Verlockend wie ein Dämon
werden.«
Innerhalb eines Herzschlags hatte er sie aufs Kreuz gelegt und ihre Arme aufs Bett gedrückt. Ihr feuchtes Haar umrahmte in schokoladenfarbenen Locken ihr Gesicht. Gott, sie war schön. »Gib’s zu. Es ging vielleicht schnell, aber ich hab dich nicht hängen lassen.«
Sie grinste, und ihre braunen Augen funkelten. »Das stimmt.«
Es war so verlockend, ihr süße Worte ins Ohr zu flüstern, ihr zu sagen, wie leicht sie sein verdammtes Herz aus dem Takt brachte! Aber das würde sie in eine Situation bringen, die tabu war. Er drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und ließ sie los. »Ich springe unter die Dusche. Und nach dem Essen sprechen wir den Beschwörungszauber über Tariq.«
»Okay.«
Als Brian ihr Lächeln schwinden sah, verkrampften sich seine Eingeweide. Er hatte Tariq absichtlich erwähnt. Damit der Moment weniger intim, weniger innig wurde. Aber sie daran zu erinnern, warum sie hier waren, erwies sich als unangenehmer, als er geahnt hatte.
Der Weg zur Selbstachtung, so schien es, war gespickt mit Schlaglöchern.
Roma-Magie anzuwenden jagte Lena eine Gänsehaut über den Rücken, aber sie intonierte die Worte des Beschwörungszaubers mit derselben Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit wie bei jedem anderen Zauber auch. Worauf niemand sie vorbereitet hatte, war, die Geheimnisse des Horus-Amuletts zu bekennen. Als sie die erforderlichen, angesengten Rattenknochen auf den schönen schwarz-beigefarbenen ägyptischen Teppich warf, stieg ein Nebelkreis auf, und eine Collage aus Stadtansichten manifestierte sich darin. Die Bilder formten sich zunächst rasch, dann immer langsamer. Das letzte, das auftauchte und über den Knochen schwebte, war das einer belebten Kairoer Straße.
»Al-Muski?«, fragte Brian, der über Lenas Schulter auf die mystische Vision blickte. »Steht das auf dem Schild da?«
»Ja.«
»Dann müssen wir dorthin«, stellte er fest und sammelte die Knochen auf.
Die Möglichkeit, dass Tariq rasch seinen Aufenthaltsort ändern würde, war sehr wahrscheinlich, aber Lena wollte nicht diskutieren. Sie nahm ihre Handtasche und folgte Brian und Carlos in die Hotellobby hinunter. »Ich bin nicht überzeugt, dass das zu irgendetwas führen wird«, sagte sie, während sie in den Fond eines Mercedes stieg.
»Wo ist das Problem?« Brian setzte sich neben sie, steckte seine Brieftasche in die innere Brusttasche seines Jacketts und knöpfte diese zu.
»Al-Muski ist ein Markt im islamischen Teil Kairos«, erklärte Lena und sah Brian an. Seine Haarpflege nach der Dusche hatte darin bestanden, mit der Hand hindurchzufahren und die Locken so fallen zu lassen, wie sie wollten. Der unwiderstehliche und charmante Effekt war zweifelsohne beabsichtigt. »Sowohl bei Touristen als auch Einheimischen beliebt. Es wird viel los sein.«
»Ich weiß, was du meinst. Wenn so viele Leute da sind, wie du sagst, wird es schwer, ihn zu finden.«
Sie sah aus dem getönten Fenster in den spätnachmittäglichen Himmel. Bis zum Sonnenuntergangs-Adhan hatten sie etwa zwei Stunden Zeit, um den Markt abzusuchen. Tariq vorher aufzuspüren war entscheidend, denn der Ruf zum Abendgebet würde die Suche beenden. Lenas Hand glitt in ihre Tasche, und ihre Finger fanden blind die harten Kanten der Puzzleschachtel. Der Sonnenuntergang würde außerdem einen weiteren verlorenen Tag markieren.
Mit weniger schauspielerischem Einsatz als ein Taxifahrer, aber ebensolchem Geschick darin, die überfüllten Straßen zu durchpflügen, brachte sie der Hotelfahrer an die Ecke Al-Muski und Al-Muizz li-Din Allah. Als Lena ihm lächelnd für seine Hilfe dankte, erinnerte der ältere Mann sie daran, bei jedem Handel zu feilschen, gab ihr seine Visitenkarte und überließ sie dann ihrem eigenen Schicksal.
Die Straße war voller Menschen, Autos und überbordenden Verkaufsständen. Sich in welche Richtung auch immer zu bewegen, stellte eine Herausforderung dar. Abgaswolken aus einem endlosen Strom von Fahrzeugen, der Lärm von Autohupen und schreienden Straßenverkäufern und die sanfte Hitze des Frühlingsnachmittags stürzten auf sie herein.
»O mein Gott«, sagte Brian und starrte in das Gewühl.
»Genau.« Lena stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte den Hals, um besser sehen zu können. »Wir schaffen mehr, wenn wir uns aufteilen. Es kann allerdings gut sein, dass wir uns dann nicht mehr finden.«
»Du bleibst bei mir«, bestimmte Brian und fasste sie am Arm. »Aber Carlos kann die andere Straßenseite übernehmen.« Er
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