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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Minuten gedauert. Wenn sie ihren Job gut gemacht hatte, würde niemand je erfahren, dass sie sich überhaupt getroffen hatten.
     
    Brian starrte zu dem hell erleuchteten Hoteleingang hinüber. Seine süße kleine Münzdiebin hatte sich ein geschäftiges, modernes Novotel ausgesucht, von dem aus sie mit Leichtigkeit jederzeit kommen und gehen konnte, selbst mitten in der Nacht. Genau die Adresse, die auch er selbst gewählt hätte.
    Aus irgendeinem Grund ärgerte ihn das.
    Aber nicht annähernd so sehr, wie es ihn ärgerte, als er ein paar Minuten später Lena Sharpes Hotelzimmer betrat und leer vorfand. Sie hatte einen zehnminütigen Vorsprung. Die einzige gute Nachricht war, dass ihre Habseligkeiten noch da waren – ein Laptop auf dem Schreibtisch, ein abgenutzter, alter Überseekoffer unter dem Fenster, Toilettenartikel im Badezimmer –, was bedeutete, dass sie wiederkommen würde. Irgendwann.
    »Behalte die Tür im Auge, Webster«, befahl Murdoch. »Der Junge und ich durchsuchen ihre Sachen.«
    Der Schotte klappte sofort den Koffer auf und begann, darin herumzuwühlen, doch Carlos legte viel weniger Enthusiasmus an den Tag. Der junge Mann drückte sich die Finger auf die Augen und trottete ins gekachelte Bad.
    Brian folgte ihm. »Was ist los?«
    »Nichts.« Der Teenager fing Brians skeptischen Blick auf, zuckte die Achseln und ergänzte: »Kopfschmerzen, das ist alles.«
    »Bist du sicher, dass dich keine Kugel gestreift hat?«
    »Ja, ganz sicher. Das hier« – er deutete auf seinen Kopf – »hat schon im Flieger angefangen. Ich dachte, es würde vorbeigehen, aber es wird eher schlimmer.«
    »Nimm eine Tablette. Ich brauche dich fit.«
    »Okay.« Carlos hob Lenas Kulturbeutel hoch und schaute hinein. »Sie hat Aspirin dabei.«
    Zufrieden kehrte Brian ins Hotelzimmer zurück. Er stellte sich neben die Tür und lauschte auf den Aufzug.
    »Und was stellt man hiermit an?«, fragte Murdoch.
    Brian warf einen Blick zu ihm.
    Der große Schotte hielt ein Holzkreuz hoch, eine zerlesene Bibel und eine Glasflasche, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. Er schraubte den Verschluss auf und schnupperte daran. »Weit und breit kein Knoblauch, aber ich könnte wetten, dass das Weihwasser ist.«
    »Sie jagt Vampire?« Carlos spähte mit weit aufgerissenen braunen Augen fragend um die Badezimmertür.
    »Blödsinn. Es gibt keine Vampire.« Brian zuckte die Achseln. »Sieht so aus, als wäre sie der typische Seelenwächter, der im Alleingang arbeitet. Sie versucht offenbar, das Beste aus den dürftigen Mitteln zu machen, die uns die Herrin des Todes zur Verfügung stellt. Ohne Roma-Magie oder ein Schwert muss sie eben auf das traditionelle Zeug zurückgreifen. Ignorier es und such weiter nach den Münzen.«
    Gerade als er wieder seinen Wachtposten neben der Tür bezog, ging die Fahrstuhlglocke, und auf dem Teppich im Hotelflur wurden leichte Schritte hörbar, die in ihre Richtung kamen. Brian machte den anderen Zeichen, sich zu verstecken, und drückte sich so flach wie möglich an die Wand. Wenn sie den Raum mit ihren geschärften Sinnen checkte, bevor sie eintrat, hatten sie nicht die geringste Chance. Aber vielleicht sorgte der Umstand, dass sie nach ihrer Flucht offenbar nicht verfolgt worden war, dafür, dass sie nicht die übliche Vorsicht walten ließ.
    Die Schritte endeten vor der Tür zum Hotelzimmer, und eine Schlüsselkarte klickte im Schloss. In der Sekunde, da sie die Tür aufschob, sprang er los. Er warf sie zu Boden, presste ihre Arme auf den Teppich und legte sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie.
    Trotzdem wollte sich Lena nicht so leicht geschlagen geben.
    Zunächst schlug sie ihm mit einem raschen Kopfstoß die Nase blutig. Dann trat sie ihm gegen das Schienbein. Da er größer und stärker als sie war, kostete es ihn keine Mühe, sie festzuhalten, doch ihre Hände blieben frei, um weiteren Schaden anzurichten. Sie grub ihm die Finger in die Oberschenkel und kniff und kratzte, was das Zeug hielt. Sein Gemächt pochte noch immer von dem Kick, den sie ihm eine halbe Stunde zuvor verpasst hatte, daher schlang er seine Beine um ihren Leib, um ihren Bewegungsspielraum einzuschränken.
    Nichts, was er tat, schien ihren Kampfgeist brechen zu können. Sie hörte nicht auf, jeden erreichbaren Körperteil von ihm zu schlagen und zu kratzen.
    »Aufhören«, krächzte er ihr ins Ohr. Blut tropfte von seiner geschundenen Nase. »Wir sind keine Feinde. Wir sind Seelenwächter wie du.«
    Noch ein Kopfstoß,

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