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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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Talenten und vielen Gesichtern erwiesen. Er war schlau und einfallsreich und jederzeit bereit, seine Harfe hervorzuholen, wenn die Stimmung sank, und sie mit ein paar Liedern aufzuheitern.
    Brendan betrat als Letzter den Salon. Er war schmaler, blasser, und seine Augen, die wie geschmolzener Bernstein waren, wirkten übergroß in dem hageren Gesicht. Elisabeth konnte fast sehen, was er dachte, als sein Blick von dem völligen Fehlen von Zierrat oder weiblichem Schnickschnack zu den Bücherregalen und der Vase mit frischen Blumen auf dem Piano glitt.
    »Keine Ketten. Keine Peitschen. Keine Folterinstrumente. Einstweilen bist du völlig sicher, Douglas«, sagte Helena und winkte ihn zu einem Sessel am Kamin.
    Plötzlich wurden die Anzeichen seiner Krankheit von einem atemberaubenden Lächeln ausgelöscht. »Diese höllische Fahrt war ja wohl auch genügend Folter für ein ganzes Leben, meinst du nicht?«
    »Oh nein, mein Bester, nicht mal annähernd genug«, erwiderte Helena boshaft.
    Sie waren mitten in einem Wolkenbruch in Dublin angekommen, doch selbst die rußverschmierten Häuser und nassen Straßen unter dem schmutzig grauen Himmel waren ein erfreulicher Anblick gewesen. Mit seiner grünen Eingangstür, den Marmorstufen und dem glänzenden schwarzen Geländer hätte Miss Roseingraves gepflegtes Stadthaus auf der Duke Street auch das eines gut situierten Kaufmannes sein können. Kutschen und Droschken ratterten die Straße hinauf und hinunter. Auf den Stufen vor dem Nebenhaus stand ein Straßenhändler und sprach mit einer Haushälterin. Zwei elegant gekleidete Damen eilten über den Bürgersteig, gefolgt von einem schwer beladenen Diener, der die Einkäufe der Damen trug. Das Leben draußen ging weiter wie bisher.
    Drinnen allerdings waren die Anzeichen, dass hier eine Andere lebte, nicht zu übersehen. Fast so, als könnten die mit magischen Kräften Geborenen nicht ganz verbergen, was sie waren. Oder als wären sie, wie Helena, stolz auf dieses Erbe. Ein Buch, das offen auf einem Tisch lag, war in geheimnisvollen Runen verfasst. Ein seltsames Figürchen auf dem Kaminsims war so gefertigt, dass es aus jedem Blickwinkel einen anderen Aspekt annahm, und selbst die Atmosphäre im Haus war durchdrungen von Magie.
    Es war eine kompaktere Version des gleichen magisch erzeugten Glanzes, den Elisabeth bei jedem Besuch in Belfoyle erfahren hatte. Und wie dort verspürte sie auch hier die gleiche Mischung aus nervösem Flattern und kalter Angst in ihrem Magen.
    »Einen Drink?«, bot Rogan an.
    Brendan schüttelte den Kopf. »Nicht für mich.«
    Rogan zuckte mit den Schultern und behielt das Glas für sich.
    »Setz dich doch, Douglas! Wir sind alle Freunde hier«, sagte Helena.
    »Sind wir das?« Mit vorsichtigen Schritten und den steifen Gliedern des erst kürzlich Verwundeten ging er zum Kamin hinüber.
    Er hatte seine Schlinge, die er schrecklich unbequem fand, gestern abgelegt. Elisabeths Warnung, nichts zu überstürzen, hatte er mit einem seiner irritierenden Lächeln und einer spöttischen Bemerkung abgetan, die sie die Fäuste hatte ballen lassen. Solch aggressive Impulse hatte sie seit ihrer Kindheit nie wieder gehabt. Und wenn sie es sich recht überlegte, war Brendan auch damals schon der Grund dafür gewesen.
    Er wärmte sich für einen Moment die Hände auf, bevor er sich den anderen wieder zuwandte. »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir aufhören, um den heißen Brei herumzureden. Finden Sie nicht, Miss Roseingrave?«
    Ihre Augen verdunkelten sich vor Misstrauen.
    »Bin ich ein Gefangener oder ein Gast? Ich möchte wissen, wo ich stehe.«
    »Man sollte denken, das wäre offensichtlich nach all den Anstrengungen, die wir unternommen haben, um Sie sicher nach Dublin zu bringen.«
    »Man kann sich alles Mögliche denken, doch ich möchte es wissen.«
    Die Spannung im Raum verdichtete sich. Selbst Rogan hielt im Einschenken eines weiteren Whiskeys inne, um sich das Machtspiel nicht entgehen zu lassen.
    Helena Roseingrave betrachtete Brendan, wie man ein aufsässiges Kind ansehen würde. »Máelodor sucht dich. Und er hat dafür gesorgt, dass das Kopfgeld für dich extrem verlockend ist. Was glaubst du, wie lange du leben würdest, ganz allein und mit so vielen Verfolgern, die dir auf den Fersen sind?«
    »Lange genug, hoffe ich.«
    »Und Miss Fitzgerald?«
    Elisabeth versteifte sich, als sich die Blicke aller plötzlich auf sie richteten.
    »Ich werde sie beschützen«, antwortete Brendan. »Sie hat keinen Grund

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