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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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heftig an Brians Hand.
    Er folgte ihrem Blick, erspähte die fliehende Frau und schubste Lena vorwärts. »Du führst. Ich kümmere mich um die Kugeln.«
    »
Was?«
    Tariq floh in seiner mitternachtsblauen Kutte eine schmale Gasse entlang. In den Khan.
    »Irgendein Kerl hat dich erkannt«, erklärte Brian, während sie sich den Weg durch die Menge bahnten. »Und ich schätze, er mag dich nicht, weil er sofort eine Kanone gezogen hat. Eine hübsche, glänzende Neunmillimeter mit Schalldämpfer.«
    Eine Kanone? Demnach kein Dämon.
    Durch den überfüllten Markt mit Seelenwächtertempo zu laufen war ein Ding der Unmöglichkeit, und trotz ihrer Anstrengungen blieb Tariq zu Lenas Enttäuschung einige Längen vor ihnen.
    Er hastete mit bewundernswerter Wendigkeit durch die mittelalterlichen Suks, an Verkäufern mit Turbanen vorbei, über ganze Kollektionen von Messingtöpfen hinweg und unter aufgehängten Teppichen her. Gestelle mit billigen Souvenirs fielen hinter ihm um und bescherten seinen Verfolgern neue Hindernisse.
    Brian reagierte, indem er einen Schild heraufbeschwor, der ihnen die Trümmer vom Hals hielt. Lena schlug einen Haken nach rechts, sie war Tariq nun dicht auf den Fersen. Der Mann hinter ihnen musste zu Nassers Leuten gehören. Sonst wäre er nicht gerannt.
    »Verpass ihm einen Schlafzauber«, riet Brian.
    »Der würde alle in der Gasse mit einschläfern«, gab sie zu bedenken. »Das ist kein zielgerichteter Zauber.«
    »Ich kann damit leben.«
    »Die Herrin des Todes wird nicht sehr begeistert sein, wenn wir öffentliches Aufsehen erregen.«
    »Scheiß drauf«, sagte er freundlich. »Entweder du willst ihn kriegen oder nicht.«
    Lena brauchte keine weitere Aufforderung. So genau, wie es beim Hetzen durch eine schmale Gasse nur möglich war, platzierte sie einen Schlafzauber auf die flatternde blaue Robe vor ihr. Der erste Versuch prallte an einem Ladenschild ab und traf die Leute genau vor ihr. Ein älterer Mann fiel so unvermittelt in den Schmutz, dass Lena den Stachel des schlechten Gewissens spürte. Doch ihre Schuldgefühle waren nicht stark genug, um sie davon abzuhalten, einen zweiten Zauber auf Tariq abzufeuern.
    Und wieder hatte der Mann Glück.
    Er bog um eine Ecke, nur einen Sekundenbruchteil, bevor der Zauber ihn erreicht hätte.
    Da alle um sie her nun schlummerten, konnten Lena und Brian das Tempo erhöhen und erreichten einen Wimpernschlag später die Ecke. Sie betraten eine Gasse – und blieben stehen.
    Sie war leer.
    Wenn man einmal von Touristen und Ladeninhabern absah. Nicht eine einzige Person in blauen Gewändern. Niemand, der die Stirn runzelte oder auch nur entfernt beunruhigt wirkte. Keine hin und her schwingenden Teppiche, keine pendelnden Perlenketten, keine umgestoßenen Gestelle. Tariq war einfach verschwunden.
    Lenas Herz schlug im langsamen Takt einer Totenklage. Er war weg. Fort.
    Und mit ihm war ihre letzte Hoffnung auf Heathers Rettung dahingegangen.
     
    In einer blauen Galabia, einen weißen Turban auf dem Kopf, kniete Malumos neben dem schlafenden Schützen und betrachtete interessiert seine Waffe. Eine Kugel würde Lena Sharpe und ihren Gefährten niemals aufhalten. Nur er oder ein anderer Dämon konnte das erreichen. Die Menschen hatten einfach keine Ahnung, wer da tagtäglich unter ihnen herumspazierte.
    Seine Haut prickelte, und Hitze stieg in seiner Brust auf. Er sah hoch.
    Seine Brüder waren erschienen. Sie kamen die Gasse entlang auf ihn zu – jeder von ihnen im Körper eines erbärmlichen Menschen. Während sie sich ihm näherten, verdichtete sich die Energie, die durch seine Adern flutete, zu schmerzhafter Intensität. Sobald sie vereint waren, gab es nichts, was er und seine beiden Brüder nicht zuwege brachten, und das war ein äußerst berauschendes Gefühl.
    Maleficus, der in den Körper eines weltmännisch gekleideten Afrikaners geschlüpft war, runzelte die Stirn, während er auf den schlafenden Rowdy hinabsah. »Dieser Mann hat versucht, sie zu töten. Warum?«
    »Wer weiß?« Malumos stand auf und steckte die Pistole ein. »Und wen kümmert’s? Wichtig ist allein, dass wir jetzt wissen, wo die Münzen sind. Bei dem Burschen, den sie durch den Suk gejagt hat.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    Malumos fischte eine Silbermünze aus der kleinen Ledertasche, die an seinem Handgelenk baumelte, und hielt sie hoch, sodass seine Brüder sie sehen konnten. »Ihr wisst doch, dass die Münzen Verbindung miteinander aufnehmen. Als der Mann in der

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