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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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eigenen Pläne, Satans Mütchen zu kühlen, aber deine kindischen Detektivspiele werden mir alles verderben. Hör mit der Verschwörerei auf und konzentriere dich auf die einfache Aufgabe, die dir aufgetragen ist: Seelen zu holen.«
    Er runzelte die Stirn. »Das kann ich nicht.«
    »Ich habe dich wohl nicht richtig verstanden.« Die Halbgöttin legte ihm ihren langen weißen Fingernagel unters Kinn und hob seinen Kopf an. »Verweigerst du einen direkten Befehl von deiner Herrin?«
    »Interpretiert es, wie Ihr wollt«, antwortete er sanft. »Aber ich werde die Jagd nach den Judas-Münzen nicht aufgeben.«
    Lenas Magen krampfte sich zusammen. Der Mann schien eine unbändige Todessehnsucht zu haben.
    »Wirklich?« Ein unvermittelter Temperatursturz in der Kabine sorgte dafür, dass Lenas Atem als Kältehauch sichtbar wurde. Ein Tropfen Blut rann Brians Kehle hinab und auf den Kragen seines schönen Pullovers. »Warum denn nicht?«
    Er zuckte weder zusammen, noch wich er zurück.
    »Weil ich an der Frontlinie gegen eine Armee des Bösen stehe, darum. Satan missbraucht die mittlere Ebene als Schlachtfeld, um einen massiven Angriffsschlag gegen Gott zu führen. Wenn
ich
nicht kämpfe, wer dann? Ihr glaubt vielleicht, dass die Judas-Münzen im großen Weltgefüge keine Rolle spielen, aber jede Münze, die er in seine Gewalt bringt, stürzt meine Welt ein bisschen mehr ins Chaos und schadet den Menschen, die ich beschützen soll.« Er schob ihren tödlichen Nagel von seiner Kehle fort. »Ich werde die Menschen nicht im Stich lassen, nur weil Ihr es mir befehlt.«
    Die Herrin des Todes wich zurück. »Ein Heldenkomplex. Wie furchtbar unsympathisch.«
    Brian lehnte sich in seinen Sitz zurück, während die Andeutung eines Lächelns seine Lippen umspielte. »So etwas wie einen Heldenkomplex gibt es gar nicht.«
    »Du glaubst nicht wirklich, dass mich ein dummer Ausbruch von Leidenschaft überzeugt, oder?« Trotz ihrer scharfen Worte sah die Halbgöttin nicht wütend aus. Eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere locker herabbaumelnd, wirkte sie eher wie ein Eiszapfen in der Sonne – hell, glänzend und dahinschmelzend. Offenbar konnte sich selbst eine mitleidlose Halbgöttin für ein schönes Gesicht und ein charmantes Lächeln erwärmen.
    »Nein«, sagte er. »Aber darum geht es auch gar nicht.«
    »Aha. Und worum geht es dann?«
    »Um einen Kompromiss«, sagte er bestimmt.
    Die Halbgöttin blieb einen Augenblick lang still. Dann entgegnete sie: »Meine Vorstellung von einem Kompromiss deckt sich möglicherweise nicht mit deiner, Wächter.«
    »Mag sein, aber –«
    Die Herrin des Todes brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen. »Der Zugriff auf die Datenbank wird dir und MacGregor verwehrt bleiben, doch ich erteile dir die Erlaubnis, dunkle Reliquien aufzuspüren – zu dem einzigen Zweck, dafür zu sorgen, dass sie nicht in Satans Besitz gelangen.«
    »Ihr bindet uns die Hände, wenn Ihr uns die Datenbank nicht zugänglich macht.«
    »Nein, ich gehe nur sicher, dass eure Loyalität mir gilt und niemand anderem.« Die Halbgöttin rümpfte die Nase. »Auf Anfrage bekommt ihr ja eure Informationen.«
    »Wenn ich Euch wegen jeder Kleinigkeit zu Rate ziehen muss, werden wir im Schneckentempo vorankommen.«
    »Das liegt in der Natur von Hierarchien, fürchte ich.«
    Brian sah so aus, als wollte er weiterstreiten, doch nach einer Weile nickte er. »Okay. Und was ist mit Lena? Habt Ihr Einwände gegen unseren Plan, sie zu trainieren?«
    Zum ersten Mal heftete die Herrin des Todes ihren Blick auf Lena. Kühl und abwägend.
    Es war schwer, gleichgültig auf diese blassblauen Augen zu reagieren, die sich tief in ihre eigenen bohrten. Die Herrin des Todes war nie sonderlich begeistert von Lenas Karriere als Diebin gewesen, doch solange sie ihre Seelenkollekten nach Plan durchführte, hatte sie über ihre nebenberuflichen Aktivitäten hinweggesehen. Bis jetzt. Spürte die Halbgöttin ihren inneren Aufruhr oder sah sie den Plan, den Lena geschmiedet hatte – nämlich, sich mit den Münzen abzusetzen? Lieber Gott, hoffentlich nicht.
    »Nein«, sagte die Herrin des Todes endlich.
    Lena stieß die Luft aus, die sie angehalten hatte. Sie hatte keine Ahnung, was unter einem Wächtertraining zu verstehen war, aber wenn es bedeutete, dass sie in Brians Nähe blieb, und wenn es ihr erlaubte, die vierzehnte Münze zu lokalisieren, konnte es ihr tatsächlich sehr nützlich sein.
    »Dann, schätze ich, sind wir alle zufrieden«, schloss

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