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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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silberweißer Ball statischer Elektrizität, der ein eigenes Leben zu haben schien. Es sah aus, als wäre ein fremdes Geschöpf auf seinem Kopf gelandet und hätte entschieden, sich dort für eine Weile niederzulassen. Das Gesicht hingegen war überraschend normal, mit sanften Zügen, rosigen Wangen und weniger Falten, als man bei jemandem in seinem Alter erwartete, das Jonas »verdammt alt« nannte.
    »Und Niall wollte Sie kennenlernen«, fügte Jonas hinzu, als ich zum Schlafzimmer taumelte.
    »Niall?«
    »Niall Edwards.« Ein Bursche mit scharf geschnittenem Gesicht und geöltem dunklen Haar trat vor, und ich schaffte es, ihm die Hand entgegenzustrecken. Aber entweder sah er sie nicht, oder er achtete nicht darauf. »Haben Sie daran gedacht, fünf oder zehn zu verlieren?«, fragte er und ging um mich herum.
    Ich drehte mich und versuchte, ihn im Auge zu behalten. Ein schwerer Schuhkarton fiel mir auf den Fuß. »Fünf oder zehn was?«, fragte ich und schnitt eine Grimasse.
    »Pfunde. Die Kamera fügt mindestens so viele hinzu, und ganz ehrlich, Sie könnten etwas mehr Schärfe in Ihrem Gesicht vertragen.«
    »Ich …was?«
    Er holte einen Tablet-Computer hervor. »Wie viel wiegen Sie?«
    »Das geht Sie nichts an!«
    »Es geht mich sehr wohl etwas an, wenn ich Sie als Pythia der Öffentlichkeit vorstellen soll«, sagte Niall säuerlich, und seine Finger flogen über die Touchfelder.
    »Er ist unser Public-Relations-Experte«, erklärte Jonas, als ich ins Schlafzimmer wankte und den ganzen Kram aufs Bett warf.
    »Ich brauche keinen PR-Experten«, sagte ich und setzte mich, um mir meinen Zeh anzusehen.
    »Oh, natürlich nicht«, sagte Ölhaar und folgte mir. »Sie sind bei einem Vampir-Gangsterboss aufgewachsen, Sie laufen wie eine Mischung aus Paris Hilton und einem Landstreicher herum …«
    »Ich sehe nicht wie Paris Hilton aus!«
    »Sie tragen funkelnden rosaroten Nagellack«, betonte Niall. »Auf den Fußnägeln.«
    Ich blickte auf besagte Fußnägel hinab, die aus einem Paar San-dalen ragten. »Ich kann nichts Falsches daran erkennen …«
    »Eben. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre: Man verdächtigt Sie, eine Dunkle Magierin zu sein. Aber natürlich brauchen Sie keine PR-Arbeit.«
    »Man verdächtigt mich, eine Dunkle Magierin zu sein, weil ihr überall herumerzählt, dass ich zu den Dunklen Magiern gehöre!«, entgegnete ich wütend.
    Bis vor kurzer Zeit war der Silberne Kreis von einem Magier namens Saunders geleitet worden, der die Bücher für sich und seine Kumpel frisiert hatte. Eine Pythia an einem Ort, wo er sie nicht kontrollieren konnte und sie vielleicht hinter seine Geschäftemacherei kam, hatte ihm ganz und gar nicht geschmeckt. Während seine Leute bestrebt gewesen waren, mich aufzuspüren, hatte er scheußliche Geschichten über meinen familiären Hintergrund in die Welt gesetzt.
    Zu allem Überfluss entsprachen die meisten von ihnen der Wahrheit.
    »Und wir haben wie üblich gute Arbeit geleistet«, sagte Ölhaar stolz. »Inzwischen wissen alle, dass Ihre Mutter eine ruinierte Eingeweihte war und Ihr Vater ein gefährlicher dunkler Magier. Darüber hinaus ist allgemein bekannt, dass Sie absolut keine Ausbildung für das Amt bekommen haben, das Sie bekleiden sollen.«
    »Von absolut keiner Ausbildung würde ich nicht reden«, wandte Jonas ein.
    »Es wird der Triumph meiner Karriere sein, Sie ganz neu zu erfinden«, sagte Niall. »Und es wird mir gelingen, darauf können Sie sich verlassen!«
    Er verschwand im begehbaren Schrank, und ich sah Jonas groß an. »Das soll wohl ein Witz sein.«
    »Niall ist ein bisschen schroff, zugegeben, aber ich versichere Ihnen…«
    »Ein bisschen?«
    »Aber er hat recht, Cassie. Ihr öffentliches Image …« Jonas schüttelte den Kopf, wodurch sein Haar – der Alien auf seinem Kopf – hin und her wogte. »Man kann es sich kaum schlimmer vorstellen.«
    »Warum habt ihr nicht vorher daran gedacht?«
    »Weil wir darauf gewartet haben, dass sich die Dinge ein wenig abkühlen«, sagte Niall und kehrte mit Kleidung von mir zurück.
    »Die Öffentlichkeit hat eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne und vergisst schnell Einzelheiten. Es wäre kaum möglich gewesen, ihren Eindruck von Ihnen unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Geschichte zu ändern. Jetzt ist das nicht mehr unmöglich, nur noch schwierig.« Er warf meine Sachen durch die Tür.
    »He!«
    »Angesichts des angerichteten Schadens würde ich bis zur Zeremonie lieber noch vierzehn weitere Tage

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