Verlockendes Dunkel
anderem, als wir vorher waren.«
»Und was wäre das?«
»Zwei Menschen, die in den Umständen gefangen sind. Möglicherweise kann ich nicht mal …« Er brach ab und massierte seine verletzte Hand, als schmerzte sie. »Ich würde einfach nicht viel Mühe aufwenden, um dies zu mehr als einer gesichtswahrenden Ehe zu machen.«
Er sah Elisabeth nicht an, sondern hielt den Blick auf seine Hand gerichtet, die mit gekrümmten Fingern und geschwollenen Gelenken auf seinem Oberschenkel lag. Elisabeth hatte ihn gefragt, wie es zu der Verletzung gekommen war, so wie sie auch versucht hatte herauszufinden, warum er geflohen war, wie er in den vergangenen Jahren gelebt hatte oder welch düstere Erinnerungen so häufig seine sonnenhellen Augen trübten. Aber genau wie jetzt hatte er sie immer abgewiesen und ihre Fragen pariert wie ein exzellenter Fechter.
»Ich mag zwar eine Duinedon sein, doch ich bin kein Dummkopf, Brendan. Und ich bin es leid, wie einer behandelt zu werden.«
Seine Hand krümmte und streckte sich nervös. »Du bist alles andere als ein Dummkopf, Lissa.«
Das hatte er ihr schon einmal gesagt, aber sie wusste, dass es dumm von ihr war, mehr zu wollen, als er ihr geben konnte. Wie eine wahre Ehe aus ein paar von einem Priester gesprochenen Worten hervorzuzaubern.
»Nichts davon soll dir Schmerz verursachen, sondern dich nur vor Schaden bewahren. Ich möchte dich nur beschützen«, fügte er hinzu.
»Ich bin kein Glaspüppchen, Brendan. Du hättest inzwischen merken müssen, dass ich nicht so leicht zu erschüttern bin. Aber in diesem Fall wird das, was ich nicht weiß, mich vielleicht sogar umbringen.«
Er krümmte und streckte die Finger erneut, wobei die Narben weiß hervortraten, doch er schwieg beharrlich.
»Vergiss, was ich gesagt habe!«, meinte sie, und ihr Ärger kämpfte mit Enttäuschung. »Und vergiss die Heirat! Es war eine dumme Idee. Am besten gehst du deinen Weg und ich den meinen …«
Sie erhob sich, aber Brendan griff nach ihrer Hand. »Jetzt bist du wütend.«
Elisabeth versuchte, sich von ihm loszureißen. »Bin ich nicht.«
Ein schiefes Grinsen umspielte plötzlich seine Lippen. »Du lügst.«
»Und du machst mich verrückt. Wenn du mich nicht heiraten wolltest, warum hast du dann zugestimmt?«
»Wegen deiner Redegewandtheit und gewinnenden Art?«, versetzte er schmunzelnd.
Es war wie Schattenboxen. Egal, ob sie vernünftig mit ihm redete, mit ihm stritt oder ihn drangsalierte, er blieb von allem unbeeindruckt. Genauso gut hätte sie mit einer Wand reden können, denn es nützte überhaupt nichts. »Weißt du, wie sehr ich dich im Augenblick verabscheue?«
»Ich kann es mir denken, doch ich werde es ignorieren. Du bist überreizt.«
Elisabeth drehte sich um und stapfte zum Haus zurück, aber er hielt Schritt mit ihr und ließ sie nicht entkommen. »Wenn ich überreizt wäre – was ich ganz bestimmt nicht bin –, hätte ich jedes Recht dazu.«
Er senkte den Kopf wie ein gescholtener Welpe. »Wirst du mir verzeihen, wenn ich mich entschuldige?«
Sie weigerte sich, ihn anzusehen, und dachte nicht daran, sich von seinem Kleine-Jungen-Charme umstimmen zu lassen. »Warum sollte ich?«
»Aus keinem anderen Grund als dem, dass du dich danach vielleicht besser fühlen wirst.«
»Es bräuchte sehr viel mehr als das, damit ich mich besser fühle.«
Sie fuhr herum und prallte gegen seine harte Brust. Wann war er ihr so nahe gekommen? Wann hatte sie vergessen zu atmen? Sie brauchte nur ihr Kinn zu heben, um mit ihren Lippen die seinen zu berühren. Um das Grübchen an seinem Mundwinkel zu küssen. Oder eine Hand zu heben, um die Bartstoppeln an seiner Wange zu berühren.
»Wie wäre es für den Anfang damit?«, fragte er mit einem verführerischen Flüstern.
Dann tat er, was sie nicht konnte, und senkte den Kopf, um einen Kuss auf ihren Mund zu hauchen. Er hatte sie noch nirgendwo sonst berührt, und trotzdem entzündete dieser leichte Kontakt eine Flamme tief in ihrem Innersten. Sein warmer Atem löste ein wohliges Erschauern in ihr aus, und die Flamme schlug höher und breitete sich aus, bis jede Zelle ihres Körpers glimmte.
»Du hast gesagt, du wolltest mich nicht heiraten«, murmelte sie.
Sein Blick, der über ihr Gesicht glitt, als wollte er es sich für immer einprägen, verstärkte die Hitze in ihr noch, bevor er zurücktrat und sein geübtes draufgängerisches Lächeln ihr weitaus mehr versprach, falls sie die Courage dazu hatte. »Das eine hat nichts mit dem anderen
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