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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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kämpfen müssen.« Er machte eine bedeutungsschwangere Pause. »Wenn wir sie töten, werden wir gewiss Gottes Zorn auf uns laden.«
    Und Gottes Zorn nahm meist die Gestalt von Engeln an.
    Der Dämonlord ließ Maleficus los. »Nehmt so viele Menschen, wie ihr wollt. Satan ist noch nicht bereit, die ganze Reichweite seines Arms zu enthüllen, doch der Bund wird uns nicht länger die Hände binden. Vergeudet zu viel Zeit mit den Wächtern, und ihr werdet euch dem gerechten Zorn einer Heerschar von Engeln ausgesetzt sehen. Selbst eure Drillingskräfte könnten dem nicht gewachsen sein.«
    Jetzt noch nicht, vielleicht. Aber bald war das anders.
Malumos lächelte und deutete eine Verbeugung an. Seine körperliche Gestalt war bereits dabei, sich in blauschwarzen Dunst aufzulösen, als Beelzebub ihm noch eine Mahnung nachrief.
    »Sorgt dafür, dass ihr mir alle
vierzehn
Münzen bringt!«
    Ihre Blicke begegneten sich, und Malumos spürte erneut den Stachel seines Versagens.
    »Natürlich«, erwiderte er leise. Dann entfernten er und seine Brüder sich.
     
    Emily lag im Bett und starrte auf das tanzende Muster, das das Mondlicht an die Decke warf. Es spiegelte auf gespenstische Weise den Pool im Garten. Die Uhr auf dem Nachttisch leuchtete neongrell: 2 Uhr 17.
    Sie war aus ihren Träumen gerissen worden von etwas – schon vertrauter werdendem – Fremdem, das in ihre Gedanken eindrang. Eine dunkle, kochende Wut, die nicht ihre war. Sie waberte im Äther – irgendwo zwischen der mittleren und der unteren Ebene – und drohte, um sich zu schlagen und alles in ihrer Reichweite zu vernichten. Jedes Mal, wenn diese Spirale Zugang zu ihren Gedanken fand, bekam Emily Gänsehaut. Sie drückte die Augen zu und wünschte, sie könnte die zornige Präsenz vertreiben.
    Aber das Wünschen änderte gar nichts.
    Sie beide waren miteinander verbunden. Über Raum und Zeit hinweg aneinander gefesselt. Sie hatte keine Ahnung, woher sie das wusste, aber sie wusste es. Sie war die Dreifaltige Seele, und das bedeutete, dass die Schranken zwischen den Ebenen für sie praktisch nicht existierten. Es war leicht, sie zu durchbrechen und hinüberzuhorchen, und unmöglich, zu schweigen.
    Was ihr daran Angst machte, war die Tatsache, dass die kochende Wut jeden Tag heftiger wurde, während ihre jüngst entdeckte Fähigkeit, die Menschen um sie herum zu beschwichtigen, nicht mehr stark genug war, diese Wut zu bezähmen. Ihr Stiefvater, Lachlan, würde dies mangelnder Selbstbeherrschung zuschreiben, aber dessen war sie sich nicht so sicher. Ja, sie hatte Probleme, ihre geheimnisvollen Kräfte zu bündeln, doch das hier war etwas anderes. Der Zorn und die Bitterkeit, die sie spürte, schienen ihr zu gelten.
    Aber das war doch verrückt. Was hatte sie getan, um solch eine brennende, alles verzehrende Raserei zu wecken? Emily zog sich die Decke über den Kopf und sperrte die lachenden Mondkobolde an der Zimmerdecke aus. Es gab nichts, wofür sie sich schuldig fühlen musste. Nichts.
    Na gut. Sie hatte alle angelogen, als sie sagte, wo sie Carlos’ Seele gefunden hatte, an jenem Tag, als sie ihn wieder ins Leben holte. Er war nicht erst in der Vorhölle gewesen, in der die Seelen darauf warteten, dass Satan sie einsammelte. Na und? Er hatte es nicht verdient gehabt, auf diese Weise bestraft zu werden. Er hatte nicht einmal eine reelle Chance bekommen, sich die Auffahrt in den Himmel zu verdienen. Alles, was sie also getan hatte, war, eine würdige Seele aus den Tiefen der Hölle zu befreien.
    Daraus konnte ihr doch niemand einen Strick drehen.
     
    Das Taxi hielt vor einem Bungalow in der Vorstadt, die der Morgendämmerung entgegenschlummerte. Große Paradiesvogelblumen und orangefarbener Klatschmohn säumten den Weg, der Rasen war akkurat getrimmt, und ein schmiedeeiserner Zaun umschloss den Garten. Das Haus ließ die liebevollen Instandhaltungsarbeiten vermissen, die an den umstehenden Gebäuden vorgenommen worden waren, aber es passte trotzdem perfekt in die Nachbarschaft.
    »Hier lebst du?«, fragte Brian Lena, nachdem er den Taxifahrer bezahlt hatte. »Warum?«
    »Ich habe gern Nachbarn.« Sie umfasste den Ledergriff des Überseekoffers mit beiden Händen, hievte ihn hoch und ging schwerfällig an dem Dodge Neon in der Einfahrt vorbei. »Mr Cooper von nebenan mäht meinen Rasen, wenn ich weg bin, und meine Freundin Nancy kommt regelmäßig mit einem selbstgemachten Auflauf vorbei. Diese Frau kann wahre Wunder mit einem Hühnchen

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