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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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vollbringen.«
    »Aber Nachbarn bespitzeln einen.« Er konnte ihre Plackerei mit dem Koffer nicht länger mit ansehen. Also nahm er ihn ihr kurzerhand aus der Hand und gab ihr dafür seinen kleinen Trolley mit Rädern. Ihre Finger berührten sich bei der Übergabe, und plötzlich war ihm sein marineblauer Pullover mit dem V-Ausschnitt viel zu warm. »Sie neigen dazu, es zu merken, wenn man mitten in der Nacht heimkommt.«
    »Ich kann meinen Koffer sehr gut selbst tragen.«
    »Das ist kein Koffer – das ist ein Schrank. Erspar uns das Emanzengeschwätz und schließ die Tür auf.«
    Ihre Lippen wurden schmal. »Er ist nicht schwer, er ist nur unhandlich.«
    Sicher, und die Erkenntnis, dass er unnötigerweise den Kavalier herauskehrte, nervte ihn. Aber es reichte nicht, sich geschlagen zu geben. »Jetzt mach die verdammte Tür auf.«
    Lena war klug genug, nicht weiterzustreiten. Sie zog seinen Trolley bis vor die Tür, griff in ihre Handtasche und steckte den Schlüssel ins Schloss. Dann schob sie die Tür auf, bückte sich, um einen Stapel Post vom Boden aufzuheben, und winkte ihn ins dunkle Haus. »Meine Nachbarn wundern sich nicht über mein Kommen und Gehen. Sie glauben, dass ich mit Antiquitäten handle.«
    »Und das erklärt deine Ausflüge mitten in der Nacht?« Er sah sich auf der Veranda nach weiteren Postsendungen um, bevor er eintrat. Nur für alle Fälle.
    »Ich habe ihnen erzählt, dass Antikensammlungen oft angeboten werden, wenn jemand stirbt. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.«
    »Das haben sie dir abgekauft?« Er stellte den Koffer ab, schaltete das Licht an und schaute sich um. Hübsch, wenn man dick gepolsterte Möbel mit Blümchenmuster und Bilderrahmen aus Zinn mochte. Sein Blick kehrte zu Lena zurück.
    »Ja.«
    »Aha.« Es fiel ihm schwer, sie sich auf einem Straßenfest vorzustellen, im Gespräch mit den Nachbarn und mit einem Glas Chardonnay in der Hand. »Planst du so deine Raubzüge? Indem du die Todesanzeigen liest?«
    Ein erschöpfter Ausdruck trat auf ihr Gesicht und verschwand wieder, während sie aus dem gardinengesäumten Panoramafenster auf das freudlose weiße Haus gegenüber sah. »Das Durcheinander, das mit einem Todesfall einhergeht, kann ein Vorteil sein, aber ich interessiere mich eher für antike Gegenstände und nicht für das, was manche Leute auf dem Dachboden haben.«
    »Du willst also damit sagen, dass du richtige Recherchen anstellst?«
    »Ja.« Ihr Blick, der nun ausdruckslos und leer war, suchte den seinen. »Wie lange wirst du hierbleiben?«
    Ihre emotionale Reaktion auf ein Gespräch über den Tod überraschte ihn angesichts des Jobs, den sie beide hatten. Entweder bröckelte ihre Fassade, oder sein eigenes Geschick, sich zu verstellen, verlieh ihm die Fähigkeit, Risse in der Maske des anderen zu entdecken. »Ich gehe nicht eher, als bis ich die Münzen habe.«
    »Das wird aber Stunden dauern.«
    »Egal. Ich bleibe so lange, wie es dauert.«
    »Dann also Frühstück für zwei.« Sie warf die Post auf den Tisch in der Diele und ließ ihre Lederhandtasche auf den Parkettboden plumpsen. »Magst du Haferflocken?«
    Er folgte ihr in die winzige, L-förmige Küche. Als er die jungfräulichen weißen Arbeitsflächen ohne irgendwelche Kochutensilien entdeckte, fragte er: »Sprechen wir über Haferflocken mit Wasser?«
    »Ja.«
    »Dann: nein danke.« Er öffnete den Kühlschrank und warf einen Blick hinein. Gewürzgläser, ein Krug Milch und zwei verschrumpelte Zitronen, auf denen eine Lage grünen Flaums wucherte. Es war keine Überraschung, eher eine Enttäuschung. Er konnte auch nicht kochen. Es wäre schön gewesen, wenn wenigstens einer von ihnen dazu in der Lage gewesen wäre. »Vielleicht könnten wir so tun, als wäre es ein paar Stunden früher, und beim Chinesen anrufen.«
    »Oder vielleicht solltest du aufgeben und einfach wie deine Freunde nach San Jose fahren.«
    Er musste lächeln und sah sie über die Kühlschranktür hinweg an. »Keine Chance, Süße. Ich bleibe bei dir, bis der FedEx-Kurier kommt.«
    Sie schaute fort.
    Jesus, wurde sie etwa rot?
    »Wir könnten das Essen auch auslassen«, schlug er freundlich vor, während er den Kühlschrank schloss, »und einfach nur reden. Ich könnte ausufernd über das Kampftraining referieren, das wir dir auf der Ranch angedeihen lassen werden, oder dich mit den Namen der Schwertmeister langweilen, bei denen MacGregor gelernt hat.«
    Ihr Blick begegnete dem seinen. »Aber du willst nicht reden.«
    »Nein, will ich

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