Verlockende Versuchung
jedes Mal mit seiner leichten, nonchalanten Art ausgewichen.
In Wahrheit respektierte Sebastian Jedoch, dass es Dinge gab, die ein Mann tief in seinem Herzen verschloss.
Und er würde seinen Bruder nicht zu Erklärungen zwingen, die er nicht freiwillig preisgab.
»Pech? Du? « , murmelte der Marquess ungläubig.
»Wahrhaftig. Und ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich vor dir zu Hause war, werter Bruder. «
»Da hast du Recht.« Sebastian musste lächeln, und die Spannung zwischen ihnen war verflogen. »Es reicht wohl, wenn ich zugebe, dass ich nicht erwartet hatte, einer verletzten Frau auf der Straße zu begegnen. Oder von der Straße, alter Wahrscheinlichkeit nach. Warum sonst sollte sie zu einer solchen Stunde unterwegs gewesen sein? «
Justin runzelte die Stirn. »Du wirst doch nicht die Behörden einschalten, oder?«
»Sollte ich etwa nicht? «
Justin sah unverwandt an. »Nein.«
»Die Umstände sind höchst verdächtig. Das Mädchen wurde niedergestochen. Warum? Wie kam es dazu? Wer tat es? Und wo ist diese Person nun? «
»Genau. Aber spricht das nicht dafür abzuwarten, bis sie wach ist und etwas dazu beitragen kann? Dann erst können wir uns ein genaueres Bild von allem machen.« Als Sebastian keine Antwort gab, schüttelte Justin kurz den Kopf. »Immerhin ist es nicht deine Art, impulsiv zu handeln.«
Damit lag er richtig. Sebastian mochte vieles sein, jedoch niemals unbesonnen oder leichtsinnig. Er liebte Ordnung in seinem Leben, wollte alles rational und peinlich genau durchdenken. Deshalb bekam er normalerweise auch immer das, was er wollte.
»Ich würde es nicht gerade impulsiv nennen, die Behörden einzuschalten«, betonte er mit Nachdruck. »Leider muss ich dir dieses eine Mal jedoch zustimmen. Wir sollten zuerst mit ihr sprechen.«
Verwundert sah Justin seinen älteren Bruder an. »Ich muss zugeben, dass ich über deine schnelle Zustimmung überrascht bin. Oder hat es dir das j unge Ding etwa angetan?«
Sebastian lachte kurz auf. »Ich nehme doch an, dass mein Frauengeschmack ein wenig exquisiter ist. «
»Natürlich. Du mit deiner Ehrbarkeit. Aber gib es zu, sie hat die schönsten Brüs te, die du jemals gesehen hast. «
Sebastian quittierte die Bemerkung seines Bruders mit einem empörten Gesichtsausdruck.
»Aber Sebastian! Möchtest du mir etwa weismachen, du hättest das nicht bemerkt? Keinen Blick auf sie geworfen? «
Erneut blieb ihm Sebastian eine Antwort schuldig. Doch dieses Mal verfluchte er die Schamesröte, die ihm ins Gesicht schoss.
Justin grinste. »Ich kenne dich, Sebastian. Weiß Gott, ich bewundere dein ausgeprägtes Taktgefühl, aber immerhin bin ich dein Bruder. Und ich weiß, dass du im Laufe der Jahre den Vorzug von Mätressen genossen hast. Erzähl schon, wer ist deine neueste Eroberung?« Als würde er zutiefst konzentriert nachdenken, legte Justin die Hände an die Schläfen. »Ich habe es! Lilly, nicht wahr? «
Sebastian seufzte, ohne etwas zu erwidern. Bei Gott, Justin brauchte keine weitere Ermutigung!
»Komm schon, Sebastian. Ich weiß doch, dass du eine Schwäche für Frauen hast.«
»So wie du.« Gott, welche Untertreibung! Er leerte sein Glas und stellte es beiseite. »Es gibt etwas, das ich dir sagen muss, bevor du es aus anderer Quelle erfährst.« Der Marquess hielt kurz inne. »Ich habe mich dazu entschlossen, eine Braut zu suchen.«
Justin brach in schallendes Gelächter aus, besann sich dann j edoch eines Besseren. »Oh mein Gott«, flüsterte er ungläubig, »es ist dein Ernst! «
»Mein völliger.«
»Und du hast heute Abend deinen Entschluss bekannt gegeben?«
Sebastian lächelte versonnen. »Sozusagen.«
»Entweder du hast es getan oder nicht. «
Während Justin ihm gespannt zuhörte, berichtete Sebastian von der Szene, die sich früh am Abend zugetragen hatte, als sich Sophia Edwina Richfield, die Herzoginwitwe von Carrington, verabschiedet hatte. In ihrer würdevollen, majestätischen Art hatte sie ihn durch ihre schneeweißen Locken angeblickt und ihn direkt und unvermittelt angesprochen.
»Mein Junge, es wird Zeit, dass Ihr Euch eine Fr au nehmt und einen Erben zeugt. «
Während bis dahin ein Rascheln und Lärmen im Saal zu hören gewesen war, trat schlagartig völlige Stille ein. Jeder Gast im Raum hatte den Kopf in ihre Richtung gedreht und wartete mit gespitzten Ohren auf seine Antwort.
Gewandt küsste Sebastian die Hand der Herzogin und entgegnete: »Euer Gnaden, ich glaube tatsächlich, Ihr habt Recht.«
Er
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