Verlockend wie ein Dämon
niemals um Geld gegangen – Lena verhandelte um das Leben eines Mädchens! Die ganze Zeit hatte sie sich unter Zwang verhalten – selbst in New York. Wie hatte er sich jemals dazu bewegen lassen können, etwas anderes zu glauben? Sonst vertraute er doch auch auf seinen Bauch!
Wie glücklich er auch war, zu erfahren, dass ihre Motive lauter waren, so musste er doch zugeben, dass der Zeitpunkt seiner Entdeckung hundsmiserabel gewählt war. Wenn sie es ihm vor einer Woche gesagt hätte, hätte er sich etwas einfallen lassen können, hätte ausknobeln können, wie sie die Münzen behalten
und
das Mädchen retten konnten. Besonders, da es der Kleinen so schlecht zu gehen schien. Schon eine Wunde gab ihr möglicherweise den Rest. Kein Zweifel: Die letzte Runde in diesem Spiel wurde eine Zitterpartie.
Was zur Hölle konnte er unternehmen? Er musste nicht nur dafür sorgen, dass das Mädchen am Leben blieb, er musste auch Lena beschützen und verhindern, dass die Dämonen unschuldige Passanten grillten.
Brian stellte das Buch vorsichtig ins Regal zurück. Wenn er Antworten wollte, war Lenas Tisch der Ort, an dem er sie bekommen würde.
Also hinein ins Getümmel.
Lena umklammerte den Samtbeutel, sodass die Knöchel ihrer Finger weiß hervortraten.
»Es hat keinen Sinn, darauf zu warten, dass Maleficus zurückkommt«, sagte sie und widerstand dem Drang, die Uhrzeit vom Display ihres iPhones abzulesen. Wie konnte Malumos ihr zumuten, wie eine Touristin im Urlaub dazusitzen, wenn jede weitere Minute Heathers Pein nur noch verschlimmerte? »Er wird Ihnen nur bestätigen, dass es ihm nicht gelungen ist, die Münzen zu orten.«
Malumos schlürfte den Rest seines Eiskaffees mit dem Strohhalm, während er um die Überbleibsel der Eiswürfel herumstocherte. »Wir können es uns leisten, noch ein bisschen zu warten. Es ist doch so ein schöner Abend.«
Schön? Verglichen mit den feurigen Qualen der Hölle vielleicht, aber nicht für ihren Geschmack. Lena beschloss, ihrem Unmut Luft zu machen. »Warum noch warten, wenn ich Ihnen sagen kann, wo die Münzen sind, und Ihnen den Zugangscode gebe? Wenn Sie mir Heather jetzt übergeben, ist es nur eine Frage von Minuten, bis Sie sie haben.«
Er zuckte die Achseln. »Uns müssen alle dreizehn Münzen ausgehändigt werden, oder der Deal platzt. So einfach ist das.«
»Müssen Sie nicht so etwas wie eine Deadline einhalten? Sie hätten doch die Ranch nicht angegriffen, wenn Ihr Boss nicht die Daumenschrauben angezogen hätte! Ticktack, Malumos. Es sind nur noch viereinhalb Stunden bis Mitternacht. Wollen Sie sie wirklich damit vergeuden, auf Maleficus zu warten?«
Sie wollte das jedenfalls nicht. Nicht, wenn die Möglichkeit bestand, dass der dritte Dämon mit den restlichen sechs Münzen aufkreuzte. Nicht, wenn ihr Bluff jede Sekunde auffliegen konnte. Ihr Herz gefror, als Malumos’ Blick über ihre linke Schulter schweifte. Mit einem schalen Geschmack im Mund drehte sie sich um.
Aber es war nicht Maleficus. Es war –
Sie schnappte nach Luft. »Brian!«
Sein Blick begegnete dem ihren nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber doch lange genug, um eine warme Welle durch ihren Körper schwappen zu lassen. Er zog sich den vierten Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. In Jeans und T-Shirt sah er James Dean zum Verwechseln ähnlich.
»Der Deal, den ihr beide ausbaldowert, ist geplatzt, fürchte ich.« Er nahm die Baseballkappe ab und fuhr sich mit den Fingern durch das braune Haar. Dann lächelte er Malumos an. »Ich habe die restlichen sechs Münzen, und ich bin nicht so leicht zufriedenzustellen wie Lena.«
Brian hatte eine Reaktion erwartet. Aber nicht von der jungen Frau. Sie setzte sich abrupt auf. Dabei wurden selbst noch unter diversen Schichten von Tanktops ihre Rippen sichtbar. Sie funkelte ihn an. »Geben Sie uns die gottverdammten Münzen«, fauchte sie.
Ihre Wut hätte sich leicht durch die Verzweiflung einer Drogensüchtigen erklären lassen, aber das Wörtchen »uns« sprach eine andere Sprache. Sie war besessen.
In seinem Magen bildete sich ein Kloß.
Jede Hoffnung, sie zu retten, war gerade mit einem lauten Knall zerplatzt. Er hatte keinerlei Möglichkeit, ihr den Dämon auszutreiben. Er kannte kein einziges Exorzismusritual, selbst wenn er genug Zeit gehabt hätte, es durchzuführen. Was nicht der Fall war. In ein paar Minuten, wenn MacGregor und die anderen eintrafen, würde die Kreatur in ihr um ihr Leben kämpfen, ohne Rücksicht darauf zu
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