Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
lassen«, sagte er vorwurfsvoll. »Ich dachte, du wolltest ihn erst besser kennenlernen. Ich dachte …«
    »Kann man jemanden überhaupt richtig kennen?«, fragte ich. Na schön, es war lahm, aber ich hatte höllische Kopfschmerzen.
    »O Mann .« Billy verzog voller Abscheu das Gesicht. »Er muss wirklich eine große Nummer sein. Eine Nacht, und er hat dich am Haken.«
    »Hat er nicht!«
    »Hat er wohl.« Billy verschränkte die Arme. »Was hast du mir gesagt, bevor du losgezogen bist?«
    Ich seufzte und fragte mich, warum nie ein Aspirin da war, wenn ich eins brauchte. »Ich weiß, aber…«
    »Aber was? Du hast mir gesagt, dass du dich mit absoluter Gewissheit und ohne die Spur eines Zweifels senkrecht halten würdest.
    Weil Vampire keine normalen Leute sind und ihr gerade dabei seid, eure Beziehung zu entwickeln und er es als ein Zeichen von Kapitulation interpretieren würde und…«
    »So war es nicht«, sagte ich und ließ kaltes Wasser auf einen Waschlappen laufen, den ich mir dann auf die schmerzenden Augen legte. Lieber Himmel, ich würde nie wieder trinken.
    »Oh, verstehe. Wie war es dann?«
    »Es war… eine Auszeit«, murmelte ich undeutlich.
    Aber offenbar nicht undeutlich genug.
    »Eine Auszeit.« Auch mit Sarkasmus kam Billy ziemlich gut zurecht.
    »Ja.«
    »Und das bedeutet?«
    »Es bedeutet, dass es nicht zählt«, schnauzte ich, was ich sofort bereute, weil es wehtat. Ich unterdrückte ein Stöhnen, stützte mich mit der freien Hand am Waschbecken ab und ließ den Kopf hängen, um die Halsmuskeln zu entlasten.
    »Und wer hat das entschieden?«
    »Wir.«
    »Und welcher Teil von ›wir‹ hat sich diesen kleinen Trick einfallen lassen?«
    Ich schwieg.
    »Ja«, sagte Billy. »Das dachte ich mir.«
    Ich ließ die Hand mit dem Waschlappen sinken und starrte ihn an. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dich zu meinem Gewissen ernannt zu haben!«
    »Du brauchst kein Gewissen, sondern gesunden Menschenverstand! Den hattest du früher, erinnerst du dich? Du bist es gewesen, die mir gesagt hat, dass diese Biester…«
    »Mircea ist kein Biest.«
    »Ach, ganz plötzlich soll er kein Ungeheuer mehr sein? Ist er befördert worden? Das Rundschreiben habe ich verpasst!«
    Ich drehte mich um und verließ das Bad. Billys schwach leuchtende Kehrseite ragte über der Kommode aus der Wand, wie eine bizarre Trophäe von einem Spiegel umrahmt. Im Großen und Ganzen gefiel sie mir derzeit besser als die andere Hälfte. Wenn Billy loslegte, konnte es Stunden dauern, bis er sich wieder abregte, und darauf hatte ich in dieser Nacht keinen Bock. Oder an diesem Morgen. Oder wann auch immer, verdammt. Es war finster im Zimmer, und die Fenster schienen verdunkelt zu sein, aber das wollte nicht viel heißen.
    »Na schön, das mit dem Ungeheuer können wir also streichen«, sagte Billy und kam aus der Wand. »Wie nennen wir ihn jetzt? Schatzi? Hasilein? Engelchen?«
    Vor meinem inneren Auge erschien ein sehr nackter Mircea vor dem Hintergrund des Kaminfeuers, das ihm einen Heiligenschein gegeben hatte. Ein Engel war er nicht, das wusste ich. Aber was auch immer Billy von ihm hielt, er war auch kein Teufel. Und es war nur eine Nacht gewesen, und er hatte geschworen, dass sie nicht zählte…
    »Warum bist du überhaupt hier?«, fragte ich und ging in die Offensive, weil es um meine Verteidigung derzeit sehr schlecht bestellt war. »Ich habe dir doch Nahrung gegeben, bevor ich aufgebrochen bin.«
    »Ja, und mir geht es nur darum, klar! Du hättest schon vor Stunden zurück sein sollen!«
    »Das wäre ich auch, aber ich … wurde aufgehalten.«
    »Und zwar auf eine Art und Weise, die Knutschflecken an deinem Hals hinterlassen hat und dich torkeln lässt.«
    »He, ich bin nicht im Gefängnis«, sagte ich scharf. »Ich kann kommen und gehen, wann es mir…«Ich unterbrach mich. »Knutschflecken?«
    Billy deutete wortlos auf meinen Hals. Ich schob den altmodischen Kragen des Mantels beiseite, beugte mich zum Spiegel vor und sah …
    »Verdammter Mistkerl!«
    »Du hast nichts gemerkt?«, fragte Billy.
    Ich schnitt eine Grimasse. »Nein. Und sprich leiser.«
    »Warum? Nur du kannst mich hören.«
    Ich setzte mich an die Kommode und legte die Stirn auf ihre kühle Oberfläche. »Das ist es ja gerade.«
    Billy schnaubte. »Und um allem die Krone aufzusetzen: Du bist auch noch verkatert!«
    »Das liegt am Wein. Ich kriege jedes Mal einen Kater davon.«
    »Warum trinkst du ihn dann?«
    »Weil ich ihn nach dem schweren Abend verdient zu

Weitere Kostenlose Bücher