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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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vergehen lassen, mindestens«, sagte er und wandte sich wieder dem Schrank zu, um noch mehr von meinen Sachen zu holen. »Aber man hat mir mitgeteilt, dass wir im Krieg sind und es nicht warten kann.«
    »Das habe ich gerade gekauft!« Ich riss ihm ein grauweißes Un-terziehkleid aus der Hand.
    »Wozu?«, fragte Niall.
    »Wenn Sie's unbedingt wissen wollen: Ich habe heute Abend ein Date!«
    »Im Ernst?«, fragte Jonas erfreut. »Darf ich fragen, mit wem?«
    »Mit Mircea«, sagte ich, woraufhin er ein langes Gesicht machte.
    »Ah.«
    »Was soll das heißen?«
    »Nichts, nichts. Geht mich ja gar nichts an.«
    »Mich schon!«, sagte Ölhaar. »Wir können uns nicht noch mehr schlechte Presse leisten. Es hätte uns gerade noch gefehlt, dass Sie mit einem Vampir zusammen gesehen werden, noch dazu in einer solchen Aufmachung.«
    Ich betrachtete das Kleid. Vorn war es drapiert, und es hatte Spaghettiträger, aber nichts Glitzerndes, keine Pailletten oder etwas in der Art. Die einzige Verzierung waren die Andeutungen von Ästen und Zweigen, die sich wie von Wind erfasst auf der Seide bewegten, wie Schatten an einer Wand. Das Kleid war schön, ge-schmackvoll und eins meiner Lieblingsstücke.
    »Was gibt es daran auszusetzen?«, fragte ich.
    »Solange es am Bügel hängt? Nichts. An Ihnen?« Ölhaar musterte mich und schüttelte den Kopf.
    »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Wie wollen Sie einen BH daruntertragen?««, fragte er und zog mir das Kleid mit einem Ruck aus der Hand.
    »Es gibt auch trägerlose BHs!«, stieß ich verärgert hervor.
    »Und haben Sie einen?«
    »Das geht Sie ebenfalls nichts …«
    »Also nein«, sagte Ölhaar und rauschte hinaus.
    Ich war nahe daran, ihn zu verfolgen und vielleicht zu versuchen, ihn mit einem Schuh zu erschlagen – falls er mir Schuhe gelassen hatte als Jonas vorsichtig sagte: »Es gibt Leute, die Nialls Ansichten teilen.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Was ist hier los?«
    Jonas nahm die dicke Brille ab und putzte sie an einem zerknitterten Ärmel. Vielleicht waren die Brillengläser wirklich schmutzig, aber es sah aus, als wollte er ein wenig Zeit gewinnen. Er schien zu wissen, dass das, was er zu sagen gedachte, mir nicht gefallen würde.
    »Es ist meine ein wenig unbeholfene Art, Sie daraufhinzuweisen, dass persönliche Beziehungen … knifflig sein können, wenn man Pythia ist.«
    »Wie Ihre mit Agnes?«, fragte ich spitz. Jonas und die frühere Pythia waren offenbar zusammen gewesen.
    »In der Tat. Deshalb haben wir es geheim gehalten; nur wenige Personen wussten darüber Bescheid. Wenn wir ganz offen ein Paar gewesen wären, hätten die Leute vielleicht gedacht, dass sie unter dem Einfluss des Kreises stünde.«
    »Das dachten die Leute sowieso«, wandte ich ein. »Sie denken es von jeder Pythia.«
    »Nein, sie vermuten es nur. Das ist ein großer Unterschied.«
    »Auf was wollen Sie hinaus? Dass ich mich nicht mit Mircea treffen kann?«, fragte ich und hörte gedämpftes Lachen außerhalb des Zimmers. Wahrscheinlich Marco.
    Jonas schien es ebenfalls zu hören, denn er warf einen verärgerten Blick in Richtung Wohnzimmer. »Nein, solche Treffen können als kluge Informationsgewinnung Ihrerseits dargestellt werden. Oder als der Versuch, die Vampire in ein engeres Bündnis mit dem Kreis zu bringen. Oder als Ausdruck Ihrer Unbefangenheit den Vampiren gegenüber.«
    »Wo liegt dann das Problem?«
    »Es gibt keins. Solange aus den Treffen nichts … Permanentes wird.«
    Meine Hand tastete wie von allein zu den Bissmalen am Hals, zwei kleinen Narben, die deutlich auf Mirceas Anspruch hinwiesen.
    Eigentlich waren wir schon so permanent, wie man nur sein konnte.
    Eheringe konnte man abnehmen. Ehen ließen sich scheiden oder für ungültig erklären. Aber die Zeichen am Hals trug ich für den Rest meines Lebens.
    Diamanten waren vielleicht nicht ewig, wohl aber der Anspruch eines Vampirs.
    »Es geht kaum permanenter als bei einem offiziellen Anspruch«, sagte ich. Eigentlich wollte ich nicht darüber reden, aber mir schien keine Wahl zu bleiben. Ich hatte gewusst, dass es früher oder später zur Sprache kommen würde.
    »Ein offizieller Anspruch?« Jonas klang so, als hätte er noch nie davon gehört.
    Ich fragte mich zum mindestens hundertsten Mal, wie die verschiedenen Gruppen der übernatürlichen Welt so lange überlebt hatten, ohne dass sie mehr als nur eine Winzigkeit übereinander wussten. Und was sie übereinander zu wissen glaubten, war auch noch falsch. Es grenzte

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