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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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einigen kleinen Dingen helfen«, sagte Jonas und suchte in seiner Jackentasche nach etwas. »Ich habe das mit Agnes gemacht, wissen Sie. Wir hatten jeden Donnerstag Tee, und ich bin dabei mit ihr die Angelegenheiten der magischen Welt durchgegangen, für den Fall, dass sie etwas Bedeutsames darin erkannte.«
    »Mir ist in letzter Zeit nichts aufgefallen«, sagte ich mit einem argwöhnischen Blick auf die Tafel. Vorsichtig berührte ich das Ding; es war fest, schien wirklich zu existieren.
    »Genau darum geht's«, sagte Jonas. »Manchmal sah auch Agnes eine Zeit lang nichts, und dann wieder bekam sie Visionen aller Art, und die meisten von ihnen standen nicht in Zusammenhang mit dem, was wir bereits wussten. Aber wenn wir vor kurzer Zeit etwas besprochen hatten … Es schien ihr dabei zu helfen, ihre Kraft zu konzentrieren. Vielleicht verhält es sich bei Ihnen ebenso.«
    »Na schön.« Ich schob mich an der Tafel vorbei und ging zum Sofa.
    »Gut, gut.« Jonas hatte unterdessen seine Taschen umgedreht und sah aus, als hingen ihm überall graue Zungen aus dem Anzug.
    Aber er schien nicht gefunden zu haben, was er suchte, denn er winkte mit der einen Hand und zog ein Päckchen aus der leeren Luft.
    Ich beobachtete ihn erstaunt, denn so etwas kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen. Aber ich glaubte nicht, dass Jonas irgendeinen Taschenspielertrick benutzt hatte. Meine Zweifel daran sah ich bestätigt, als er das Zellophan vom Päckchen löste.
    »Mir ist klar, dass man Visionen nicht einfach herbeibefehlen kann«, sagte er und fummelte an dem Etwas herum.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    Jonas blickte darauf hinab. »Dies?«
    »Ja, das! Was ist es?«
    »Kreide.«
    »Kreide?«
    »Ja.«
    »Wofür?«
    »Für die Tafel«, antwortete Jonas ein wenig verwundert.
    »Aber… woher haben Sie sie?«
    »Woher habe ich was?«
    »Die Kreide!«
    Dünne Falten bildeten sich auf seiner Stirn. »Von
Ryman.
Ein Sonderangebot.«
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und schloss ihn dann wieder. Nein, auf eine solche Diskussion wollte ich mich nicht einlassen. Nicht heute. Ich setzte mich aufs Sofa und schlug die Beine übereinander. »Also gut.«
    Für ein oder zwei Sekunden sah mich Jonas misstrauisch an, als sei ich es, die sich seltsam verhielt. Aber dann beschloss er wie ich, es dabei zu belassen, fischte ein Stück Kreide aus der Schachtel und begann damit, auf die Tafel zu schreiben, wobei er wie ein ziemlich bekloppter Professor wirkte.
    »Nun, wie ich schon sagte, Visionen können ein bisschen launisch sein. Agnes beschrieb sie weniger als erzählende Berichte von etwas, sondern vielmehr als eine Art Kaleidoskop oder Puzzle, bestehend aus voneinander gelösten Einzelteilen, die für sich genommen kaum einen Sinn ergeben. Würden Sie dieser Beschreibung beipflichten?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe Visionen beider Arten.
    Die durcheinandergewürfelten sind besonders ärgerlich.«
    Jonas nickte. »Ja, das meinte auch Agnes. Aber sie sagte auch: Wenn sie einen Anfangspunkt hatte, einen Hinweis darauf, was sie sah, konnte sie die betreffende Vision besser verstehen. Und wenn es ihr gelang, sich auf ein einzelnes Teil zu konzentrieren, rückten die anderen oft wie von ganz allein an ihren Platz.«
    »Auf welches Stück des Puzzles soll ich mich heute konzentrieren?«
    »Auf eins, an dem ich schon seit einer ganzen Weile arbeite. Ich habe sehr interessante Nachforschungen angestellt und …«
    Er unterbrach sich und starrte auf etwas, das sich hinter mir befand. Ich drehte den Kopf und sah, wie der Magier hinter der Tafel hervorspähte. Sein Blick ging zwischen uns beiden hin und her. »Ich, äh, habe mich gefragt…«
    »Nein, nein, das haben wir hinter uns«, sagte Jonas.
    Der Mann musterte ihn einen Moment und beschloss dann, sich an mich zu wenden. »Ein spätes Mittagessen?«
    »Nein.«
    »Dinner?«
    »Nein.«
    »Es ist nur… ich habe noch nichts gegessen.«
    Ich sah ihn nur an.
    »Könnte ich vielleicht das Konfekt zurückbekommen?«, fragte er nach einigen Sekunden.
    Wortlos reichte ich ihm die Schachtel, und er verschwand wieder hinter der Tafel. Jonas sah mich an. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Keine Ahnung.«
    Er überlegte kurz. »Oh, ja. Bei meinen interessanten Nachforschungen. Nun, sie betreffen die nordischen Sagen, die Mythologie des alten Skandinavien. Haben Sie darüber gelesen?«
    »Äh, nein.«
    »Sie würde Ihnen gefallen, Cassie.« Jonas winkte mit der Hand, die die Kreide hielt. »Jede

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