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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Brian.
    »Das glaube ich auch.« Lächelnd winkte die Herrin des Todes, und zwei milchgesichtige Geister erschienen hinter ihr. Die knochigen Gesellen wirkten zugleich wehrhaft und servil. »Ich freue mich auf unsere weiteren Plaudereien. Bis dahin habe ich eine dringende Verabredung mit einem übergewichtigen, äußerst gestressten Flugkapitän.« Sie drehte sich um und schritt, begleitet von einem kühlen Hauch und ihrem Gefolge, den Gang Richtung Cockpit entlang.
    Lena starrte ihr nach. Während die Menschen um sie herum langsam wieder zu sich kamen, fiel ihr das Herz in die Hose. »Will sie damit etwa sagen …?«
    »Jep.« Brian lächelte sie beruhigend an. »Mach dir keine Sorgen. Sie liebt dramatische Abgänge. Wir werden nicht abstürzen. Der Erste Offizier kann das Flugzeug genauso gut landen.«
    Was er sagte, klang einleuchtend.
    Trotzdem schloss Lena die Augen und kreuzte die Finger.

[home]
4
    I n seinem Rücken öffnete sich kreischend das massive Tor des von Schleim und Schlamm überzogenen Schlosses. Während der geflügelte Dämon auf ihn zukam, lauschte Malumos jedem einzelnen, markerschütternden Schritt von Beelzebubs dreizehigem Fuß auf dem Holzboden. Das Protokoll wollte es, dass er sich umwandte und seinen Herrn begrüßte. Stattdessen blieb er stehen, wo er war, vor Beelzebubs exquisiter Sammlung von Gladiatorenwaffen an der Wand. Es war ungefährlicher, Maleficus reden zu lassen.
    »Mein Lord Beelzebub«, sagte sein Bruder zum Gruß an den Schlossbesitzer.
    »Ich hoffe, dass ihr gute Neuigkeiten bringt.« Die kehligen Worte hingen in der Luft, triefend vor unausgesprochener Drohung. Malumos sah förmlich vor sich, wie sich Beelzebubs mächtige grüne Hand, aus der drahtige, dunkle Haare sprossen, gerade zur Faust ballte, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Geduld war keine Tugend, die der Dämon besaß.
    Malumos sah auf seine eigenen Hände hinab und bewunderte den mitternachtsblauen Rauch, der durch seine weiße Haut schimmerte. Hier in der Hölle nahm er seine natürliche, durchscheinende Gestalt an – sie erinnerte entfernt an die menschliche Form und kam allein durch die Stärke seines Willens zustande.
    »Wie versprochen«, sagte Maleficus, »hat die Wächterin die dreizehn Münzen zurückgeholt.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    Eine sehr gute Frage.
Wie würde sein Bruder darauf antworten?
    »Spielt das eine Rolle? Sie wird sie uns in zwölf Tagen übergeben. Das war die Abmachung.«
    »Es spielt eine Rolle«, blaffte Beelzebub. »Weil sie versucht, uns zu betrügen.«
    »Das ist sehr unwahrscheinlich –«
    »Sie hat sich mit anderen Wächtern verbündet. In diesem Augenblick sitzt sie mit ihnen in einem Flugzeug und erzählt ihnen alles, was sie weiß.«
    »Nein.« Heiser kam das Wort von Mestitio, Malumos’ jüngstem Bruder. »Das würde sie nie tun. Sie kennt den Preis.«
    »Dann schlage ich vor, dass ihr sie dazu bringt, ihn zu zahlen. Meine Quelle ist einwandfrei.«
    »Mein Lord, Ms Sharpe ist ein ziemlich schwieriges –«
    Ein erstickter Schrei aus Maleficus’ Kehle legte nahe, dass Beelzebub des Debattierens überdrüssig geworden war und sein Zorn die Oberhand gewonnen hatte. Es war nicht klug, den Dämonlord über Gebühr zu reizen.
    Malumos wandte sich endlich um.
    Beelzebubs Hand umklammerte Maleficus’ Hals, und seine gesprungenen, rissigen Klauen stachen in rauchig-blaues Fleisch. Der gewaltige grüne Leib des Dämonlords, gehüllt in eine schwarze Tunika aus Leinen, flirrte von heißen Wellen kaum gezügelter Kraft. »Blutleer« war das treffende Wort für Maleficus’ bleiches Gesicht, während er mit einem Fuß bereits vom Boden abgehoben hatte. Mestitio stand schäumend neben dem Kamin. Seine Augen glühten rot und wild aus einer Wolke flaumigen blauen Haars. Mestitio war eine ungezähmte Kreatur, deren Fähigkeit zu töten bei weitem ihre Intelligenz überstieg und damit schwer zu kontrollieren war. Nur seine Loyalität Malumos gegenüber hielt ihn zurück.
    »Ich will diese Münzen
jetzt«
, knurrte Beelzebub. »Holt sie mir her.«
    »Mein Lord«, sagte Malumos ruhig. Der ehrerbietige Ton war ihm nur möglich, weil er wusste, dass es – wenn alles nach Plan lief – nur noch ein paar Tage bis zum Sturz des großen Dämons waren. »Wenn es Euch gefällt, werden wir mit voller Kraft angreifen und die Münzen an uns bringen. Aber seid gewarnt. Da wir nicht in die Körper der Seelenlosen oder Gläubigen eindringen können, werden wir gegen unschuldige Menschen

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