Verlockend wie ein Dämon
sie an seine Brust.
Die besessene Heather zog sich an den Müllcontainer zurück und lächelte schwach. »Na, das ist doch schon viel besser.«
»Lass das Mädchen gehen«, befahl Brian. »Wir sind in der Überzahl.«
Die Worte kamen selbstbewusst und fest aus seinem Mund. Was bemerkenswert war angesichts der hohlwangigen Heather, bei deren Anblick ihn so böse Erinnerungen überfielen, dass sie ihm fast das Herz aus dem Leib rissen. Die bläuliche Haut, die eingesunkenen Augen. All das war so verflucht vertraut.
Melanie.
Er hatte seine Schwester an jenem Tag, an dem sie gestorben war, nicht gesehen, wohl aber Bilder von ihr. Sein Vater hatte ihm Polizeifotos unter die Nase gehalten und ihm mit einer Stimme, die vor Kummer beinahe brach, befohlen, sie sich anzuschauen. Und das hatte er getan. Bis ihm heiße Tränen die Sicht nahmen. Sie hatte ganz genauso ausgesehen, bis hin zu der Spritze in ihrem Arm.
»Die einzige Zahl, die jetzt noch von Belang ist, sind die Minuten im Leben dieses Mädchens.« Malumos leckte sich über die aufgesprungenen Lippen. »Eure Ankunft, auch wenn wir sie begrüßen, hat uns ein wenig überrascht. Wir haben ihr dabei aus Versehen ein paar Tropfen gespritzt.«
Brian blickte den Dämon über Lenas Kopf hinweg an.
»Kaliumchlorid. Ziemlich tödlich. Sie braucht dringend einen Arzt«, sagte Malumos ruhig. »Aber zuerst müsst ihr uns die Münzen geben.«
Er hatte Melanie nicht retten können. Er war zu high gewesen, um die Bedeutung ihres Anrufs zu begreifen, zu gefangen in seinem eigenen Drogenrausch, um die Verzweiflung in ihrer Stimme richtig zu deuten. Er hatte mit dem vagen Versprechen aufgelegt, sie besuchen zu kommen, und dann auf der Party weitergefeiert. Er hatte sie auf die entsetzlichste Art und Weise im Stich gelassen. Sie war gestorben. Und es war seine Schuld.
Aber Heather musste nicht sterben. Er konnte sie retten.
Einfach, indem er ein paar Münzen aus seiner Tasche hergab. Eine kleine Geste, und Heather würde sich erholen, Lena konnte glücklich werden, und ein Teil seines Herzens wurde trotz seiner unerträglichen Last sicher etwas leichter.
Aber das Bedürfnis, Heather zu retten, war egoistisch.
Sie war es wert, gerettet zu werden, daran bestand kein Zweifel. Er brauchte nur diesen Ausdruck jugendlicher Rebellion in ihren Augen zu sehen, um zu wissen, welches Potenzial sie hatte. Aber wenn Satan alle neunundzwanzig Münzen in die Hände bekam, würden viel mehr gute Leute wie Heather sterben. Es würde überall auf der Welt Aufruhr und Krieg geben, und all diese verlorenen Leben würden ebenfalls auf sein Konto gehen.
Verflucht.
Es würde ihn umbringen. Und jedes Mal, wenn er Lena in die Augen blickte, würde er ein wenig mehr sterben. Aber er durfte die Münzen nicht hergeben. Es war seine Pflicht, sie zu schützen – und es war das Richtige.
»Fahr zur Hölle.«
Brians Auftauchen war ein Geschenk des Himmels.
An seiner Brust und in seinen starken Armen fand Lena rasch zu ihrer alten Stärke zurück. Und zu ihrer Entschlossenheit.
Sie wusste, was sie zu tun hatte.
In seinem derzeitigen, unbeschädigten Zustand war das Amulett über eine Million Dollar wert. Es war von Archäologen in der Gruft eines königlichen Priesters im Tal der Könige geborgen worden und hatte für ihre, Lenas, Sicherheit gesorgt, seitdem ihr Vater über dem Grab ihrer Mutter zusammengebrochen war. Er hatte es an jenem Tag auf dem Schreibtisch zurückgelassen, an den er zu seiner Ausgrabung zurückkehrte. Es war der einzige Gegenstand, den sie niemals verkauft, von dem sie sich nie getrennt hatte. Dhul-Fiqaar hatte es ihr geraubt, nachdem er sie ermordet hatte, doch seine Freude an dem Anhänger war nur von kurzer Dauer gewesen. Wie auch sein Leben.
Seither hatte das Amulett ihr geholfen, so etwas wie Frieden zu finden.
Alles Geld, das sie mit ihren Kunstdiebstählen verdiente, hatte sie anonym ihrer Familie gespendet. Sie hatte ihren exzentrischen Vater bis zu seinem Tode unterstützt, hatte die Steuern seines Grundbesitzes bezahlt und in Kalifornien ein Haus für Lily und ihren Mann gekauft. Sie hatte ihren Enkeln und Urenkeln das College finanziert. Sie hatten nie Not leiden müssen, nicht ein einziges Mal, nicht einmal während der Großen Depression.
Sich von dem Amulett zu trennen, um Heathers Leben zu retten, war nun bittersüß.
Doch während sie das Gesicht an Brians tröstliche, warme Brust drückte und ihre Hand auf sein Herz legte, das so beruhigend schlug,
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