Verlockende Angst
verbockt. « Ich rieb die Kette zwischen meinen Fingern. » Ich glaube nicht, dass er so stolz wäre. «
Laadan nahm meine Hand. » Doch, er wäre stolz. Bei Rachelle bist du deinem Herzen gefolgt. Stimmt, manchmal hast du nicht die richtigen Entscheidungen getroffen, aber das ist dir ja bewusst. Du hast daraus gelernt. Und dass du– Telly gegenüber– zu deiner Rolle beim Tod deines Freundes gestanden hast, das war mutig und erwachsen. «
Ich blickte zu ihr auf– zu einem Reinblut. Mir kam das alles seltsam vor. Ich brauchte eine Weile, um meine verworrenen Gedanken und Gefühle zu ordnen. » Wie hat sie ihn kennengelernt– meinen Dad? Es gibt nicht viele Sterbliche in den Covenants. Hat er auf Bald Head Island gearbeitet? «
Laadan stützte sich auf den Tisch. » Sie hat ihn in North Carolina kennengelernt. «
Dahinter steckte mehr und das machte mich noch neugieriger. Also hatte Mom viele Monate lang einen Sterblichen geliebt. Wahrscheinlich waren sie nicht die Ersten und nicht die Letzten gewesen. » Was hat ihn dorthin verschlagen? Und wie ist er gestorben? «
Plötzlich war ein lautes Krachen zu hören und wir fuhren beide zusammen. Ich warf mich herum und rechnete schon damit, dass ein riesiger Bücherstapel auf den Boden gefallen war.
Laadan lachte nervös. » Ich vergesse immer wieder, dass es hier Dinge gibt, die sich unsichtbar bewegen. «
Ich warf ihr einen fragenden Blick zu. » Was meinen Sie? Geister? «
Sie blinzelte und lachte wieder. » Ja, Geister. Ich bin ein wenig abergläubisch. Und da ist diese unheimliche Bibliothek auch nicht gerade hilfreich. Ich glaube, eins der Regalbretter ist zusammengebrochen. « Laadan trat neben mich und musterte rasch die Regalreihen– ein wenig beunruhigt, wie ich fand. » Das passiert manchmal. Jedenfalls… wenn du Rachelle ähnelst, dann liebst du Eis und Kuchen. «
Ich wandte mich wieder zu ihr um. » Vanille… «
» Vanilleeis und Kürbiskuchen « , beendete sie meinen Satz lächelnd. » Ich weiß, wo wir so etwas bekommen. Interessiert? «
Mir lief das Wasser im Mund zusammen. » Ich bin immer an allem interessiert, was mit Essen zu tun hat. «
» Gut. « Sie hakte mich unter. » Stopfen wir uns voll, bis wir platzen. «
An der Tür erschauerte ich und warf einen Blick zurück. Ich hatte das unheimliche Gefühl, dass sich Blicke in meinen Rücken bohrten. Es war jedoch niemand da– jedenfalls niemand, den ich sehen konnte.
Mein Vater wäre stolz auf mich gewesen, sogar nach dem vielen dummen Zeug, das ich angestellt hatte– und wahrscheinlich noch anstellen würde? Das konnte ich kaum glauben, aber Laadan hatte ihn gekannt und keinen Grund, mich anzulügen.
» Hörst du mir überhaupt zu, Alex? «
» Was? « Blinzelnd sah ich von dem Felsbrocken hoch, auf dem ich saß. Wir befanden uns in einem bewaldeten Gebiet abseits des Labyrinths. Unser Nachmittagstraining war schon seit Stunden im Gang. » Klar höre ich dir zu. Ausweichen. Wegrennen. Was auch immer. «
Seth verschränkte die Arme.
» Was denn? « Ich stand auf und klopfte mir das Hinterteil ab.
» Ich glaube, du bist gerade eingeschlafen. Das würde meine Gefühle verletzen– wenn ich denn welche hätte. «
» Tut mir leid. Du langweilst mich irgendwie. «
» Okay. Also an die Arbeit! « Seth hob die Hand, als wolle er einen Baseball werfen. Eine flammende blaue Kugel bildete sich in seiner offenen Handfläche. Er ließ den kleinen Ball fliegen und warf ihn mir an den Kopf.
Ich wich ihm mit Leichtigkeit aus. » Langweilig. «
Seth ließ eine weitere Energiekugel los, aber diesmal auf meine Füße. Ich sprang auf den Stein und gähnte laut. Während er auf mich zukam, verzogen sich seine Lippen zu einem teuflischen Grinsen. Sobald er in meine Reichweite kam, trat ich nach seiner Schulter. Er schlug zurück, indem er zwei flammende Kugeln warf– eine auf meinen Kopf und eine auf meine Beine. Es kostete mich allerhand komplizierte Beinarbeit, ihnen auszuweichen, aber ich schaffte es, mich auf dem Fels zu halten.
Ich streckte ihm die Zunge heraus. » Das kannst du doch besser. «
Er reckte die Hände und ein Windstoß traf mich gegen die Brust. Ich konnte nichts tun, um ihn abzublocken.
» Denk daran, auszuweichen und dabei vorzurücken! « , rief Seth. Er klang belustigt.
Wäre ich nicht gerade durch die Luft geflogen, hätte ich ihm den Mittelfinger gezeigt. Aber ich dachte daran, auszuweichen und mich dabei nach vorn zu werfen. Mit den Schultern voraus fiel ich ins
Weitere Kostenlose Bücher