Verlockend wie ein Dämon
bändigen. Aber das hob er sich besser für eine andere Gelegenheit auf. »Mein Insider bei Sotheby’s sagt, dass sie hier sind, und meine Nachforschungen stützen das. Das hat MacGregor als Auskunft gereicht, da wird es auch dir reichen.«
»Die Münzen zu klauen war deine Idee, nicht seine.«
»Ich glaube nun mal zufällig, dass es nach einer tickenden Zeitbombe klingt, wenn Satan innerhalb von sechs Monaten nach zwei dunklen Reliquien sucht. Sag’s mir, wenn du ein Problem damit hast.«
Carlos trat zwischen die beiden Streithähne. »Was soll ich tun, wenn ich Probleme im Tresorraum habe?«
»Dann holst du mich«, erwiderte Brian, der nur mühsam seinen Ärger unterdrückte.
Der junge Seelenwächter nickte und verschwand im dunklen Esszimmer.
Murdoch deutete auf die andere Tür. »Hier entlang.«
Sie umrundeten eine Kücheninsel, über der gehämmerte Kupfertöpfe hingen, und schlichen einen breiten Flur entlang, der in die Empfangsdiele führte. Gobelins mit Landschaftsszenen, schwere Holzmöbel und glasierte Töpferware fanden sich in jedem Winkel des riesigen Hauses. Murdoch blieb stehen, bevor er durch die Diele zur Treppe ging, und hob warnend die Hand.
Das zunächst nur gedämpfte Geräusch von Schritten auf Fliesen wurde lauter. Wahrscheinlich wollte jemand zu einem nächtlichen Imbiss in die Küche. Jemand, der nicht entspannt genug war, Hausschuhe oder Socken zu tragen, was auf eine Wache hindeutete.
Einen Augenblick später erschien ein Mann im Anzug auf dem Absatz zum oberen Stockwerk und kam dann die Treppe herab, geradewegs auf sie zu. Sein offenes Sakko gab den Blick frei auf ein Pistolenhalfter unter seinem Arm. Eine Neun-Millimeter-Beretta. Brian wollte Murdoch gerade Zeichen machen, noch zu warten, da brach der Mann mitten auf der Treppe zusammen und plumpste wie ein Kartoffelsack die restlichen Stufen auf den Fliesenboden herunter.
Beide Wächter zogen sich auf der Stelle in die Deckung des Schattens zurück. Lange, herzklopfende Sekunden verstrichen. Als niemand anderes auf der Treppe erschien, stieß Brian einen Seufzer der Erleichterung aus.
»Filmreifer Abgang«, sagte er ironisch.
Der Schotte zuckte die Achseln. »Er wird eine ganze Weile lang schlafen.«
Während der große Seelenwächter den Wachtposten um die Ecke zog und ihn in einem Schrank verstaute, stieg Brian die Treppe zum ersten Stock hinauf. Dort blieb er stehen und sah nach oben. Die Schlafzimmer lagen im obersten Stockwerk. Mehr Leute, mehr Risiko. »Wenn ich es mir recht überlege, sollte ich vielleicht den zweiten Stock übernehmen. Manchmal lässt deine Kontrolle zu wünschen übrig.«
Murdoch starrte ihn kalt an. »Wir halten uns an den Plan.«
Da Brian ebendiesen Plan aufgestellt hatte, auf der Grundlage von Daten, die er selbst erhoben hatte, konnte er schlecht widersprechen. Er nickte und entfernte sich dann über den Flur im ersten Stock, um den Tresorraum zu suchen.
Jeder Seelenwächter wurde an seinem ersten Tag mit einer Art magischem Erste-Hilfe-Koffer ausgestattet. Einige Zauber davon waren brauchbarer als die anderen. Bann- und Entriegelungszauber erwiesen sich immer als nützlich, ebenso Eilzauber. Doch hyperscharfe Sinne waren ein zweischneidiges Schwert und nicht im Entferntesten zu begrüßen, wenn man mit einem Burschen im Lift festsaß, der schon länger nicht mehr geduscht hatte. Aber sie waren ein echtes Geschenk des Himmels, wenn man sich auf der Jagd befand.
Selbst wenn die Beute ein lebloser Gegenstand war.
Metall hatte einen sehr charakteristischen Geruch. Die meisten Tresorräume bestanden aus stahlverstärktem Beton, deshalb fahndete Brian nach einer größeren Menge Stahl, die sich hinter irgendeiner Art Vertäfelung verbarg. Für eine feine Nase war das kein Problem.
Bevor Brian die Türen öffnete und einen Raum nach dem anderen durchsuchte, kontrollierte er, ob sich jemand darin befand. Eine private Kunstgalerie, ein Heimkino, eine Bibliothek. Das Fitnessstudio, das voller Gewichte und anderer Gegenstände aus Metall war, kostete ihn am meisten Zeit. Als er die letzte Tür auf der linken Flurseite erreichte, blieb er stehen.
Menschen.
Einer, zwei … Er schnupperte noch heftiger … Drei.
Die Atemgeräusche ertönten langsam und gleichmäßig, aber es gab keinen anderen Weg herauszufinden, ob die Leute dort drin tatsächlich schliefen, als die Tür aufzubrechen. Die Chancen standen gut, dass sie wach waren – hier befanden sich keine Schlafzimmer. Doch der Nutzen
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