Verlockendes Dunkel
Aber ist die Antwort heute eine andere?«
Elisabeth holte tief Luft, als müsste sie darüber nachdenken, und Brendan hielt ganz unbewusst den Atem an. »Ich liebte das Bild, das ich mir von ihm gemacht hatte. Ich wollte einen Ehemann und Kinder. Ein Leben mit jemandem, auf den ich mich verlassen konnte. Und ich dachte, Gordon könnte mir all diese Dinge geben.«
Brendan ging zu ihr hinüber, um ihre Hände zu ergreifen. Seine Finger verschränkten sich mit ihren, als er sie behutsam auf die Füße zog. Sie lächelte, und sein Blick glitt zu den entzückenden Sommersprossen auf ihrer Nase, die sie so hasste, und zu ihren sinnlichen, weichen, roten Lippen.
Eine schöne Frau. Eine stille Nacht.
So weit nichts Ungewöhnliches.
Er war tausend Mal in dieser Situation gewesen und tausend Mal gegangen.
»Du sprichst nie über Belfoyle«, bemerkte Elisabeth.
»Als gehörte ich dorthin, meinst du?«, scherzte er, obwohl er sofort auf der Hut war vor der Richtung, die das Gespräch einschlug. Sein Zuhause war ein Tabuthema, seit er Belfoyle vor all den Jahren verlassen hatte, denn solange er nicht daran dachte, tat es auch nicht weh.
Elisabeth schüttelte den Kopf. »Ganz allgemein. Oder jedenfalls sprichst du nicht so darüber, wie man es nach so langer Abwesenheit erwarten würde.«
»Ich bin der zweitgeborene Sohn, oder hast du das bereits vergessen?«, antwortete er scharf. »Der Besitzerstolz steht Aidan zu.«
Wieder beschlich ihn das Gefühl, dass sie nach irgendwas in ihm suchte. Wenn sie sich nicht vorsah, würde sie mehr finden, als sie erwartet hatte. »Ich rede nicht von Besitzerstolz, sondern von der Liebe zu einem Ort. Wie Belfoyle und allem, was es so besonders macht, einen Platz in deinem Herzen zu geben.«
»Was bezweckst du eigentlich mit diesem Gespräch, Elisabeth? Mir ein Geständnis abzuringen? Möchtest du hören, wie ich zugebe, dass ich jeden Tag meiner Abwesenheit um meine Familie geweint habe? Dass ich jede Nacht, wenn ich die Augen schloss, Belfoyles Türme vor mir sah?« Er packte sie an den Armen, als er ein Brennen hinter seinen Augäpfeln zu verspüren begann. »Mein Leben beschränkte sich aufs Über leben. Auf Nahrung, Unterkunft und Sicherheit. Ich hatte keine Zeit für Bedauern, Tränen oder Selbstmitleid.«
Elisabeth hielt seinem Ausbruch tapfer stand. »Und jetzt?«
»Du hast gesehen, womit ich mich auseinandersetzen muss.« Er verstärkte noch den Griff um ihre Arme. »Mein Leben ist nicht mein eigenes, bis Máelodor tot ist und der Sh’vad Tual sich an einem sicheren Ort befindet.«
Aus Ärger wurde sinnliche Erregung. Er wollte Elisabeth bestrafen und zugleich besitzen. Seine Lippen suchten ihre zu einem Kuss, der ausschließlich dem Wunsch entsprang, sie zum Schweigen zu bringen, um ihren Angriffen auf seine Psyche und dem langsamen Abbau all seiner Verteidigungsmechanismen ein Ende zu bereiten. Er wollte sich keinen Fantasien, Träumen oder Hoffnungen hingeben, sondern in Elisabeth nichts anderes sehen als eine Behinderung für ihn. »Selbst wenn wir morgen heiraten, kann ich dir nicht die Zukunft versprechen, die du dir wünschst.«
Dann kostete er wieder die süße Hitze ihres Mundes und nahm den köstlichen Geschmack der Weincreme wahr, die es zum Dessert gegeben hatte. Er umfasste mit beiden Händen die vollkommenen Rundungen ihrer festen Brüste, atmete ihren angenehmen Duft nach Zitrone und Lavendel ein und konnte sein drängendes Verlangen nach ihr nicht länger verleugnen.
»Vielleicht nicht«, murmelte sie und verschränkte die Hände in seinem Nacken und unter seinem Haar. »Aber du kannst mir die Hoffnung auf irgendeine Zukunft bieten. Das wird dann eben genügen müssen.«
Das Flattern in ihrem Magen, das Rauschen des Blutes in ihren Ohren, die Anspannung ihrer Muskeln, die bebten vor Erwartung … Elisabeth hätte ebenso gut mit halsbrecherischem Tempo über die steinige Heide und die hoch über den Klippen liegenden Weiden galoppieren können. Die Empfindungen waren die gleichen, einschließlich des Gefühls, völlig außer Kontrolle einem gefährlichen Sprung entgegenzujagen.
Brendan hatte Elisabeth die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinaufgeführt, wo Dunkelheit sie einhüllte und sie sich wie Verschwörer aneinanderdrängten. Als er die Tür hinter ihnen schloss, löste allein schon das Geräusch des zuschnappenden Riegels ein Erschauern in Elisabeth aus, und eine wohlige Hitze breitete sich in ihren Gliedern aus.
Dann löste Brendan ihr aufgestecktes
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