Verlockend wie ein Dämon
Angeles, und er musste ihr folgen. Leider war es unwahrscheinlich, dass Lena so nett sein und auf ihre Seite wechseln würde. Er blickte Murdoch, der näher gekommen war und nun genau hinter der Seelenwächterin stand, vielsagend an.
Und der große Schotte übernahm freudig das Kommando. Ohne weitere Umstände zog er Lena die schmiedeeiserne Schreibtischlampe über den Schädel.
Sie zuckte zusammen. Verwirrung zeichnete sich in ihrem Gesicht ab, und ihre Hände flatterten kurz durch die Luft. Dann überrollte sie die dunkle Welle des Vergessens. Mit einem leisen Seufzer und erstaunlicher Anmut fiel sie in Brians ausgebreitete Arme.
Nun stand auch noch Kidnapping auf der langen Liste seiner Vergehen.
Das Licht war gedämpft, und es herrschte Ruhe in der Flugzeugkabine, aber wie bequem die riesigen Erste-Klasse-Sitze auch waren, Lena konnte nicht schlafen. Der Grund dafür lag gleich neben ihr, über 1,80 Meter groß und 90 Kilo schwer. Brian Webster. Der gutartige Kerl war sowohl der Ruin ihrer Existenz als auch die Antwort auf ihre Gebete.
Ein Kribbeln unterbrach ihre Gedanken, und sie sah nach links. Natürlich beobachtete er sie aus seinen ruhigen silbernen Augen.
Lena bemühte sich nach Kräften, die Welle sinnlicher Hitze niederzukämpfen, die ihren Körper überrollte. »Was ist?«
»Nichts.«
Nach den langen Stunden, die sie bereits in seiner Gesellschaft verbracht hatte, hätte der Eindruck, den seine gut aussehende äußere Erscheinung auf sie machte, nachlassen müssen. Aber das war nicht der Fall. Jedes Mal, wenn sie den Mann anschaute, erlitt sie einen neuerlichen Schock. Das lässige Lächeln, die markante Linie seines Kinns, selbst die sonnengebleichten Spitzen seines locker gestylten braunen Haars – all das ließ ihren Puls flattern, wieder und wieder. Es war so unfair! »Dann hör auf, mich anzustarren.«
»Starre ich?«
»Du weißt, dass du das tust.« In dem Versuch, ihn abzulenken, deutete sie auf die
GQ -
Ausgabe, die aufgeschlagen auf seinem Schoß lag. Brian Webster hätte die heißen Männermodels darin mit Leichtigkeit ausstechen können, wenn er nicht so breite Schultern gehabt hätte. »Trägst du wirklich solche Klamotten?«
Er schenkte ihr ein nachsichtiges Lächeln, das signalisierte, dass er ihr Manöver durchschaute, dann blickte er gehorsam auf das Foto einer neonpinkfarbenen Jacke hinab. »Nö. Ich mag es ein bisschen gedeckter.« Er blätterte ein paar Seiten zurück, bis er einen grübelnden Mann fand, der einen dunkelgrauen Anzug trug. »Mehr in diese Richtung.«
Sie studierte das Bild und musste ihm zustimmen. Der moderne Schnitt stand nur jemandem, der eimerweise über Selbstvertrauen verfügte, und der leichte Schimmer des anthrazitfarbenen Stoffs passte zur Farbe seiner Augen. Angesichts des Preises schnürte es ihr allerdings die Kehle zu. »Dreitausend Dollar? Für einen Anzug?«
»Das zahlt man eben für Maßarbeit vom Schneider«, sagte er achselzuckend. »Ich habe schon mehr ausgegeben.«
»Dann solltest du dich schämen.«
Er hob den Blick. »Bitte?«
»Man kann sein Geld besser anlegen als in teuren Fummeln.«
Dunkel funkelte ein Anflug von Belustigung in seinen Augen auf. »Entschuldigung, hab ich richtig gehört? Die Frau, die lieber eine Million Dollar einstreicht, als die Welt zu retten, nennt
mich
einen Verschwender?«
Verlegenheit kroch Lenas Hals hinauf und in ihre Wangen, bevor sie es verhindern konnte. Trotzdem bemühte sie sich, die Situation zu retten. »Kleider tragen sich schnell ab und kommen bald aus der Mode. Keine kluge Geldanlage. Ich investiere in Edelsteine, Edelmetalle und Immobilien.«
»Oh, wirklich?«
»Wirklich.«
Mein Gott.
Der Mann war ein Besserwisser vor dem Herrn. Er beäugte sie, als wäre sie ein Rätsel, das gelöst werden musste, und am Ende würde er auf jeden Fall die Wahrheit herausfinden. Was es riskant machte, bei ihm zu bleiben. Aber sie hatte keine Wahl. Das Amulett hatte bestätigt, dass er der Wächter war, der den Kriegsdämon in der Kirche besiegt und die vierzehnte Münze an sich genommen hatte. Der Wächter, der Amandas Seele geholt hatte. Sie nestelte an ihrem Sitzgurt und bekam ihn endlich auf. »Lass mich mal bitte raus. Ich will in den Waschraum.«
»Nein.«
Sie blinzelte. »Du willst mir doch nicht das Recht absprechen, einem gewissen Bedürfnis nachzukommen?«
»Natürlich nicht. Aber wenn du aufs Klo musst, komme ich mit.«
»Du meinst: mit rein?«
»Jep.«
Der Gedanke an sie beide
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