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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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haben glaubte«, murmelte ich.
    Billy seufzte, und einen Moment später strich mir geisterhafte Kühle über den Nacken. Es fühlte sich gut an. »Was ging diesmal schief?«
    »Die kurze Version: alles.«
    »Und die lange Version?«
    »Für die lange Version bin ich zu verkatert.«
    »Wie wär's mit einer Zusammenfassung?«
    Ich löste mich mühsam von der Kommode, zog eine Schublade auf und kramte darin. »Sagen wir, allem Anschein nach ist meine ganze Familie vom Pech verfolgt.«
    »Autsch.«
    Ich kehrte ins Bad zurück, um mich umzuziehen, und diesmal ließ mich Billy in Ruhe. Ich zog eine alte kakifarbene Shorts an, versuchte es mit mehreren Shirts und entschied mich schließlich für eins mit orangefarbenen und weißen Streifen. Es war weich und dünn, mit erhöhtem Kragen und ohne Ärmel. Dieses Shirt war Teil meiner Arbeitsgarderobe gewesen; ich hatte es unter einer Jacke getragen, um während des Adanta-Sommers keinen Hitzschlag zu bekommen, und für eine kurze Hose war es eigentlich ein bisschen zu schicki. Aber wenigstens verschwanden gewisse Flecken unter dem hohen Kragen.
    Als ich angezogen war, stellte ich fest: Eigentlich hatte ich gar keine Lust, irgendwelchen Leuten zu begegnen, vor denen ich die Flecken verstecken musste. Ich trat ins Schlafzimmer und gähnte.
    »Wie spät ist es?«
    Billy sah von seinem Kartenspiel auf. »Vier Uhr morgens.«
    Ich seufzte erleichtert und sank mit dem Gesicht voran aufs Bett.
    Jonas kam um eins für den Unterricht; bis dahin hatte ich nichts zu tun. Und »nichts« klang derzeit verdammt richtig.
    »Rutsch rüber«, forderte ich Billy auf, der wie üblich mitten auf dem Bett hockte. Er gab mir, auch das wie üblich, nur einige Zentimeter mehr Platz. Ich drehte mich auf die Seite, weil das leichter war als ein Streit.
    Das Schlafzimmer lag im Dunkeln, aber von Billys Geisterkarten ging ein wenig Licht aus und bildete wässrige blauweiße Rechtecke auf dem Bett. Sie glitten über die Decke, während er lautlos spielte.
    Etwa eine halbe Minute lang.
    »Du kannst ihn nennen, wie du willst, aber er bleibt ein Ungeheuer«, sagte Billy, denn es war natürlich noch nicht vorbei. »Das sind sie alle.«
    »Ich weiß nicht, warum du Vampire so sehr hasst«, sagte ich müde. »Was haben sie dir getan?«
    »Sie sind unheimlich.«
    »Das sind sie nicht.«
    »Sind sie wohl.«
    Ich wies ihn nicht darauf hin, wie seltsam das ausgerechnet von einem Geist klang, denn in diesem Augenblick öffnete sich die Tür.
    Ein dünner Streifen von etwas weniger dunkler Dunkelheit kam vom Flur und legte sich aufs Bett, zeigte einige in der Luft schwebende Staubflocken und einen großen Kopf, der einen Blick ins Schlafzimmer warf.
    »Hallo«, sagte Marco leise, als hielte er es für möglich, dass ich schlief.
    »Selbst hallo.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Spaß?«
    »Jede Menge.«
    »Dachte ich mir.« Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber die Stimme klang selbstgefällig.
    Bei einem Menschen wäre es seltsam gewesen, aber Vamps bezogen einen großen Teil ihres Selbstwertgefühls von den Meistern.
    Wenn Mircea etwas Gutes vollbrachte – wenn er einen Vertrag aushandelte, Anerkennung vom Senat bekam oder die Pythia bumste –, erhielten sie alle Streicheleinheiten fiir ihr Ego. Wenn man mit einem Meister ging, so ging man in gewisser Weise mit seiner ganzen Familie. Dann zeigten alle besitzergreifendes Interesse.
    Ich gab mir große Mühe bei dem Versuch, nicht darüber nachzudenken.
    »Haben Sie Hunger?«, fragte Marco. »Wir haben Pizza.«
    Ich befürchtete, bei nur einem Bissen von irgendetwas platzen zu müssen. »Nein, danke.«
    »Bier?«
    »Ich möchte nur schlafen.«
    »Ja, wahrscheinlich brauchen Sie Ruhe«, sagte Marco und klang zufrieden. Die Tür schloss sich.
    »Nein, das ist überhaupt nicht unheimlich«, kommentierte Billy.
    Ich seufzte und zog das Kissen in eine bequemere Position. »So sind sie eben.«
    »Und mir gefällt nicht, wie sie sind.«
    Was mich kaum überraschte. Billy hatte keinen der Männer in meinem Leben gemocht, keinen der wenigen, um genau zu sein. Es war nicht in dem Sinne Eifersucht, zumindest nicht von der physischen Art, eher ein natürliches Misstrauen. Was vielleicht verständlich war bei jemandem, der wie ein Sack mit Katzenjungen ertränkt worden war.
    »Dir gefällt niemand.«
    »Nicht wenn sie dich so ansehen wie er«, sagte Billy.
    »Wie hat er mich denn angesehen?«
    »Ich kenne diese Art abschätzenden Blick von abgebrühten

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