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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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seine nichtmagischen Kunden bestimmt.
    Es war hübsch und recht klassisch, mit einem tief ausgeschnittenen Oberteil, einem kleinen, edelsteinbesetzten Gürtel und einem rüschenbesetzten Saum. Ich schob es zur Seite. »Du hast also nie Geschichten oder Legenden über Elfen gehört, die fähig waren, von jemandem Besitz zu ergreifen?«, fragte ich.
    »Non. Ich bin unnachgiebig.« Sie lächelte, zufrieden mit sich.
    »Was sagt Pritkin dazu?«
    »Nicht viel. Er meinte nur, dass es ein Elf gewesen sein könnte.«
    »Das glaube ich nicht.« Francoise runzelte die Stirn. Wir hatten das Ende des großen Ständers erreicht und kein Etikett mit meinem Namen gefunden.
    »Vielleicht hat er noch nicht mit meinem Kleid begonnen?«, fragte ich.
    »Non. Seit Wochen er arbeitet an der Verzauberung. Dauernd spricht er davon.«
    Francoises rote Fingernägel klopften auf den Tisch, und dann sah sie mit einem weiteren Lächeln auf. »Natürlich. Bestimmt 'at er es 'inten.«
    »Ich habe dies für ›hinten‹ gehalten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Zu seiner privaten Werkstatt geht es dort.« Sie zeigte auf eine kleine Tür, die ich bisher nicht bemerkt hatte und die sich bei den schwebenden Nadelkissen befand.
    »Na schön, gehen wir.« Ich setzte mich in Bewegung, doch Frangoise ergriff meinen Arm.
    »Das darfst du nicht. Nur den Angestellten Zugang gestattet ist.«
    »Er erfährt nichts davon.«
    »Es gibt Schutzzauber. Er erfährt davon. Und die Dinger da, sie Nadeln werfen«, fügte sie hinzu und meinte die Tomaten des Unheils.
    »Aber wie …«
    »Ich gehe und hole das Kleid.«
    Ich nickte und legte die Hände auf den Rücken, damit sie nicht mehr zitterten. Warum ich so nervös war, blieb mir ein Rätsel. Naja, nicht ganz. Ich war nervös, weil diese ganze Sache immer mehr außer Kontrolle geriet.
    Normalerweise war die Zeremonie der Amtseinführung einer neuen Pythia keine große Sache. Eingeladen wurden einige Repräsentanten der wichtigsten Gruppen der übernatürlichen Welt: Vampire, Werwölfe und der Silberne Kreis. Die Angelegenheit lief auf ein kurzes Treffen hinaus, dem vielleicht ein gemeinsames Essen folgte. Beim letzten Mal hatte es noch einen Fototermin gegeben.
    Und damit hatte es sich. Man drücke die Taste für den schnellen Vorlauf zum Heute.
    Als ich die Gästeliste zum letzten Mal gesehen hatte, war sie mindestens zweitausend Namen lang gewesen, darunter die Elite der Vampirwelt, die plötzlich großes Interesse an der Pythia zeigte – weil ich seit langer, langer Zeit die erste war, die nicht als Eingeweihte vom Kreis stammte. Hinzu kam, dass ich mich mit einem ranghohen Mitglied des Nordamerikanischen Vampirsenats traf und nach Meinung der Vampire sogar verheiratet war.
    Man füge den Krieg hinzu, der in allen mehr als die üblichen Sorgen in Hinsicht auf Politik weckte, und den Umstand, dass ich zum Liebling der magischen Boulevardblätter geworden war, und plötzlich wurde die schlichte kleine Zeremonie zur heißesten Sache in der Stadt. Was alles noch lustiger machte: Jemand hatte beschlossen, das verdammte Ereignis live zu übertragen. Abgesehen von den Leuten, die sich auf Mirceas Anwesen zusammendrängen würden: Man rechnete damit, dass mindestens die halbe magische Welt das Geschehen mithilfe eines einfachen Zaubers beobachtete.
    Ich hätte mich am liebsten krankgemeldet, und da das nicht möglich war, wollte ich wenigstens einigermaßen präsentabel sein. Dieses eine Mal in meinem Leben musste ich gut aussehen.
    Mir wurde plötzlich klar, dass Francoise schon seit einer ganzen Weile in dem anderen Zimmer war. So lange, dass ich begonnen hatte, mir echte Sorgen zu machen, als sie schließlich ein wenig blass zurückkehrte.
    »Was ist los?«
    »Isch… isch glaube, Augustine noch nicht begonnen hat mit deinem Kleid«, sagte sie.
    Ich runzelte die Stirn. »Aber eben hast du gesagt…«
    »Isch weiß, was ich gesagt 'abe! Aber er vielleicht in Verzug geraten ist.« Frangoise wollte die Tür schließen, doch ich bekam rechtzeitig den Fuß hinein. Die Tomaten sanken drohend etwas tiefer.
    »Lass mich sehen.«
    Francoise schüttelte den Kopf. »Non, Cassie. Vraiment…«
    »Lass mich sehen.«
    »Du möchtest es nicht sehen.«
    »Wie schlimm kann es sein?«
    Sie sah mich mit großen Augen an. »Isch 'abe mich geirrt. Er 'asst dich.«
    »Zur Seite, Francoise!« Ich schob mich an ihr vorbei, schenkte den Kamikaze-Nadelkissen keine Beachtung und ignorierte auch das vom Schutzzauber ausgehende Prickeln. Und

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