Verlockend wie ein Dämon
kommen. Aber was ist mit dem Tresorraum? Safeknacken gehört nicht zu unserem Repertoire.«
»Es ist ein Schloss wie jedes andere auch.«
Murdoch verließ den Flughafen von Nizza und fädelte sich in den Verkehr auf der A8 ein. Dazu wummerte der rhythmische Beat des jüngsten Nummer-eins-Hits der Black Eyed Peas durch den Wagen.
Vielleicht sprach Murdoch wegen der pulsierenden Musik so wenig. Brian nutzte die Gelegenheit, im Kopf noch einmal alles durchzugehen. Der Nebel lichtete sich zwar, doch es war schon fast Mitternacht, und zudem grenzte Duvergers Haus an einen bewaldeten Park, deshalb würde es kein Problem mit Zeugen geben. Mit der Alarmanlage, der Beleuchtung und den Schlössern würden sie leichtes Spiel haben. Die einzige Größe in der Gleichung, die sich nicht im Voraus berechnen ließ, war menschliche Intervention.
Das Auto wurde langsamer, und Brian beugte sich nach vorn. Riesige, weiß getünchte Villen, von Mauern umgebene Grundstücke und peinlich gepflegte Gärten legten nahe, dass dies eine reiche Gegend war.
»Park da drüben«, sagte er und deutete auf den Schotterplatz vor einem Wasserhäuschen. »Wir gehen den Rest zu Fuß.«
Der große Schotte warf ihm im Rückspiegel einen genervten Blick zu, sagte aber nichts.
Die drei Männer hielten sich im Schutz der Bäume, die die Promenade säumten, und näherten sich Durvergers Anwesen schweigend. Selbst unter den anderen Schmuckstücken der Nachbarschaft stach dieses herrschaftliche Haus heraus. Das Grundstück war doppelt so groß wie die meisten anderen und das Haus selbst von einer altmodischen Eleganz, die ihresgleichen suchte. Die cremefarbenen Mauern waren mit Efeu bewachsen, die mediterranen Torbögen wuchtig. Es gab einen Tennisplatz und eine Garage für acht Fahrzeuge.
Es schien ein hartes Leben zu sein, aber jemand musste es ja leben.
»Webster, du schaltest den Alarm aus«, befahl Murdoch. »Rodriguez, du kümmerst dich um den Hund.«
Der junge Mann nickte.
»Lasst uns das ohne großes Palaver erledigen.«
Sie warteten, bis ein einzelnes Auto – ein schnittiger silberner Maybach 62 – auf der Straße vorbeigefahren war, dann liefen sie hinüber. Brian setzte die Bewegungsmelder mit einem Bannstrahl außer Gefecht, zeigte den anderen den erhobenen Daumen und übersprang die Steinmauer mit einem mühelosen Satz. Seelenwächter zu sein hatte auch seine Vorzüge.
Die drei Männer bahnten sich einen Weg durch ein Wäldchen aus Olivenbäumen, Pinien und Oleanderbüschen, um schließlich die mit Schieferplatten gedeckte Terrasse zu erreichen. An diesem Punkt wurde es etwas seltsam. Noch in dem Wäldchen stolperten sie über den Wachhund, einen großen, muskelbepackten Bordeaux-Mastiff-Mix. Er lag auf der Seite. Und schnarchte.
»Ich war das nicht«, flüsterte Carlos. »Er hat schon gedöst.«
Nicht nur gedöst. Brian beobachtete, wie sich die Brust des Hundes stetig hob und senkte. Er schlummerte tief und fest.
»Haltet die Augen offen«, ordnete er an.
Hochleistungsscheinwerfer waren überall in den Boden eingelassen und beleuchteten den rechteckigen Pool sowie die zahlreichen Topfpalmen. Brian wandelte den Bannzauber von zuvor ein wenig ab und schaltete die beiden Lampen aus, die den Weg zur Terrassentür auf der Poolseite erhellten. Er winkte die anderen beiden Wächter weiter. In den Räumen des oberen Stockwerks brannten einige Lichter, aber mit etwas Glück befand sich der Tresorraum in einem tiefer gelegenen Stockwerk.
Murdoch betrat das Haus als Erster, und zwar auf bemerkenswert leisen Sohlen für einen Mann seiner Größe. Als alle drei in die blauweiß geflieste Küche geschlüpft waren, sah er mit gerunzelter Stirn über die Schulter.
»Die Alarmanlage ist ausgeschaltet.«
Es gab ein Dutzend Erklärungen dafür, warum das so sein mochte, doch Brian stellten sich die Nackenhärchen auf. Zuerst der Hund und jetzt die Alarmanlage. Wenn es nicht der unwahrscheinlichste Zufall der Welt gewesen wäre, hätte er geschworen, dass gerade jemand dabei war, Duverger auszurauben.
»Ich schlage vor, dass wir uns an den Plan halten«, sagte er. »Wir suchen den Tresorraum, schnappen uns die Münzen und sind wieder weg.«
»Vorausgesetzt, die Münzen sind wirklich hier«, erwiderte Murdoch.
Brian hielt dem dreisten Blick des Mannes stand. Der Schotte ging ihm schon seit Monaten auf die Nerven, seit dem Moment, als er aus dem Flugzeug aus Glasgow gestiegen war. Die Lust, ihm eine Abreibung zu verpassen, war kaum zu
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