Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
Vom Netzwerk:
Lippen und musterte ihn prüfend. »Wenn wir ihn also nicht finden können, sollten wir vielleicht dafür sorgen, dass er uns findet.«
    Brendan zog spöttisch eine Augenbraue hoch. »Und mit ›uns‹ meinst du natürlich mich.«
    »Er ist entschlossen, dich zu fassen, um an den Stein heranzukommen. Folglich werden wir dich ihm als Köder unter die Nase halten und sehen, ob er anbeißt.«
    »Das hört sich nicht gut an, finde ich.«
    »Aber es wird funktionieren.«
    »Das könnte sehr gut sein, doch es ist mein Allerwertester, den ihr ihm unter die Nase halten werdet.«
    »Und wie sicher ist dein Allerwertester jetzt? Scathach und die Amhas-draoi werden dich nicht am Leben lassen. Für sie bist du ein gewissenloser Mörder mit dem Blut von Hunderten von Unschuldigen an den Händen.«
    »Ich habe nicht … So war das nicht.«
    Aber was hatte er Elisabeth gesagt? Dass auch eine Unterlassungssünde eine Sünde war. Er mochte zwar nicht selbst gemordet haben, doch es war, als befänden sich seine Abdrücke auf all den Dolchen, die getötet hatten. Seine Ideen hatten die Gruppe der Neun in ihren Ambitionen bestärkt. Seine Arroganz hatte ihn blind gemacht für das zunehmende Übel, das vor seinen Augen vor sich ging. Zuerst hatte Freddie und seine ganze Familie sterben müssen, um ihn, Brendan, endlich klarsehen zu lassen, und da war es bereits zu spät gewesen.
    »Du willst dein Leben zurück? Dann hilf mir, Máelodor zu finden und zu fassen!«, schlug Roseingrave vor. »Zwing ihn, für seine Verbrechen einzustehen! Dann werden die Amhas-draoi endlich einsehen, wer hinter dieser neuen Gefahrenquelle steckt. Sie werden mir zuhören müssen – und auch dir.«
    »Und was ist mit Elisabeth? Máelodor glaubt, sie wüsste, wo der Stein verborgen ist.«
    »Sie ist sicher, solange sie sich unter meinem Schutz befindet, und das müsste doch gewiss ein weiterer Grund für dich sein, mir zu helfen. Solange Máelodor lebt, ist Miss Fitzgerald in Gefahr. Du hast sie in diese Sache hineingezogen, und es ist deine Aufgabe, sie wieder herauszuholen.«
    Statt zu antworten, richtete Brendan seinen Blick auf die Flammen im Kamin und dachte an das kleine Fachwerkhaus auf dem Hügel unterhalb des Friedhofes. An Freddies Familie und an Freddie selbst. Das Haus war in Flammen aufgegangen wie Zunder. Brendan hatte die Hitze auf seinem Gesicht gespürt wie die Feuer der Hölle. Und in ebendiesem Moment hatte er erkannt, dass es kein Entkommen gab vor dem, was er getan hatte. Er hatte es versucht. Sieben Jahre lang war er dem Bösen immer einen Schritt voraus gewesen, aber am Ende hatte es ihn eingeholt. Und jetzt würde er für seine Sünden büßen müssen.
    Miss Roseingrave hatte ihre langsame Wanderung wieder aufgenommen und blieb nur hin und wieder stehen, um einen abschätzenden Blick auf ihn zu werfen. »Was meinst du, Douglas? Willst du der Köder sein, um einen Mörder einzufangen? Und dies alles ein für alle Mal beenden?«
    Brendan rührte ganz leicht und vorsichtig an Helenas Bewusstsein, um die Aufrichtigkeit ihrer Worte einschätzen zu können. Doch er stieß auf einen sorgsam abgeschirmten Geist, und als er tiefer vordrang, stand er vor einer Bienenwabe voller unentwirrbarer Gedanken, die dazu dienten, jedes Eindringen in ihr Bewusstsein zu verhindern. Falls sie log, gab es für ihn also keine Möglichkeit, es zu erfahren.
    Wenn du Brendan töten wolltest, hättest du es längst getan. Wir haben nichts zu verlieren und alles zu gewinnen , hallten Elisabeths Worte in ihm wider.
    … nichts zu verlieren … alles zu gewinnen.
    Und ihm waren die Möglichkeiten ausgegangen.
    Seufzend griff er unter sein Hemd und zog die Kette mit dem Stein hervor, die um seinen Hals hing. Licht flackerte auf seinen grob bearbeiteten Oberflächen, ein Glimmen wie am Rande einer Gewitterwolke oder Feuergarben über einem verqualmten Schlachtfeld.
    Goldene Augen starrten in schwarze. Keiner war zum Nachgeben bereit.
    »Einverstanden«, sagte er.
    Nachdem Elisabeth ein Bad genommen und das Kleid ins Feuer geworfen hatte, stand sie in einem Morgenmantel an ihrem Schlafzimmerfenster. Aber sie sah kaum etwas von dem, was draußen vorging, sondern war in Gedanken nur eine kurze Droschkenfahrt entfernt am Merrion Square im Stadthaus der Fitzgeralds.
    Vielleicht waren Tante Fitz und Tante Pheeney jetzt gerade dort und sorgten sich um sie. Oder waren empört über sie. Würden sie verstehen, wenn sie ihnen die Wahrheit sagte? Vielleicht. Aber es Gordon zu

Weitere Kostenlose Bücher