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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Apollo glaubte sich seines Sieges sicher, als eine Ahnungslose den Thron der Pythia erbte und nicht eine der sorgfältig vorbereiteten Eingeweihten, die unter Fittichen des Kreises aufwuchsen. Er hatte mich benutzen wollen, um die Barriere endgültig zu zerstören und die schlechte alte Zeit von Göttern und Sklaven und nichts dazwischen zurückzubringen.
    Er war alles andere als erfreut gewesen, als ich ihm meine Hilfe verweigert hatte.
    Schließlich war ich von uns beiden übrig geblieben, was mich noch immer erstaunte. Vermutlich spielte das Glück dabei eine verdammt große Rolle. Was mich betraf… Ich hatte absolut nichts dagegen, den Rest meines Lebens zu verbringen, ohne jemals wieder den Namen Apollo zu hören.
    »Es ist wirklich sehr faszinierend«, sagte Jonas. »Viele der altnordischen Götter haben Parallelen in den Mythen anderer Kulturen. Von Skandinavien nach Island, Indien und noch weiter. Die Namen ändern sich, aber es handelt sich im Wesentlichen um dieselben Entitäten mit denselben Kräften. Manchmal ähnelt sich auch der Symbolismus.«
    »Tatsächlich?«, fragte ich und wartete auf die nächste Hiobs-botschaft. Sie stand kurz bevor, da war ich mir ziemlich sicher.
    »O ja. Nehmen Sie zum Beispiel Thor. Wie Sie eben selbst gesagt haben, ist er vor allem als Gott des Donners bekannt. Aber finden Sie es nicht auch interessant, dass er es war, zu dem die Skandinavier bei einer Hungersnot beteten, damit er ihnen eine gute Ernte schickte, obwohl diese Rolle normalerweise einem Sonnengott vorbehalten blieb? Oder dass Sonnengötter anderenorts auf der Welt mit Äxten in der Hand dargestellt wurden, die frappierende Ähnlichkeit mit Thors Hammer aufweisen? Manche Gelehrte glauben sogar, dass es gewissermaßen Prototypen für Thors Hammer waren.«
    »Aber was hat das alles mit…«
    »Und dass nach den Legenden von den vier Pferden, die Thors Streitwagen zogen, eins Blitz und das andere Donner hieß? Oder dass Apollo Blitz und Donner verwendet haben soll – die Elemente, nicht die Pferde –, um die räuberischen Gallier zu vertreiben, die sein Sanktuarium von Delphi bedrohten?«
    »Äh, na schön, aber…«
    »Die alten Gallier hielten den Gott des Donners und den Sonnengott ebenfalls für ein und dasselbe Geschöpf«, sagte Jonas und kam richtig in Fahrt. »In Frankreich hat man Bilder eines Gottes gefunden, dessen eine Hand auf einem Rad liegt, dem Symbol für die Sonne, und der in der anderen Hand einen Blitz hält. Und der slawische Gott des Donners, Perun, wurde mit einem Eichenholz-Feuer geehrt.«
    »Eichenholz?«
    »In Griechenland war Eiche das dem Sonnengott gewidmete Holz.«
    Ich starrte auf die Tafel, und plötzlich verdoppelte sich das Unbehagen in mir. Ich schluckte. »Was Sie zu sagen versuchen … Ich meine, soll das alles heißen …«
    »Und dann wäre da noch der Hindu-Gott Indra. Er wies bereits Aspekte eines Sonnengottes auf und fuhr in einem goldenen Streitwagen über den Himmel, um den Tag zu bringen. Aber besser bekannt ist er als Gott des Donners, der die himmlische Waffe Vajra schwingt – einen Blitz.«
    »Jonas…«
    »Und dann wäre da noch der Umstand, dass Thor angeblich in Jotunheim zu Hause war, im Osten, was ihn mit der aufgehenden Sonne in Verbindung bringt…«
    »Jonas!« Die scharfe Stimme gehörte Pritkin.
    Ich drehte den Kopf und sah ihn in der Tür, die Arme verschränkt und die grünen Augen zusammengekniffen. Aus irgendeinem Grund war er recht blass, und er stand nicht wie üblich kerzengerade, sondern lehnte an der Wand. Aber er lebte und schien ziemlich sauer zu sein, und ich freute mich riesig, ihn zu sehen.
    »Hm? Ja?« Jonas blinzelte.
    »Wollen Sie uns mitteilen, dass Thor und Apollo zwei Namen für dieselbe Person sind?«
    »Oh, ja«, erwiderte Jonas so, als sei das von Anfang an klar gewesen. »Und als ich das herausfand, begann ich mich natürlich zu fragen …«
    Einige Sekunden lang starrten er und Pritkin stumm auf die Tafel. »Da haben Sie begonnen, sich was zu fragen?«, entfuhr es mir schließlich.
    Jonas sah mich an. »Liegt das nicht auf der Hand? Ich habe mich gefragt, ob das, was wir derzeit erleben, nicht vielleicht Ragnarök ist.«

Achtzehn
    »Atme«, wies mich Pritkin an, und ich versuchte es. Aber plötzlich schien das viel schwerer zu sein als sonst.
    »Es ist nur eine Theorie«, sagte Jonas und machte sich in der Küche zu schaffen. Nach der kleinen Offenbarung hatten wir das Zimmer gewechselt, weil er der Meinung war, dass wir alle

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