Verlockend wie ein Dämon
jämmerliches Druckmittel wird keines mehr sein.«
Lenas Herz dröhnte. »Das glaube ich Ihnen nicht.«
Der Dämon lächelte. Seine böse Präsenz manifestierte sich in einem tintenschwarzen Wirbel in den Augen der Frau. »Dann sind Sie sehr dumm. Die Münzen kommunizieren miteinander. So haben wir euch auch in der Wüste aufgespürt.«
Lena schloss kurz die Augen. Der arme Tariq hatte keine Chance gehabt. Und wenn die Münzen tatsächlich miteinander in Verbindung standen, war auch sie verloren. Aber sie durfte den Dämon ihre Angst nicht sehen lassen.
»Er wird sie niemals finden«, spottete sie. »Ich habe einen Roma-Deckzauber über sie gelegt. Jede Stimme, die sie vielleicht einmal hatten, ist verstummt.«
Malumos runzelte die Stirn.
Lena hatte keine Ahnung, ob es einen derartigen Zauber gab. Doch es spielte auch keine Rolle, solange Malumos an seine Existenz glaubte. »Der Vorteil der Gesellschaft meiner Wächterkollegen in den letzten Tagen war, dass ich jetzt ein bisschen schlauer bin. Sie haben sich ziemlich darüber gefreut, einer Kollegin ein paar neue Tricks beibringen zu können.«
»Das ist ein Alles-oder-Nichts-Deal«, blaffte Malumos. »Mestitio wird das Mädchen nicht freilassen, bis wir alle der Meinung sind, dass die Zeit gekommen ist. Und die Zeit wird nicht gekommen sein, solange wir nicht alle dreizehn Münzen haben.«
Wie aufs Stichwort zuckte Heather zusammen.
Lena sah zu ihr. Das Mädchen hatte den Blick auf Lenas Gesicht geheftet. Ihre Pupillen schwammen stecknadelgroß in haselnussbraunen Seen. »Bitte«, krächzte sie aus heiseren Lippen. »Es tut so weh. Ich brauche einen Schuss. Tu, was sie sagt.«
Lena schluckte und schaute weg.
O Gott.
»Sie sind am Zug, Ms Sharpe«, sagte Malumos mit einem breiten Lächeln.
Die Abendsonne strahlte noch immer vom Himmel herab, der Geruch von frischem Obst und Gemüse hing in der Luft, und irgendwo in der Ferne spielte ein Blechbläserquartett »Hello, Dolly«. Alles schien so unwirklich! Aber Heather zitterte, und ihre Schultern waren verkrampft hochgezogen.
Schweiß von Lenas Hand benetzte den Samtbeutel.
Was sollte sie nur tun?
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18
Ü berrascht von der heißen Welle der Wut, die über ihm zusammenschlug, sah Brian auf Lena. Er war sich so verdammt sicher gewesen, dass es irgendwo in ihr einen anständigen Kern gab! Er schwor, er habe ihn aufblitzen sehen, wieder und wieder. Sich so in ihr getäuscht zu haben, versetzte ihm einen Stich. Einen brennenden Stich.
Er löste den Blick von Lena und heftete ihn auf das gereizte Gesicht der stämmigen Frau neben ihr. Der Winkel ließ keine gute Sicht auf die dritte Frau am Tisch zu, aber sie war offensichtlich jung. Und extrem dünn.
»Der Deal geht gerade über die Bühne«, sagte er in seinen BlackBerry. »Du solltest jetzt herkommen.«
»Murdoch sollte schon da sein. Wir anderen brauchen noch zwanzig Minuten«, antwortete MacGregor. »Du musst sie hinhalten.«
»Ich tue mein Bestes.«
Brian legte auf und sah sich nach Murdoch um. Keine Spur von dem riesigen Schotten.
Jesus.
Zwanzig Minuten konnten eine ziemlich lange Zeit sein. Kaum vorstellbar, dass die Dämonen so lange herumsitzen und plaudern würden.
Er zog sich seine blaue Dodgerskappe tief ins Gesicht und steuerte die Buchhandlung hinter der Caféterrasse an. Während er so tat, als würde er ein Buch durchblättern, beobachtete er von seinem neuen Standpunkt aus die Gruppe. Die ältere Frau war besessen, darauf hätte er seinen letzten Penny verwettet. Sein Blick wanderte zu dem dünnen Mädchen in dem Stuhl nebenan. Seine Finger umklammerten plötzlich das Buch in seiner Hand.
Wow.
Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er schwören können, dass sie das Mädchen aus St. Pat war. Nur kleiner und viel mitgenommener, wenn das überhaupt noch möglich war. Sie war definitiv dünner und blasser – andererseits war sie am Leben. Man sah ihr an, dass sie schwer drogensüchtig war. Und traurigerweise erkannte er die Zeichen eines bevorstehenden Zusammenbruchs: Unruhe, Juckreiz, gelegentliches Rubbeln der Arme, was nahelegte, dass sie fror.
In dem Versuch, sie zu beruhigen, legte Lena dem Mädchen die Hand auf den Arm.
Und da endlich fügte sich ein großes Teilchen in das Puzzle ein – dieses Mädchen und das aus St. Pat waren Schwestern. Und Lena kannte sie beide.
Die Erleichterung traf ihn mit solcher Wucht, dass er fast aus dem Gleichgewicht geraten wäre. Er hatte recht gehabt, verdammt noch mal. Es war
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