Verlockendes Dunkel
lassen dürfen, wie es gekommen ist, weil wir noch nicht verheiratet sind, Lissa.«
Sie spürte seine Brust warm an ihrem Rücken, sein Atem kitzelte ihren Nacken. »Ich weiß, dass du mich nur heiratest, weil du es tun musst«, sagte sie.
»Ach, das weißt du?«, spöttelte er und kitzelte sie, bis sie schreiend zu entkommen versuchte.
»Nein! Hör auf! Bitte lass das, Brendan!«, flehte sie. »Ich gebe auf. Du hast gewonnen.«
»Das wird dich lehren, mir nicht erklären zu wollen, warum ich dich heirate«, sagte er und drückte einen Kuss auf ihren Nacken.
»Nun, beim letzten Mal warst du ja offensichtlich nicht allzu begeistert. Und es hat sich nichts geändert. Ich bin noch immer ich, und du bist noch immer du.«
»Wie tiefgründig wir nach dem Liebesspiel werden! Das werde ich mir merken«, murmelte er und drückte sie an sich.
Das war nicht das, was sie hören wollte. Dumm wie sie war, wollte sie ihn sagen hören, dass er sie liebte.
Sie drehte sich herum, sodass sie nun einander gegenüberlagen. Wieder bewunderte sie die schlanken, aber durchtrainierten Muskeln seiner Arme. »Ich habe dir doch hoffentlich nicht wehgetan?«
Er lachte und küsste sie auf die Nasenspitze. »Das ist eigentlich mein Spruch.«
Elisabeth errötete. »Ich meinte deine Schulter.«
Brendan setzte eine Miene auf, als verstünde er erst jetzt. »Ach so, die Schulter!« Er beugte den verbundenen Arm, schwenkte ihn und wackelte mit den Fingern. »Die pulverisierte Affenzunge, die mir Madame Arana gab, hat wirklich gut gewirkt.«
»Affenzun … Brendan! Sie hat dir nichts dergleichen gegeben.«
Seine Augen funkelten vor Übermut. »Nein, doch für eine Sekunde hast du’s mir geglaubt«, meinte er und zog sie an sich. »Dem Arm geht es schon besser. Er ist steif, aber noch dran. Ich werde es überleben und weiterkämpfen können.«
Noch immer im siebten Himmel schwebend, war sie völlig unvorbereitet auf die jähe Angst, die sie jetzt wie ein Fausthieb in den Magen traf. Brendan scherzte, doch es war die Art von Galgenhumor, zu dem die Leute griffen, wenn die Wahrheit zu schrecklich war, um auch nur darüber nachzudenken. Elisabeth wandte das Gesicht ab, weil er nicht sehen sollte, wie sehr seine Worte sie beängstigten.
Aber es nützte nichts. Er merkte es auch so.
»Lissa?«, fragte er und drehte ihr Gesicht mit besorgter Miene wieder zu sich herum. »Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?«
Sie wollte nicht darüber reden und ihre Gefühle erklären müssen, solange sie sie selbst nicht ganz verstand. Sie würde sich an dem erfreuen, was sie von ihm hatte, und versuchen, sich nicht etwas zu wünschen, was er ihr nicht geben konnte.
Mit einem tapferen Lächeln und einem Schulterzucken wechselte sie schnell das Thema. »Was bedeutet das?«, erwiderte sie und strich mit dem Finger die Umrisse eines gebrochenen Pfeils nach, der durch eine Mondsichel verlief. Die Tätowierung begann zwischen dem Ansatz seines Nackens und der linken Schulter und verlief bis zu seiner Brust hinunter. »Es ist mir vorher schon mal aufgefallen.«
Brendans starrer Blick schien geradewegs in sie hineinzuschauen. Doch statt auf einer Antwort auf seine eigene Frage zu beharren, legte er nur eine Hand auf Elisabeths und zog sie langsam von der Tätowierung weg. »Vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit.«
»Hast du es in Griechenland machen lassen?«
»Im Hinterzimmer eines Pariser Bordells. Vater war außer sich vor Zorn. Er nannte mich … Nein, ich bin zu taktvoll, um zu wiederholen, als was er mich bezeichnete, doch er schwor mir, dass ich es bereuen würde.« Er schloss für einen Moment die Augen und presste die Lippen zusammen. »Und er hatte recht.«
Elisabeth stützte sich auf einen Ellbogen und suchte in Brendans Gesicht nach einem Hinweis auf den Mann hinter der Maske, die er so gern und mit voller Absicht trug. Sie war die Fassade, die er geschaffen hatte, um alle von sich fernzuhalten. »Warum hast du Belfoyle verlassen? Was ist damals geschehen? Was war es wirklich , was dich dazu veranlasste, so spurlos zu verschwinden? Wir dachten alle, du wärst tot, Brendan. Deine Familie und ich …« Sie holte tief Luft, bevor sie seinen Blick erwiderte. »Wir haben alle um dich getrauert.«
Brendan strich ihr das Haar aus der Stirn und drückte einen Kuss darauf. »Das war vor langer Zeit und spielt jetzt keine Rolle mehr.«
Doch, spielte es! Elisabeth konnte es an den Schatten, die seine Augen trübten, und an seiner angespannten Haltung
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