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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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geflossen waren und in dem man sie verehrt hatte. Die Verantwortung dafür trug Artemis, die zur Verräterin geworden war und sich mit einigen der geringeren, weniger verehrten Götter zusammengetan hatte, weil die anderen Unsterblichen recht verschwenderisch mit den Menschen umgingen. Mit anderen Worten: Sie brachten ziemlich viele von ihnen um.
    Um das Problem zu lösen, gab Artemis den Menschen den Ouroboros-Zauber. Er verbannte die Götter auf ihre Heimatwelt und schirmte die Erde ab, sodass sie nicht zu ihrer kleinen Spielwiese zurückkehren konnten. Der Silberne Kreis – benannt nach der Artemis geweihten alchimistischen Farbe; er trug auch ihr Symbol, den Mond – war gegründet worden, um die Barriere mit der nötigen Kraft zu versorgen.
    Er gab ihr auch jetzt noch Energie, nach all den Jahrtausenden.
    Aber niemand glaubte, dass Kreis und Zauber noch immer narrensicher waren, denn vor einem Monat hatten die selbst ernannten Götter einen Weg gefunden, die Barriere zu überwinden.
    Zum Glück war es nur ein kurzer Ausflug gewesen.
    »Apollo gelangte zu uns«, sagte Billy, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Und er ist tot«, erwiderte ich scharf.
    »Ja.« Billy schwieg, und ich rollte herum und schob das Gespräch beiseite. Was mir überraschend leichtfiel angesichts einer Matratze mit Gänsedaunen und der dazu passenden Decke. Die Decke war mir oft zu warm und endete dann auf dem Boden, aber diesmal empfand ich sie als perfekt. Ich fühlte, wie ich mich zu entspannen begann, wie mich weiche, warme Dunkelheit umfing, die mir alle Sorgen nahm …
    »Wohin gehen sie, wenn sie sterben, was meinst du?«
    Billys Stimme riss mich aus dem Halbschlaf, und ich drehte mich um, sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Er hatte sich auf den Rücken gelegt, die Hände unterm Kopf verschränkt, und betrachtete sein eigenes geisterhaftes Licht an der Decke.
    »Wohin geht wer?«
    »Die Götter.« Er richtete den Blick auf mich. »Sie gehen doch irgendwohin, oder? Jeder geht irgendwohin nach dem Tod.«
    »Keine Ahnung.« Ich hoffte, dass es für Apollo und die anderen einen scheußlichen Ort gab, der sie nach ihrem Ableben erwartete.
    »Warum?«
    »Ich habe an das Etwas gedacht, das Besitz von dir ergriffen hat. Es war kein Dämon, nicht wahr? Auch kein Werwesen, Mensch oder Elf, stimmt's?«
    »Die Elfen stehen noch immer ganz oben auf der Verdächtigenliste.«
    »Aber wenn ein Elf dahintersteckt, dann scheint es sich um eine neue, uns bisher nicht bekannte Art zu handeln, oder?«
    »Ja.«
    »Was eher unwahrscheinlich ist. Wie wär's mit einem Gott?«
    Billy winkte, und Muster aus Licht und Schatten huschten über die Wände wie von flackerndem Kerzenlicht. »Angeblich haben sie manchmal von Menschen Besitz ergriffen, nicht wahr? In einigen alten Legenden ist davon die Rede, oder?«
    Ich runzelte die Stirn. So viel zu ruhigem, ungestörtem Schlaf.
    »Apollo ist tot«, betonte ich noch einmal. »Er kann sich nicht in Menschen niederlassen.«
    »Ich bin tot. Und ich lasse mich dauernd in irgendwelchen Leuten nieder.«
    »Du bist ein Geist.«
    »Na und? Vielleicht ist er jetzt ebenfalls ein Geist. Du hast ihn getötet…«
    »Und jetzt kehrt er aus dem Jenseits zurück, um mich heimzusuchen?«, fragte ich ungläubig.
    Billy zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, dass es weit hergeholt klingt, aber verglichen mit dem anderen Kram, der dir passiert ist…«
    Ich zog mir das Kissen über den Kopf. So etwas wollte ich in dieser Nacht – oder in irgendeiner anderen – nicht hören.
    »Ich weiß, dass du nicht gern darüber nachdenkst«, sagte Billy ungeduldig. »Aber wir müssen dieser Sache auf den Grund gehen.«
    »Apollo steckt nicht dahinter«, sagte ich, meine Stimme vom Kissen gedämpft.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Er hätte nicht so lange mit dem Angriff auf mich gewartet.«
    »Vielleicht hat er beim letzten Mal etwas gelernt. Er machte den Fehler, dich zu unterschätzen, und sieh nur, wohin ihn das gebracht hat. Direkt ins metaphysische Klo.«
    »Und ich habe keine Visionen mehr gehabt…«
    »Vielleicht hat er herausgefunden, dass du ihn auf diese Weise ausspioniert hast. Vielleicht fand er ein Mittel dagegen. Immerhin war er die Quelle deiner Kraft, nicht wahr? Er sollte also imstande sein, sich vor deinen visionären Blicken zu schützen.«
    »Und er war kein Mensch«, sagte ich und stieß das Kissen beiseite.
    Denn Billy schien mich nicht schlafen lassen zu wollen, bevor wir dies geregelt hatten. »Und

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