streifte meinen Oberschenkel und schickte stechenden Schmerz bis in die Hüfte.
    Aber es hätte schlimmer sein können, und sicher wäre es auch schlimmer gewesen, wenn der Koffer nicht wie ein verwundeter Büffel hin und her gesprungen wäre.
    Doch das würde mir nicht mehr lange helfen, und ich hatte nicht genug Zeit, mir etwas einfallen zu lassen. Mir wurde klar, dass es unter den gegebenen Umständen nicht unbedingt von Vorteil war, ganz vorn zu sein. Ich wich auf dem Koffer etwas nach hinten, und kaum sauste der Spartoi an mir vorbei, beugte ich mich wieder nach vorn und blieb in seinem Nacken.
    Der Typ drehte sich, mit der Knarre in der Hand, und ich richtete mein Armband auf ihn und schickte zwei geisterhafte Messer in seine Richtung. In der Düsternis wirkten sie heller als sonst, zeigten aber ihren üblichen Enthusiasmus in Hinsicht auf Gewalt. Ich duckte mich zur Seite, um weiteren Kugeln zu entgehen, und deshalb sah ich nicht, wie die Messer ihr Ziel erreichten. Aber ich sah, wie das Scheinwerferlicht wild durch den Tunnel tanzte, und ich hörte das Krachen, mit dem der Scooter gegen die Wand prallte. Ich fühlte auch die Hitze, als der Motor genug von allem hatte und in einem Ball aus orangerotem Feuer explodierte.
    Ich wurde langsamer, und der Koffer flog in einem Bogen, während ich die Flammen beobachtete, die über Wand und Decke des Tunnels leckten. Fast so etwas wie Kummer regte sich in mir. Mir war keine Wahl geblieben. Das wusste ich, aber

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